Eine Zuflucht aus Rosen
gegeben, dass es keine Beschreitung des Ehebettes geben würde. „Die Laken mögen am nächsten Morgen inspiziert werden, aber ich werde Madelyne nicht zumuten, sich vor irgendjemand anderem als mir selbst oder ihrer Zofe auszukleiden.“
Der König gluckste bei der Heftigkeit in den Worten seines Ritters, aber er gab nach. „Wenn ich es nicht besser wüsste, Gavin, würde ich annehmen, dass Ihr der Nonne mit Haut und Haaren verfallen seid. Nichtsdestotrotz, es wird so sein, wie Ihr sagt: keine Beschreitung des Ehebettes ... wenn es Euch denn gelingt, Euch heimlich von den Feierlichkeiten davonzustehlen. Ich bin nicht verantwortlich für die Taten übereifriger Männer unter Eurer Gefolgschaft oder für andere Ritter, sollten die Euch folgen!“
Gavin hatte zugestimmt – er hatte mehr Unterstützung von seinem König bekommen, als er erwartet hatte – und jetzt, als er neben seiner frisch angetrauten Braut am Ehrentisch saß, hatte er Schwierigkeiten sich auf die Unterhaltung mit Eleonore zu konzentrieren. Als Madelyne neben ihn an den Alter getreten war, hatte er sich gefühlt, als hätte jemand ihm einen Schlag in die Magengrube versetzt.
Sie trug ein Kleid in einer Farbe wie Perlmutt, das bei jeder Bewegung schimmerte – wie er noch nie zuvor eines gesehen hatte. Das Untergewand und die Tunika darüber waren aus dem gleichen Tuch gefertigt und beides schmiegte sich um ihren Körper auf eine Art und Weise, die einer Nonne gar nicht zustand.
Aber sie war keine Nonne mehr.
Madelynes Gewänder selbst waren schlicht im Schnitt und in den Verzierungen daran. Es war das Tuch selbst, das sie zu einer Mondgöttin machte, mit ihrem schönen, heiteren Gesicht, den blassrosa Lippen und den langen, seidigen Haarlocken von der Farbe der schwärzesten Nacht, die ihr bis unter die Taille herab hingen. Ein dünnes Band aus Silber wand sich um ihre Stirn, nicht ausreichend, um ihre Lockenpracht zu bändigen, aber vollkommen als eine Art schlichter Schmuck, der ihr Gesicht umrahmte. Ein großer Perlentropfen hing ihr in die Stirn, von dem Silberreif herab, und lange Ketten von blauweißen Perlen waren ihr um den Hals gewickelt worden und hingen bis zu dem Silbergürtel an ihren Hüften herab.
Gavin hatte noch nie zuvor ihr Haar völlig gelöst gesehen und jetzt, als es sich an den Spitzen einringelte, ihr über die Schultern fiel, wenn sie sich beim Essen vorbeugte, streckte er die Hand aus, um eine dicke Locke zu berühren. Er hob sie an, spürte ihr Gewicht und fragte sich, wie bald sie sich von der Tafel erheben könnten.
Er nippte an seinem Wein, fuhr fort sich mit Eleonore zu unterhalten, selbst dann noch, als er seine Frau beim Plaudern mit dem König beobachtete, der auf ihrer anderen Seite saß. Während er sie so betrachtete, konnte er kaum fassen, dass sie vor nur einem Mond eine schüchterne, weltfremde Nonne gewesen war, in einem Kloster, sicher vor der Außenwelt abgeschirmt. Heute sprach sie mit mehr Selbstvertrauen, bewegte sich mit mehr Selbstbewusstsein und war gewisslich die schönste Frau, die er je gesehen hatte.
Und sie war sein.
Das reichte. Gavin erhob sich von seinem Platz, verbeugte sich, um Eleonore die Hand zu küssen, und sagte, „Eure Majestät, ich habe Eure Gesellschaft sehr genossen ... aber jetzt möchte ich zu meinem Weib. Ich möchte Euch wissen lassen, wie außerordentlich dankbar ich Euch bin, dass Ihr mich in diese Richtung gedrängt habt.“
Eleonore lächelte da hintergründig und drückte ihn am Arm. „Ihr habt Euch diesen Preis wohl verdient ... und ich bin geradezu schockiert, wie lange Ihr es hier zu Tisch ausgehalten habt!“
Er beugte sich zu Madelyne und flüsterte ihr ins Ohr, „Ich bitte Euch, zieht Euch nun von der Tafel zurück, Madame, und lasst Clem Euch zu unserem Gemach geleiten. Ich werde Euch dort in Kürze Gesellschaft leisten. Ich habe genug von dem Gerede hier und wünsche mit Euch alleine zu sein.“
Ihre großen, weit aufgerissenen Augen blickten überrascht zu ihm hoch, aber Madelyne tat wie gebeten. Gavin half ihr dabei, das Gewirr ihrer weiten Röcke aus dem Stuhl zu bekommen, auf dem sie saß, und mit einem Handzeichen zu Clem schickte er sie in die richtige Richtung fort.
Jetzt würde der Trick darin bestehen, dass Gavin verschwand, ohne dass dies den Zechenden auffiel und sie ihm folgten, um auf einer rituellen Beschreitung des Ehebettes zu bestehen. Sein Plan war, sich aus dem Staub zu machen, bevor es irgendeinem von ihnen auffiel.
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