Eine Zuflucht aus Rosen
Madelyne die einzigen, die an dem Tisch dort Platz nahmen. Er nahm im Stuhl des Hausherren Platz, dem wuchtigen Sitz aus Walnussholz, mit einem gepolsterten Sitz und ohne Armlehnen. Sie arrangierte ihr Gewand mit Sorgfalt um sich, über ihren Beinen, als sie dort Platz nahm, wo üblicherweise Nicolas Sitz war.
Gavin hatte gerade einen Schluck von dem ausgezeichneten Bordeaux getrunken, den er aus Aquitanien einführte, als Lady Madelyne ihm das Abendessen verdarb.
„Ich habe Eurer Gemahlin zu danken, dass sie mir gestattet, ihre Gewänder zu tragen“, sagte sie und schaute ihn von hinter ihrem Weinglas an. „Wird sie uns heute Abend Gesellschaft leisten?“
Er spürte den wohlvertrauten Zorn und ein wenig Scham in ihm hochsteigen, und erinnerte sich an jene vielen, vielen Abende, als Nicola zu seiner Linken gesessen hatte wie Lady Madelyne jetzt. Die Frau war in seiner Welt eine Giftnatter gewesen und er hatte es erst zu spät herausgefunden. „Ich rede nicht über meine Frau“, sagte er mit der eiskalten Stimme, die er benutzte, um andere einzuschüchtern. „Und das tut auch keiner in Hörweite von mir.“
Ihre Augen wurden groß, unschuldig und schimmernd. Dann wandte sie sich ab, um in dem Stückchen Fisch zu stochern, das er ihr auf den Teller gelegt hatte. „Ich wollte Euch nicht zu nahe treten“, sagte sie mit fester Stimme, aber ihm fiel auf, dass ihre Hände ganz leicht zitterten, als sie sich ein Stück vom Brot nahm. Mit einer Kühnheit, die ihn überraschte, wurde ihr Mund dann etwas härter und sie fuhr fort, „was auch immer Ihr für einen Grund habt, nicht von Eurer Gemahlin zu sprechen, ist nicht meine Angelegenheit, aber es besteht keine Veranlassung, wegen einer unschuldig dahingesagten Bemerkung über mich herzufallen.“ Sie schaute ihn nicht an, sondern nahm stattdessen einen anmutigen Bissen Brot zu sich.
Gavin verbiss sich augenblicklich die Entschuldigung, die er gerade eben noch wegen seiner übereilt scharfen Worte vorbringen wollte. Hatte das Weib denn mit ihrer Kutte und dem Schleier auch ihre nonnenhafte Zurückhaltung abgelegt? Er nahm noch einen Schluck Wein, um seinen Ärger zu verbergen, ebenso wie die Bewunderung, die er angesichts ihrer Kühnheit empfand.
„Ich“, fuhr sie fort und diesmal betrachtete sie ihn mit einem Funkeln von Feuer in den kühlen Augen, „wollte lediglich ein höfliches Tischgespräch mit Euch führen, Mylord. Also werde ich es nun Euch überlassen, ob wir das Mahl schweigend zu uns nehmen oder nicht.“
Hätte er nicht bemerkt, dass ihre Hand immer noch zitterte, als sie mit gespielter Gelassenheit nach ihrem Weinglas griff, wäre er vielleicht wütend gewesen wegen ihrer Vermessenheit. Aber jenes kleine Zittern besänftigte seinen Zorn und er warf ihr lediglich einen gespielt unleidlichen Blick zu. „Aber Ihr habt lediglich ein Gesprächsthema vorgeschlagen, Mylady. Gewiss ist es nicht Eure Absicht die Flinte so leicht ins Korn zu werfen?“
Vielleicht war es der Tatsache geschuldet, dass er die Schärfe seiner Worte bezähmt hatte, was sie dazu brachte, es noch einmal zu versuchen. Ihre nächsten Worte brachten ihm jedoch kein angenehmeres Gesprächsthema ein, als Nicola es gewesen war.
„Dann würdet Ihr, Mylord, mich vielleicht darüber in Kenntnis setzen, zu welchem Zweck der König mich zu sich rief und wann ich ihn denn sehen werde.“ Und wieder sah sie ihn dabei nicht an, sondern fuhr fort an ihrem Essen herumzuspielen, als wäre sie nicht an seiner Antwort interessiert.
„Wenn meine Männer mit ihren Bögen nur so treffsicher wären, wie Ihr es seid, indem Ihr mir Gesprächsthemen vorschlagt, an denen mir nichts liegt!“ Er biss in ein Stück Käse, kaute und schluckte herunter, während er seine Erwiderung zurechtlegte. „Ich habe dem König Nachricht zukommen lassen, dass Ihr Euch bei mir befindet. Was die Antwort auf Eure Fragen angeht, so kann ich nichts sagen, aber Ihr werdet hier unter meinem Schutz bleiben.“
Diesmal schaute Lady Madelyne ihn an. „Habt Ihr denn – im Namen des Königs – die Absicht mich hier auf Mal Verne als Gefangene zu halten? Da ich keinen Hinweis auf ein Schreiben seiner Majestät gesehen habe, das meine Anwesenheit befiehlt, frage ich mich, ob er überhaupt von mir weiß. Oder habt Ihr nur seinen Namen benutzt, um Euren Willen durchzusetzen – was auch immer das sein mag?“
Wut flammte da in ihm auf und er sah sie mit stechendem Blick an. „Das wäre Hochverrat, Mylady. Ich nehme
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