Eine verräterische Spur: Thriller (German Edition)
Bemerkung aufgeschnappt, das ist alles. Sie ist eine alleinerziehende Mutter und sexy – da muss sie ein Flittchen sein. Was ist mit ihrer Tochter?«, fragte er dann. »Wo ist sie?«
»Im Krankenhaus«, sagte Vince. »Ohne Bewusstsein, soweit ich weiß.«
Das gab Franny den Rest. Röte überzog seine blassen Wangen, und er kniff die Augen zusammen. »Wenn du herausfindest, wer das war«, sagte er, »dann tu der Welt einen Gefallen und erschieß ihn.«
»Leider ist das Leben nicht so einfach«, sagte Vince.
»Sollte es aber sein«, erklärte Franny. »Fort mit den bösen Menschen von dieser Erde! Auf der Stelle! Mehr Wein für alle anderen!« Er prostete ihnen zu und trank den Rest seines Cabernet in einem Zug aus.
16
Sara umrundete ihre Skulptur, versuchte sich zu konzentrieren, ihren Blick auf das Wesentliche zu richten und ihre nächsten Schritte zu überlegen. Vergeblich.
Vor einer Woche hatte sie das Projekt mit einer bestimmten Vorstellung begonnen. Es ging dabei um Stärke und Weiblichkeit. Das Metall – das für Stärke stand – würde sich biegen, aber nicht brechen. Aus dem verwundeten Herzen würde weibliche Schönheit fließen, symbolisiert durch handbemalte Seidenbänder.
Doch als sie ihr Werk jetzt betrachtete, sah sie nichts außer einem Knäuel verbogener Drähte und Eisenteile. Autowrack am Stiel . Genau so sah es aus.
Unruhe erfasste sie. Wie unter einem Stroboskop blitzten die Ereignisse dieses Morgens vor ihr auf. Detective Mendez, sein finsteres Gesicht, die herabgezogenen, von einem Schnurrbart umrahmten Mundwinkel. Marissas Haus. Das zerstörte Atelier. Die zerstörten Kunstwerke.
»Miss Fordham ist tot.«
Oh Gott.
»Miss Fordham ist tot.«
»Oh Gott«, flüsterte sie zitternd. Vor ihrem geistigen Auge sah sie Marissa herumlaufen, reden. Wenn sie redete, unterstrich sie ihre Worte immer mit weit ausholenden Gesten, als würde sie ein Bild malen. Fröhlich. Temperamentvoll. Voller Leben.
»Miss Fordham ist tot.«
Ihr war übel.
Sie streckte die Hand aus, um ein Stück des Drahtgeflechts zurechtzubiegen, und schnitt sich dabei in den Finger. Ein großer hellroter Blutstropfen leuchtete wie eine Kaktusblüte auf ihrer Fingerspitze, bevor er auf die schwere Leinwand fiel, die den Boden der Garage bedeckte, wo sie einen der drei Stellplätze für diese große Arbeit, die auch noch geschweißt werden musste, mit Beschlag belegt hatte.
Ihr Atelier einen Stock höher, das Steve und sie vor ein paar Monaten für sie ausgebaut hatten, war ein lichtdurchfluteter Raum, der jede Menge Platz zum Malen und für kunsthandwerkliche Arbeiten bot. Manchmal kam ihr der Gedanke, dass dieses Atelier ihr Trostpreis war. Die Gegenleistung dafür, dass sie sich nicht von Steve scheiden ließ.
Er hatte sie mit Lisa Warwick betrogen, einer Krankenschwester, die den Frauen aus dem Thomas Center ehrenamtlich als Opferbegleiterin vor Gericht beigestanden hatte. So wie auch Steve sich viele Stunden ehrenamtlich einem ganz ähnlichen Zweck widmete. Sara hatte schon lange einen Verdacht gehegt, aber nie den Mut aufgebracht, ihn zur Rede zu stellen. Wenn sie das getan hätte, dann hätte sie sich auch mit dem nächsten Schritt auseinandersetzen müssen. Sollten sie zur Eheberatung gehen? Sollte sie einfach die Scheidung einreichen? Könnte sie ihm jemals wieder vertrauen?
Die Antwort auf die letzte Frage lautete nein. Er hatte die Affäre niemals zugegeben. Bis zum heutigen Tag hatte er seine Schuld nicht eingestanden. Typisch Anwalt. Seine Geliebte war tot. Es gab keine Zeugen, die gegen ihn hätten aussagen können. Aber Sara wusste es, und Steve wusste, dass sie es wusste. Sie hatte ein wunderbares Atelier dafür bekommen, ihre Selbstachtung hatte jedoch einen schweren Schlag erlitten.
Sie akzeptierte es und lebte damit, aber sie trug schwer am Los der betrogenen Ehefrau. Sie sagte sich, dass sie es für Wendy tat. Sie hoffte, dass das stimmte. Sie hoffte, dass es richtig war.
Wendy liebte ihren Vater. Sie genoss es, der Mittelpunkt im Leben ihrer Eltern zu sein. Sie wusste nicht, dass die Ehe ihrer Eltern nur noch auf dem Papier bestand.
Sara versuchte, sich wieder auf ihre Arbeit zu konzentrieren, betrachtete sie aus einem anderen Blickwinkel. Auch aus einem anderen Blickwinkel sah sie nach nichts aus. Sie fragte sich, ob Marissa etwas darin gesehen hätte.
Miss Fordham ist tot.
Ermordet.
Oh Gott.
Sie zuckte zusammen, als in der Einfahrt eine Autotür zugeschlagen wurde. Die blutende Hand an die
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