Einfach Himmlisch
plante, würde er für Ada tun, für die sich das Opfer lohnte. Ohne die Behandlungen in einer Schweizer Klinik würde sie sterben. Doch diese noch in der Erprobung stehende Therapie war äußerst teuer.
Die West-Brüder konnten das Geld, das Ada zum Überleben brauchte, nur auf eine einzige Weise aufbringen. Der Treuhandfonds; in dem das Erbe ihres Vaters gebunden war, musste aufgelöst werden. Dann würden sie ihre Anteile erhalten, die sie eigentlich gar nicht haben wollten. Doch vorher mussten sie eine Bedingung erfüllen.
Luke hatte schon seinen Teil dazu beigetragen. Michael war hier, weil er sich anschließen wollte.
Bei Jacob würde es bestimmt auch nicht mehr lange dauern. Fünf Jahre, nachdem sie ihren alten Herrn begraben hatten, würden, sie endlich nach seiner Pfeife tanzen.
Jacob stellte das Glas auf die Bar. „Schenk mir auch etwas ein, ich leiste dir Gesellschaft. Worauf trinken wir eigentlich?"
„Na, worauf wohl?" Michael warf den Umschlag auf die Bar.
„Das ist eine Kopie des Ehevertrags, den dein Anwalt für mich aufgesetzt hat, bereits unterschrieben und notariell beglaubigt."
„Verstehe. Du hast also die Richtige gefunden?"
Michael prostete ihm spöttisch zu. „Du kannst mir gratulieren.Ich heirate, sobald ich von dem Einsatz zurückkomme. Und darum werde ich mich heute Abend betrinken - und zwar total."
1. KAPITEL
Würde sie jetzt geholt werden?
A.J. Kelleher schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte sich auf dem knarrenden Bett auf. Vor Angst konnte sie kaum atmen.
Sie wünschte verzweifelt, Dan wäre bei ihr.
Vielleicht war sie von einem Geräusch geweckt worden. Jetzt hörte sie jedenfalls nichts mehr, nur das Atmen von Schwester Maria Elena neben ihr im Bett. Es war so vollständig dunkel, wie es nur jenseits aller Zivilisation der Fall ist.
A.J. blickte zur Tür, sah jedoch nichts. Sie seufzte erleichtert.
Falls die Rebellen nachts kämen, was durchaus möglich war, würden sie Licht mitbringen. Dann hätte man es in den Spalten rings um die Tür gesehen.
Zwischen Brettern drang schwacher Sternenschein herein.
Diese Bretter hatten Soldaten vors Fenster genagelt, als sie A.J. letzte Woche in dieses Zimmer sperrten.
Seit sieben Tagen befand sie sich hier und wartete darauf, dass „El Jefe" zurückkehrte. Er sollte über Leben und Tod entscheiden oder - wie die Wächter behaupteten - nur über die Form ihres Todes.
Er würde auch Schwester Maria Elenas Schicksal entscheiden.
Die Schwester war zwar eine Ordensfrau, aber auch eine Bürgerin von San Christóbal und gehörte nicht zu der Nation, die El Jefe noch mehr hasste als alle Angehörigen der Geistlichkeit.
Außerdem war sie alt und krank. Vielleicht würde sie verschont werden.
A.J. schob behutsam die dünne Decke von sich, um die Nonne nicht zu wecken, und stellte die Beine auf den Fußboden. Sie atmete flach, Hände und Füße waren eiskalt, als sie sich zu dem zugenagelten Fenster tastete und sich darunter auf den schmutzigen Boden setzte. Zwischen den Brettern strich frische Luft herein, die hier oben in den Bergen kühl war. Es roch nach Erde und Pflanzen.
A.J. wusste nicht genau, wohin sie verschleppt worden war.
Soldaten hatten La Paloma überfallen, das verschlafene Dorf, in dem sie gearbeitet hatte, und in San Christóbal gab es viele Berge.
Neben dem heftigen Atmen der fiebernden Nonne hörte man von draußen Frösche quaken.
Nachtvögel flatterten vorbei. In der Nähe rief ein Mann einen Gruß auf Spanisch und erhielt eine Antwort. In der Ferne brüllte ein Puma. Danach war nur noch das Säuseln des Windes in den Bäumen zu hören.
Für jemanden, der die weiten Ebenen des westlichen Texas gewöhnt war, wirkten die vielen Bäume manchmal beengend. Man sah einfach nicht genug vom Himmel.
A.J. wollte nicht bereuen, jemals nach San Christóbal gekommen zu sein, doch das fiel ihr schwer.
Den Blick zum Himmel gewandt, sprach sie ein lautloses Gebet.
Diese unbeschreibliche Angst beschämte und schwächte sie.
Dabei würde sie Kraft brauchen, um alles zu überstehen. Sie wollte darum beten, warten und zusehen, wie der Himmel allmählich heller wurde. Bei Tageslicht waren viele Dinge leichter.
Sie musste sich dann um Schwester Maria Elena kümmern, Vögel zwitscherten, Affen schrien und schnatterten, und der Himmel jenseits der Bretter war strahlend blau.
In der Nacht fühlte sie sich allein, verloren und vergessen. Dan fehlte ihr noch mehr als sonst, und sie gab ihm die Schuld daran, mochte das
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