Eine Zuflucht aus Rosen
Gewissensbisse, die mir zusetzen.“
„Ah.“ Patricka betrachte sie genau und Madelyne schaute weg, erfüllt von der Furcht, ihre Freundin könnte sehen, dass mehr als nur ein schlechtes Gewissen sie quälte. „Die Mutter Oberin erwartet Euch in ihrem Zimmer.“
Madelyne steckte sich die Hände in die weiten Ärmel ihres Gewands, das Fehlen der Gebetsperlen schmerzhaft und offen zu sehen, als sie einen Gang entlang zum Amtszimmer von Mutter Berthilde eilte.
Die Tür war geschlossen. Madelyne klopfte an, dann machte sie einen Schritt weg davon und wartete mit gesenktem Haupt. Als die Eichentür sich öffnete, war sie überrascht, dort ihre eigene Mutter zu sehen: Lady Anne, die ihr Zeichen machte einzutreten.
„Mutter. Mutter Berthilde.“ Madelyne machte einen kleinen Knicks, dann umarmte sie ihre Mutter rasch, wobei sie darauf achtete, ihre Kopfbedeckungen nicht durcheinander zu bringen.
„Du hast in letzter Zeit viele Stunden in der Kapelle zugebracht.“ Von ihrem gepolsterten Sessel aus sprach Berthilde ohne Umschweife zu ihr. „Sag nicht, dass dein Gewissen immer noch von dem geplagt wird, was getan werden musste.“
Madelyne senkte die Augen und schaute auf den Steinfußboden und verschränkte ihre Hände. Ein Schmerz von dem Spreißel, der ihr immer noch unter dem Nagel feststeckte, überraschte sie da und sie rieb sich an der gereizten Stelle. Sie sah das Gleiten der dunklen Robe ihrer Mutter über die Steinplatten, als diese sich anschickte, sich neben die Mutter Oberin zu setzen. „Ich bedaure, dass man zur Hinterlist greifen musste, als man Lord Mal Verne und seine Männer aus dem Kloster schaffte.“
„Es war notwendig, Madelyne!“, sprach Anne. „Solange Fantin lebt, dürfen wir es nicht riskieren, dass Kunde von uns zu ihm gelangt. Es war notwendig jene Männer aus dem Kloster zu schaffen, während sie schliefen, weil sie so noch weniger Chancen haben den Weg hierher wiederzufinden.“
„Aber ihnen einen Schlaftrunk zu verabreichen!“ Madelyne schaute zu Berthilde und dann wieder zu ihrer Mutter, „Sie konnten nicht wissen, wer ich bin. Und Mama, Ihr seid während ihres gesamten Aufenthaltes hier verborgen geblieben. Sollte er noch am Leben sein, kann Vater uns nichts anhaben, solange es niemanden gibt, der zu ihm rennt, um ihm etwas auszuplaudern.“
„Er lebt noch“, sagte Anne, die Stimme leise und schwermütig.
„Madelyne, mein Kind“, sagte Berthilde und streckte die Hand zu der jüngeren Frau aus. „Deine Worte sind wahr – es ist höchst unwahrscheinlich, dass Gavin de Mal Verne die Ursache dafür sein sollte, dass Fantin de Belgrume erfährt, dass du und Anne hier seid ... und dennoch, als jene Männer in diese Mauern hier eindrangen, spürte ich, dass nichts Gutes daraus erwachsen würde. Sie sind nun fast schon zwei Wochen fort und aber diese Furcht ist mir geblieben.“
Als Madelyne die große, tröstliche Hand ergriff, wurde sie in die Arme der Äbtissin gezogen, von den Falten ihres weichen Leinengewands umfangen, das ein bisschen nach Weihrauch duftete. Die Erleichterung, die sie bei einer solchen Umarmung der Mutter Oberin sonst verspürte, stellte sich nicht ein und auf einmal spürte sie, dass ihr Tränen in den Augen brannten. Vielleicht sprach Berthilde die Wahrheit und die sichere Idylle, die sie und ihre Mutter hier gefunden hatten, würde zerstört werden. Die Mutter Oberin stand Gott näher als alle Menschen, die Madelyne kannte ... vielleicht hatte er zu ihr gesprochen.
„Madelyne ... du hast nichts von deiner Vergangenheit erzählt, während du nach seinen Wunden gesehen hast, oder hast du?“ Annes Stimme verriet eine Angst, die wohl tiefer als alles andere saß.
Weil Madelyne die entsetzliche Furcht ihrer Mutter gut verstand, verletzte sie die Frage Annes nicht. Stattdessen ging sie zu ihr, um sie zu umarmen. „Nein, Mama, das tat ich nicht. Ihr habt mir gut eingeschärft, niemals davon zu reden, wie ich hierherkam. Und ich werde es niemals tun.“ Sie spürte das Zittern an Annes Schultern und löste sich, um ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Ich würde uns beide niemals auf derlei Weise in Gefahr bringen. Ich würde alles tun, damit Ihr sicher seid, Mama. Alles.“ Ihre ernsten Worte wurden zu einem Schwur: wie vor Gott selbst abgelegt, sicher und mit fester Überzeugung ausgesprochen.
Anne schien die Angst, von der sie fest gepackt worden war, unter Kontrolle zu bringen und ihre Hände glitten von Madelynes Schultern
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