Einfach Himmlisch
erkannte er keine Farben, aber er hatte eine zitternde Hand mit schlanken Fingern, Locken bis auf den Rücken, einen breiten Mund und große Augen gesehen. Und Beine von ungefähr einsachtzig Länge.
Lieber Himmel, sie war vermutlich fast so groß wie er und schien zu neunzig Prozent aus Beinen zu bestehen.
Welche Farbe wohl ihre Augen hatten?
Hammond war jetzt am Fenster und hielt ein Bündel in den Armen. Michael tauschte die CAR 16 gegen eine alte Frau ein.
Sogar durch die Decke und den Stoff des Ordensgewandes fühlte er die Hitze des Fiebers. Die Frau war so klein und leicht, dass Hammond sie vermutlich mit einem Arm tragen und mit dem anderen seine Waffe halten konnte. Sie hatte die Kopfbedeckung verloren. Das dünne kurze Haar klebte ihr am Kopf. Das Gesicht war klein, rund und faltig.
Und sie lächelte.
Sie besaß überhaupt keine Ähnlichkeit mit Schwester Mary Agnes. Michael erwiderte das Lächeln, erklärte auf Spanisch, dass sie keine Angst haben müsse, und reichte sie an Hammond weiter.
Automatische Waffen ratterten. Gut, die anderen lenkten die Soldaten ab. Die Predigerin war bleich und sichtlich geschockt.
Er wusste nicht, ob es an den Schüssen lag oder an der zusammengesunkenen Gestalt des Wächters neben ihnen. Jedenfalls hatte er keine Zeit, sie zu beruhigen.
„Wir gehen hintereinander, Reverend, Sie zwischen uns. Hammond und ich sehen den Weg, Sie nicht. Halten Sie sich an meinem Gürtel fest."
„A.J. Mein Name ist A.J."
Er wandte sich ab. „Vorwärts!" Sobald er ihre Hand unter seinem Gürtel spürte, setzte er sich in Bewegung.
Sie liefen quer über die Lichtung und bewegten sich im Wald auch nicht viel langsamer. Das Gelände war schwierig, und die Frau konnte hier nichts sehen, aber sie hielt Schritt. Zwar stolperte sie mehrmals, aber sie hielt sich am Gürtel fest und hetzte weiter.
„Wohin gehen wir?"
„Der Pfad trifft auf die Straße. Hier müssen Sie über einen Baumstamm springen."
Sie folgte ihm etwas unbeholfen, ohne zu stürzen. „Sind Sie sicher, dass das ein Pfad ist?"
Er lächelte. „Glauben Sie mir, das ist einer." Zum Glück war der Wald an dieser Stelle nicht so dicht wie anderswo. Dafür wuchs mehr Unterholz. „Hammond, gibt es was?"
„Keine Anzeichen von Verfolgung, Mick."
Bisher lief alles nach Plan, doch das gefiel Michael nicht. Sicher, es war ein guter Plan, den tüchtige Männer ausführten. Das Problem war, dass bisher noch bei keinem Einsatz alles nach Plan gelaufen war. Vielleicht würde der Wagen nicht anspringen, oder etwas anderes ging schief.
Als sie die Straße erreichten, bestätigten sich Michaels Befürchtungen. Der Wagen war nicht da.
Stattdessen sah er Soldaten die Straße heraufkommen.
Eben noch war A.J. hinter ihrem Retter hergelaufen und hatte sich an seinem Gürtel festgekrallt. Jetzt blieb er so plötzlich stehen, dass sie gegen ihn prallte.
Er wankte nicht einmal, wirbelte herum, drückte sie zu Boden und warf sich neben sie.
A.J. konnte nichts sehen. Die Hüfte tat von der harten Landung weh. Ein Ast drückte gegen ihre Schulter, und sie wusste nicht, wo Schwester Maria Elena war. Der andere Soldat mit dem Gesicht eines Comic-Bösewichts und dem Körper eines Mr. Universum war nicht neben ihnen. Als sie jedoch den Kopf hob und nachsehen wollte, was aus ihm geworden war, wurde sie so schnell zurückgedrückt, dass sie Erde in den Mund bekam.
Die Hand blieb in ihrem Nacken. Warmer Atem strich über ihr Ohr. „Soldaten", flüsterte Michael. „Sie kommen die Straße herauf, nicht vom Lager her."
Lieber Himmel, noch mehr Soldaten. A.J. fröstelte. „Wo ist der Wagen?" flüsterte sie.
„Hören Sie genau hin."
Jetzt hörte sie tatsächlich einen Motor, der sich ihnen näherte, und aus der anderen Richtung die Stimmen der Soldaten, die der Lieutenant gesehen hatte. Wie waren sie vor den Wagen gelangt?
Nein, das waren keine Soldaten aus dem Lager. Sie gehörten zu einer anderen Einheit von El Jefe.
War ihr Anführer bei ihnen?
Angst packte A.J.
Scheinwerfer tauchten einen Teil des Waldes in helles Licht, als der Wagen um eine Kurve bog.
„In wenigen Sekunden werden sie erkennen, dass mit dem Wagen etwas nicht stimmt." Er zog die Hand zurück, ging in die Hocke und hielt die. Waffe bereit. „Wenn Hammond sich bewegt, folgen Sie ihm. Laufen Sie zum Heck."
Der Wagen kam jetzt rasch näher. Im Licht der Scheinwerfer waren drei Männer auf der Straße zu sehen, zerlumpt, aber eindeutig Soldaten.
„Ich gebe
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