Eine Zuflucht aus Rosen
verarbeiten – eingedenk dessen, was sie über den Mann wusste.
Übelkeit stieg ihr aus der Magengrube hoch. Es war ein Missverständnis, sagte sie zu sich selbst. Es war Lüge.
* * *
Gavin stand auf der einen Seite von Heinrichs privatem Thronsaal, mit den Armen hinter dem Rücken gefesselt und mit einem Soldaten neben sich. Madelyne unterdrückte den Drang an seine Seite zu eilen. Stattdessen blickte sie dem König in das ernste Gesicht, während sie sich vor ihn hinstellte.
„Eure Majestät“, knickste sie vor ihm und blickte kurz zu ihrem Mann, um sich dann wieder dem Mann zuzuwenden, den sie nicht nur für den Lehensherren, sondern auch einen Freund Gavins hielt.
„Lady Mal Verne, seid Ihr Euch im Klaren darüber, worum es hier geht?“, fragte Heinrich. Da war kein Anzeichen des ironischen Humors, der zuvor immer in seinen blauen Augen gefunkelt hatte und kein Beweis dafür, dass er je etwas anderes als ein unerbittlicher Herrscher gewesen war. Auf seinem Gesicht zeichnete sich in der Tat ein erschöpfter, jedoch eisern entschlossener Wille ab.
„Ja, Eure Majestät. Man verdächtigt meinen Gemahl der Königin ein Leid anzutun. Vergebt mir Eure Majestät, aber Ihr wisst, dass Gavin die Königin respektiert und dass er Euch beiden aufs Treueste ergeben ist.“ Madelyne wusste, sie hatte gewagt, unaufgefordert das Wort zu ergreifen, aber sie ertrug es nicht, die stolze Gestalt ihres Ehemannes derart in Ketten liegend zu sehen. „Er hätte keinen Grund dafür, Euch oder der Königin ein Leid zuzufügen!“
„Lady Mal Verne“, ertönte da mächtig die Stimme Heinrichs. „Wir sind uns der Umstände wohl bewusst. Wir würden darum bitten, dass Ihr Eure Meinung erst dann kundtut, wenn Ihr darum gebeten werdet. Wir fragen Euch jetzt, hat Euer Gemahl ein Geschenk vorbereitet, das der Königin überreicht werden sollte?“
Madelyne richtete sich hier auf und hielt ihren Blick stets von Gavin abgewandt. „Ja, er gab eine besonderes Geschmeide in Auftrag, welches man ihr zum Dank für unsere Vermählung geben sollte. Die kleine Truhe, in der es lag, wurde ebenfalls nur für die Königin angefertigt.“
„Nun. Angefertigt nur für sie. Mit einer vergifteten Nadelspitze, die ihr den Tod gebracht hätte, wäre sie diejenige gewesen, die sie sich umgelegt hätte.“ Seine Augen bohrten sich blaugrau in die ihren.
„Nein, Eure Majestät. Es war ein Geschenk zum Dank ... und nicht ein Geschenk des Todes. Warum würde mein Gemahl denn ein solches Ding persönlich zur Königin bringen? Würde er nicht wissen, dass der Verdacht sogleich auf ihn fiele? Er ist nicht von Sinnen .“
Aber ihr Vater war es.
Eine kalte Welle Furcht schwappte über sie herein.
Heinrich erhob sich. Er ließ seinen Blick kurz über Madelyne wandern und sie glaubte darin Bedauern zu entdecken. „Gavin, bis das hier aufgeklärt ist, müsst Ihr in den Kerker. Ich bedauere das zu tun, aber die Beweislast gegen Euch ist erdrückend und ich kann nicht den Eindruck entstehen lassen, dass ich meine eigenen Gesetze nicht befolge.“
„Verzeiht mir, Eure Majestät“, sprach Madelyne und trat auf den König zu. „Ich bitte Euch, Eure Majestät, könnte es nicht sein, dass jemand, der einen Groll gegen die Königin – oder gegen meinen Gemahl – hegt, das Gift bereitet hat?“
Heinrich drehte sich erzürnt zu ihr um, auf seinem Gesicht ein hässlicher Schatten, der sich etwas aufhellte, als er die Sorge in ihren Augen erkannte. „Selbstverständlich ist das möglich. Glaubt Ihr nicht, dass auch mir diese Möglichkeit nicht durch den Kopf geschossen ist? Mal Verne ... wann habt Ihr das Geschmeide erhalten und gab es einen Zeitpunkt, zu dem man damit Unheil hätte anstellen können?“
Gavin blickte zu Madelyne und antwortete darauf. „Mylord ... ich weiß von keinem Zeitpunkt, zu dem das möglich gewesen sein könnte, fürwahr. Ich würde hier gerne anderes behaupten, aber ich kann es nicht. Es wurde mir aus der Stadt von einem meiner Männer, dem ich vertraue, überbracht. Und seit jenem Zeitpunkt war es versteckt in meinem Zimmer. Bis heute in der Früh, als ich es zur Königin brachte.“
Der König drehte sich da rasch um, damit er Madelyne sehen konnte, die spürte, wie ihr das Herz in die Kehle stieg, sich ihr Magen vor Übelkeit verdrehte. „Das reicht mir, um ihn in Gewahrsam zu nehmen, Lady Mal Verne. Zumindest fürs Erste.“ Da war eine Spur Mitleid in seinen Augen, bevor er sich wieder ihrem Gatten zuwandte. „Gavin, ich
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