Eine Zuflucht aus Rosen
Mannes entledigt, der Euch so viel genommen hat?“
„Ich hätte es vollbracht, Mylord ... aber sie flehte mich an abzulassen, und so ließ ich von ihm ab.“
„Aber sie macht sich doch gewiss keine Sorgen um sein Wohlergehen. Die Angst war ihr an den Augen abzulesen, als ich seinen Namen erwähnte.“
„Sie hat eine Todesangst vor dem Mann und jetzt mehr denn je, seit sie seinen kranken Geist wieder am eigenen Leib erfahren hat. Aber, mein König, sie ist eine Nonne – oder beabsichtigte eine zu werden – und sie glaubt nicht an sinnloses Töten. Sie ... betet für die Seelen von Männern der Gewalt. So wie Ihr und ich es sind.“
Heinrich warf ihm einen nachdenklichen Blick zu. „Ihr habt Eure Hand vom Hals Eures Todfeindes genommen, weil ein Weib Euch darum anflehte? Ihr, Mal Verne – genau jener Mann, der Euch Hörner aufgesetzt hat, wegen dem ihr fast zum Mörder und durch den Ihr zur Zielscheibe des allgemeinen Spotts wurdet?“ Er kratzte sich das drahtige, kupferfarbene Haar und schüttelte den Kopf. „Ich hätte Euch reich entlohnt, wenn Ihr mein Königreich von dieser Plage befreit hättet.“
Bei der Nennung von Belgrumes Vergehen gegen ihn selbst schluckte Gavin verärgert: all das und dann auch noch der Schaden, den man seiner Kusine Judith zugefügt hatte. „Ah, aber dann hättet Ihr – in Eurer grenzenlosen Jagd nach Gerechtigkeit – mich wegen Mordes in den Kerker geworfen“, rief er dem König ins Gedächtnis.
„Viele im Land wissen, dass Belgrume verrückt ist – all dieses Geschwafel von ihm darüber, die Geheimnisse der Antike zu entdecken und Metall in Gold zu verwandeln.“
„In der Tat. Der Mann hat das Leuchten des Irrsinns in den Augen, was noch vor sechs Monaten darin nicht zu erkennen war. Er sprach, als würde er den Willen Gottes vollstrecken, als hätte er vom Allmächtigen selbst eine Art Macht verliehen bekommen“, antwortete Gavin, dessen Gesicht da ernst wurde. „Es mögen manche um seinen Irrsinn wissen, aber andere glauben nicht daran und werden getäuscht, so dass sie an sein Werk glauben.“ Er musste gar nicht erwähnen, dass Nicola und Gregory zwei waren, die in jene Falle getappt waren.
„Wir wissen, dass er hinter dem Tode vieler steckt, und hinter unnötigen Kriegen im Süden“, hielt Heinrich dagegen, während er sich eilig Wein in den Becher kippte. „Und da gibt es noch mehr, was wir vermuten – aber nicht beweisen können.“
„Ja. Er ist ein gerissener Mann, der darauf Acht gibt, sich selbst zu schützen – andernfalls hättet Ihr ihn schon vor langer Zeit in den Kerker geworfen. Ohne Beweise würde ich aber als der Mörder eines unschuldigen Mannes gebrandmarkt werden.“ Gavin runzelte die Stirn und lenkte die Unterhaltung weg von seinen eigenen Fehlern hin zum Grund seiner Anwesenheit hier. „Madelyne muss beschützt werden – oder er wird erneut versuchen sie zu entführen. Das ist der Grund, warum ich Eure Gegenwart wieder aufgesucht habe, Eure Majestät ... nicht um meine Taten erneut hinterfragt zu sehen.“
Bei diesem Ton hob Heinrich zwar eine Augenbraue, aber er antwortete Gavin nur, „ah, ja. Die schöne Madelyne. Eine vortreffliche Einnahmequelle für uns ... aber wir werden ihr schneller einen Ehemann finden müssen, als es mein Wunsch gewesen wäre.“ Heinrich nahm einen tiefen Schluck. Als er den Becher hob, blickte er Gavin von der Seite an. „Es könnte eine Aufgabe für Euch sein.“
Gavin erstarrte und zwang sich dann dazu, wieder zu atmen. „Nein“, sagte er. „Ihr wisst, mir steht der Sinn nicht nach einer weiteren Heirat. Und ganz besonders wünsche ich nicht eine Nonne zu ehelichen. Ihr–“
Heinrich fuhr sich gerade mehrmals über den Schnurrbart, mit hoch erhobenen Augenbrauen. „Gavin, es sieht Euch gar nicht ähnlich, sofort derartige Schlüsse zu ziehen. Ich hatte nicht gemeint, dass Ihr sie ehelicht. Ich weiß nur zu gut, dass Nicolas Untreue Euch für jede andere Frau ruiniert hat. Ich meinte nur, dass Ihr den besten Gemahl für sie findet. Einer, der sie vor dem Wahnsinnigen beschützen kann und dem es nichts ausmacht eine Nonne zu ehelichen – eine wunderschöne Nonne, darf ich Euch daran erinnern? – im Austausch für die Ländereien, die sie erben wird, wenn mein Königreich sich Fantin de Belgrumes entledigt hat.“
Gavin stützte sich auf den schweren Sessel, der Eleonore gehörte. „Ah.“ Er kam sich dumm vor wegen seiner übereilten Worte und dann überkam ihn Beklommenheit beim
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