Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
PROLOG
E inst herrschte Frieden. Doch nun ist Krieg. In der Vergangenheit war Annwyn von Licht erfüllt, nun regieren die Schatten.
Die Dunklen Zeiten haben begonnen.
Wie geweissagt wurde, steht Annwyn unter dem Einfluss eines dunklen Magiers, der die jahrhundertelang im Verborgenen gehaltene Flamme und das Amulett an sich zu bringen strebt. Derjenige, in dessen Hände diese fallen werden, der wird auch über das Geschick der Zukunft entscheiden – und es wird erneut Frieden sein oder alles der Vernichtung anheimfallen.
Dieser Meistermagier hat der Weissagung nach einen Lehrling, den man den Zerstörer nennt, doch seine Identität ist ein sorgsam gehütetes Geheimnis. Bekannt ist lediglich, dass es sich um einen Unsterblichen handelt, der die Macht besitzt, Annwyn und das Reich der Sterblichen entweder zu retten oder zu vernichten.
Die Dunklen Zeiten, die vor uns liegen, werden Verrat, Tod und die tiefste Finsternis mit sich bringen, bevor das Licht des Morgens schließlich doch wieder zwischen den Bäumen des Waldes durchdringen kann.
Ich habe die mächtigste Waffe Annwyns gesehen – die geheiligten
Neun, die den Anfang und das Ende allen Seins mit sich bringen. Doch deren Zukunft ist ungewiss. Sie entzieht sich meiner Weissicht, denn einer unter ihnen ist der Zerstörer.
Die Zeit ist gekommen. Die Neun mögen sich sammeln. Sobald das Amulett gefunden und zurückgebracht wurde, werden unser aller Rollen in dieser Prophezeiung festgelegt sein.
Um den neun Unsterblichen beizustehen, wird eine göttliche Dreieinigkeit offenbar werden – drei Frauen mit den Tugenden der Heilerin, des Orakels und der Nephilim. Ihre Macht vervollständigt die Prophezeiung. Doch sind es nicht allein die Krieger, die auf der Suche nach dieser Trinität sind, auch der Meistermagier verfolgt das gleiche Ziel, und seine Macht wird mit jedem einzelnen schwarzmagischen Ritual stärker. Die Krieger müssen die heilige Trinität finden und schützen, wenn sie sich eine Chance gegen den Magier erhoffen. Denn sollte der Magier diese Frauen ausfindig machen, so wird alles verloren sein.
Bisher scheint der Magier noch siegreich, doch selbst in den finstersten Zeiten flammt irgendwo ein Licht auf, und solange Licht ist, hält sich auch die Hoffnung.
Schreiberin der Chroniken von Annwyn
1
D er König kam näher.
Bronwnn spürte es. Flüsternd verbreiteten die Bäume die Kunde seiner Ankunft, die Winde sangen von seiner Stärke, und die Abendluft wehte den Duft seiner Macht heran. Annwyn strotzte vor Leben, alles war vom Summen der magischen Aura des großen Sidhe-Königs erfüllt.
Er näherte sich nur langsam, bedächtig, wie ein Wolf, der sich an einen Hirsch heranpirscht. Ganz ohne Hast kam er und suchte und nutzte jeden Vorteil, während er die geheiligten Haine auf seinem Weg zum Tempel durchquerte – dies war ein Ort, von dem er wusste, dass man ihn dort nicht ohne Einschränkungen willkommen heißen würde; ein Ort, an dem man alles daransetzen würde, ihn, den König, dem Willen der Anführerin des uralten Ordens zu unterwerfen. All dies wusste Bronwnn, denn sie war eine von ihnen – ein Mitglied des Ordens der Göttinnen.
Lange Zeit hatten in Annwyn die Göttinnen regiert. Die Ehrfurcht vor ihnen hatte für Tausende von Jahren die vielen verschiedenen Rassen in Annwyn vereint, alle waren ebenso von ihrer Schönheit und ihrer geheimnisvollen Aura wie auch von ihrer Macht bezaubert gewesen. Doch
besaß Bronwnn noch ein Wissen, von dem ihre Schwestern nichts ahnten. Der Orden war im Begriff, sich zu verändern. Dafür würden die Dunklen Zeiten sorgen. Bald schon würden sich die alten Sitten wandeln – allein aus Notwendigkeit – und einer neuen Ordnung weichen.
Bronwnn schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Elemente, die sie umgaben. Auch sie zeugten von diesem Wandel. Sie ließen sie das undeutliche Abbild eines nie zuvor gekannten, mächtigen Wesens erblicken, in seinen magischen Fähigkeiten noch mächtiger als Cailleach, die oberste Göttin. Ob sie sich dessen bewusst war?, rätselte Bronwnn. Oder war dies nur ein weiteres Geheimnis, das sie für sich behalten musste?
Ein sonderbares Summen wanderte über ihre Haut, daher schlug sie die Augen auf und sah, wie der Nebel, der den geheiligten Tempel umhüllte, erst aufschimmerte, sich dann aber teilte und schließlich dem nahenden König Zutritt ins innerste Heiligtum gewährte, wo die oberste Göttin residierte.
Bronwnn achtete gar nicht erst auf das
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