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Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)

Titel: Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Brust gepresst, sah sie auf ihre Uhr. Das musste die Nachbarin sein, die Wendy zusammen mit ihrer Tochter von der Schule abgeholt hatte. Sie musste sich zusammenreißen. Sie drehte sich um und zwang sich zu einem Lächeln. Es gefror und zerbröckelte, als ihr Mann die Garage betrat.
    »Ach, ich dachte, es ist Wendy. Du bist früh dran.«
    »Ich habe das von Marissa Fordham erfahren«, sagte er.
    »Wie hast du es erfahren?«, fragte sie einfältig, als ob sonst niemand von dieser schrecklichen Neuigkeit wüsste. Als ob es ein furchtbares Geheimnis wäre, das sie allein zu hüten hatte.
    »Detective Mendez hat mir erzählt, dass du dort warst, bei ihrem Haus.«
    »Marissa und ich wollten heute Morgen miteinander arbeiten. Ich kam hin und … er hat es mir gesagt.«
    »Bist du in Ordnung?«
    »Nein. Natürlich nicht. Du etwa?«
    Steve hatte Marissa gekannt. Im Zusammenhang mit seiner ehrenamtlichen Arbeit für das Frauenhaus hatte er sich um das Urheberrecht für das Plakat gekümmert, damit die Einnahmen durch den Verkauf direkt an das Thomas Center flossen.
    Sie hatte sich gefragt, ob zwischen den beiden mehr gewesen war. Der Fluch der betrogenen Frau: Jedes Mal, wenn sie eine andere Frau ansah, zu der ihr Mann Kontakt hatte, musste sie sich fragen, ob er mit der auch schlief. Marissa war schön, eigenwillig, sexy – das Gleiche hatten die Leute vor einer halben Ewigkeit, wie es schien, auch von Sara gesagt …
    Ihr Mann hatte die Hände in die Hüften gestemmt und schüttelte den Kopf. Er stand keinen Meter von ihr entfernt. Es hatte eine Zeit gegeben, da wären sie aufeinander zugegangen und er hätte sie in die Arme genommen.
    »Nein«, sagte er. »Es ist furchtbar.«
    »Was geschieht jetzt mit Haley?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und verschmierte dabei Blut auf ihrer Wange.
    »Du blutest«, sagte Steve.
    Früher hätte er ihre Hand genommen und den verletzten Finger geküsst.
    »Ich habe mich geschnitten.«
    »Warum ziehst du denn keine Handschuhe an, wenn du an dem Ding arbeitest?«, fragte er, mehr verärgert als besorgt.
    »Leiden für die Kunst?«, hatte Mendez gefragt.
    Sie fragte sich, wie ihr Mann reagieren würde, wenn sie ihm erzählte, dass der körperliche Schmerz eine Erleichterung war.
    Auf der Straße schlug erneut eine Autotür zu, und die Gelegenheit war verpasst – nicht dass sie sie jemals ergriffen hätte. Ihre Tochter war zu Hause. Es war angebracht, ein fröhlicheres Gesicht aufzusetzen.

17
    Sobald sie gegessen hatten und die Küche aufgeräumt war, ging Wendy in ihr Zimmer. Sie blieb nie lange unten, wenn ihre Eltern beide zu Hause waren, weil sie nie fröhlich waren, sondern immer angespannt, und das war ätzend. Und es war ihre Schuld, was noch ätzender war.
    Ihre Eltern blieben ihretwegen zusammen, weil sie das wollte. Aber das wollte sie gar nicht. Nein, sie wollte, dass sie die Uhr zurückdrehten und wieder so glücklich waren wie früher. Wenn sie wie Michael J. Fox in Zurück in die Zukunft eine Zeitreise hätte machen können, dann hätte sie das getan und alles Mögliche geändert.
    Sie wäre in die Vergangenheit zurück und hätte dafür gesorgt, dass nie geschehen wäre, was dazu geführt hatte, dass ihre Eltern sich nicht mehr liebten. Sie wäre zurück zu diesem Tag im Oktober vor einem Jahr und hätte dafür gesorgt, dass Tommy und sie nicht die Abkürzung durch den Oakwoods Park genommen hätten und dass sie niemals diese Leiche gefunden hätten und nichts von alldem passiert wäre, was danach passierte.
    Aber sie konnte keine Zeitreise machen. Sie konnte das, was zwischen ihrer Mom und ihrem Dad nicht stimmte, nicht in Ordnung bringen. Und sie hatte zu viel Angst davor, auch noch das, was von ihrer Familie übrig war, zu verlieren, um ihnen zu sagen, sie sollten es nicht länger versuchen. Bedrückt saß sie in ihrem sonnengelb gestrichenen Zimmer mit den weißen Korbmöbeln und den vielen Stofftieren auf dem Bett. Ihre Barbies wohnten in einer Ecke in einem rosa Barbie-Traumhaus mit einer rosa Barbie-Corvette davor.
    Wendy hatte das Gefühl, sich in einem fremden Zimmer zu befinden. Im Zimmer eines unbekümmerten, glücklichen Kindes, das nichts von den Dingen wusste, die Wendy wusste.
    Sie schaltete ihr Radio ein und setzte sich aufs Bett. Ihr neuester Lieblingssong lief – True Colors von Cyndi Lauper. Damals war es Girls Just Wanna Have Fun gewesen. Immer wenn der Song im Radio gespielt wurde, hatte sie mitgesungen und

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