Eine Zuflucht aus Rosen
dazu geführt hatte, dass sie aufblickte und erkannte, wie er sie ungeduldig betrachtete.
„Mylady, ist es nicht Euer Wunsch ein Bad zu nehmen und Euch vor dem Abendessen umzukleiden?“
„Oh, das wäre in der Tat mein Wunsch“, sie schenkte ihm da ein dankbares Lächeln und wurde belohnt, als sein Steingesicht auf einmal verunsichert aufzuzucken schien.
Dann – als wäre dieses Zucken nicht gewesen – zeigte Mal Verne mit einer eleganten Hand zu einer sehr kleinen, sehr rundlichen Frau, die zu einer Seite stand. Sie hatte leuchtend rotes Haar, das zu einem festen Zopf geflochten war, mit einem breiten weißgelben Streifen darin, von ihrer rechten Schläfe bis zum Ende des Zopfes, den sie zu einem Dutt gebunden hatte. „Dann dürft Ihr und Eure Zofe Peg nach oben folgen.“
Peg war mindestens vierzig Jahre alt und hatte eine mütterliche Art, die sie wie ein gemütlicher Umhang umgab. Sie machte einen kurzen Knicks und winkte den Frauen ihr zu folgen.
Oben am Ende der Steintreppe befand sich ein Balkon, von dem aus Madelyne runter in die Halle blicken konnte, und sie hielt dort dort kurz inne. Dann raffte sie die Falten ihres Nonnengewands zusammen und beeilte sich, um Peg und Tricky einzuholen.
„Mylady, dies wird Euer Zimmer sein, solange Ihr hier seid.“ Peg öffnete schwungvoll eine Tür, die in ein kleines, aber gut ausgestattetes Zimmer führte. „Der Herr hat einen Boten vorausgeschickt, um Euer Eintreffen anzukündigen, und wir haben uns alle gesputet, um alles für Euch vorzubereiten, genau wie wir es taten, als der Cousin seiner Lordschaft auf Besuch kam, gerade da, wo die Blätter sich golden und braun verfärbten ... oder, oh jemine, war es damals doch die Schwester der Mutter seiner Lordschaft? ...Da muss ich Robena dazu fragen, denn mein Gedächtnis ist mittlerweile, fürchte ich, ab und an etwas langsam.“ Ihr unablässiges Geplapper war ebenso willkommen wie das kleine Feuer, das den Raum wärmte, der selbst mitten im Sommer noch kühl war. Und wie die große Holzwanne, die neben der Feuerstelle stand.
Madelyne trat gerade noch rechtzeitig in den Raum ein, um nicht von einem Eimer heißen Wassers bespritzt zu werden, herbeigetragen von einem Leibeigenen. Sie stellte sich im Hintergrund auf und schaute zu, als eine Kolonne von Dienern Eimer um Eimer hereintrugen, die Wanne auffüllten und ein paar Eimer gefüllt mit heißem und kalten Wasser da ließen, so dass man die Temperatur anpassen konnte.
Peg eilte sofort geschäftig zu der Wanne und nachdem sie eine kleine Flasche aufgemacht hatte, streute sie getrocknete Blumen und Kräuter in die Wanne. Dann stand sie erwartungsvoll mit ihren rundlichen Händen gefaltet da und Madelyne wurde mit einem Male klar, dass Peg darauf wartete, ihr beim Auskleiden zu helfen. „Oh, nein, ich kann nicht–“
„Wir werden Euch beim Baden helfen, Mylady“, sagte Patricka da fest entschlossen mit einem Nicken zu Peg. Es war, als hätten sie eine geheime Botschaft ausgetauscht und bevor Madelyne ihrem Schamgefühl noch Raum geben konnte, kamen sie schon auf sie zu und fingen an, ihr aus ihrem Klostergewand zu helfen.
„Lord Mal Verne hat einige der Gewänder der Lady Mal Verne schicken lassen, für Euch zum Tragen“, erklärte ihr Peg, als Madelyne in die Wanne stieg. Und da sie so fest in Eichentruhen eingepackt waren, habe ich die Falten etwas ausgeschüttelt, sobald ich hörte, Ihr hättet Bedarf daran. Es wird eine rechte Abwechslung von diesem schlichten Kleid und Eurem Schleier sein, Mylady, wenn es Euch beliebt, mich das sagen zu hören.“
Madelyne wusste nicht, ob es an der plötzlichen Hitze des Wassers oder an der Vorstellung lag, dass Lord Mal Verne verheiratet war, was sie aufkeuchen ließ, aber sie unterdrückte diese plötzliche, unerklärliche Schwere in ihrem Herzen und ließ sich in die von Rosenduft gefüllte Wanne sinken.
Sie schaute rüber zu Peg, die drauflos plapperte, während sie Tricky verschiedene Gewänder von der Farbe leuchtender Juwelen zeigte. Zumindest sorgte Mal Verne gut für seine Frau, dachte Madelyne mit trockenem Humor bei sich. Selbst von ihrer Position in der Wanne aus konnte sie die gute Qualität der Stoffe und die kunstvollen Stickereien erkennen.
Auf einmal fragte sie sich, ob Lady Mal Verne wohl imstande wäre, die Härte seines Gesichts und seines Verhaltens etwas zu erweichen.
„Ich würde denken, dies Blaue hier als Untergewand“, sagte Tricky da gerade, während sie erst Madelyne beäugte,
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