Eine Zuflucht aus Rosen
war ein Junge, mit dem ich aufgewachsen war. Er war Ziehsohn im Haushalt meines Vaters, so wie Gavin auch, und sie waren Freunde – obwohl Gavin ihm drei Jahre voraus hatte. Mein Gregory traf eine törichte Entscheidung und verfiel den Phantasien Eures Vaters und mit Versprechungen von Unsterblichkeit und Macht lockte er Gregory zu sich. So wie er es mit zahllosen anderen Männern tat. Und als sie eine Burg belagerten, die zu Gavin gehörte, kam es zu einer großen Schlacht ... und im Verlauf derselben wurde Gregory von Gavin niedergestreckt.“
„Oh, nein!“ Madelyne sank auf Judiths Bett. „Gavin hat Euren Verlobten getötet! Judith, es tut mir so Leid...“
Judith nickte mit dem Kopf, aber ihre Augen waren klar. „Ja, das ist wahr. Maddie, Gavin tat nichts Unrechtes ... das weiß ich – er wollte nur das Seinige verteidigen, und seine Leute, und er wusste nicht, dass er es war ... mit dem Helm und dann noch von Dreck besudelt. Töricht wie er war, führte Gregory Fantin auf einem Weg in die Burg hinein, den er nur wegen seiner Beziehung zu mir kannte... Ja, Gregory hat einen entsetzlichen Fehler begangen und den Preis dafür bezahlt. Ich habe Gavin schon vor langer Zeit vergeben, Maddie ... aber ich glaube nicht, dass er sich selbst vergeben hat.“
„Und ... Nicola? Wurde sie auch erschlagen...?“ Maddie konnte sich nicht dazu bringen, die Worte auszusprechen, auch wenn Furcht ihr das Herz abschnürte. Nein, Gavin könnte nicht auch noch die Schuld für den Tod seiner Gemahlin auf dem Gewissen haben ... sei es durch Unfall oder mit Absicht.
„Man sagt, sie war dabei, Gavin zu verlassen und zu Eurem Vater zu gehen ... sie flüchtete über die Felder und in den Wald und Gavin folgte ihr, versuchte sie aufzuhalten. Er sagte mir, sie sei von ihrem Reittier gefallen – dass das Pferd zu einem Sprung angesetzt hätte, den es besser nicht gemacht hätte, und dass sie herunterfiel. Ich halte das für die Wahrheit, Maddie, aber es gibt einige, die glauben, dass Gavin – in seinem Zorn – ihr die Hände um den Hals legte und ihn ihr brach, weil er den Gedanken nicht ertragen konnte, sie an einen anderen Mann zu verlieren.“ Sie brach ab und schaute Madelyne direkt in die Augen.
„Er ist zu ehrenhaft, um etwas Derartiges zu tun“, sagte Madelyne leise zu ihr – weil sie wusste, dass ihre Freundin in dem Moment eine Bestätigung von ihr hören wollte.
„Ja, das ist er. Das glaube ich auch. Und das ist, warum es mir eine solche Pein gewesen ist, ihn zu sehen, weil er in die Finsternis abgeglitten ist, die ihn seit dem Tod von Nicola umgibt ... und seit dem von Gregory. Wenn ich sehen dürfte, wie ihm jene Pein aus dem Gesicht gewischt würde, wäre auch ich wieder glücklich. Vielleicht werdet Ihr diejenige sein, die ihm dabei helfen wird.“
„Vielleicht werde ich das.“ Madelyne saß da, die Hände ruhig in ihrem Schoß gefaltet. Am morgigen Tage würde sie sich mit ihm vermählen – mit diesem Mann, den sie nicht gut kannte, aber der ihr sowohl seine sanften als auch seine bitteren Seiten gezeigt hatte.
„Es ist meine größte Hoffnung, dass es so kommen wird, Madelyne. Es ist meine feste Überzeugung, dass es Gottes Wille war, Euch von Eurem Vorhaben eine Nonne zu werden abzuhalten, damit Ihr vielleicht die Seele eines guten Mannes rettet.“
* * *
„Meine Tochter soll sich mit Mal Verne vermählen?“ Fantin tobte, sein Herz sprengte ihm da für einen Moment fast die Brust entzwei, sein Kopf fühlte sich an, als ob er sich gerade von seinen Schultern löste. Er schlug – die beiden Hände flach ausgestreckt – auf den Tisch vor sich, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und starrte den Mann ungläubig an, der ihm die Nachricht überbracht hatte.
„So ist es. Der König – mit ein bisschen Hilfe seitens der Königin, wie Mal Verne es erzählt – hat ihm die Hand Eurer Tochter zur Ehe versprochen.“
Ein weiterer Grund, warum die Königin bestraft werden musste. Hinter Fantins hervorquellenden Augen stieg der Druck unerträglich an.
Das darf nicht geschehen.
Er durfte nicht zulassen, dass es geschah. Seine wunderschöne Tochter – die Frucht seiner Liebe mit Anne, die Fleischwerdung ihrer reinen Vereinigung – mit dem rohen, gefährlichen Mal Verne vermählt...
Das heilige Blut der Magdalena besudelt von dem seines Erzfeindes Mal Verne.
Niemals.
Blind griff Fantin nach seinem Weinkelch – ein wässriger, erbärmlicher Jahrgang, aber in diesem Loch hier, wo er in der Stadt
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