Einfach losfahren
Loch fallen tun sie erst, nachdem sie alle Banden berührt haben. Ich hab nichts gegens Häuschen, das Autochen, das Bürochen, das Frauchen…«
»Na, so wie du ›Häuschen‹, ›Bürochen‹, ›Frauchen‹ sagst, schaust du schon ein bisschen auf dieses Leben herab, so klingt es nämlich, als würdest du dich darüber lustig machen. Wenn er sie bei sich um die Ecke kennengelernt hat, wozu sollte er dann durch die Weltgeschichte reisen? Vielleicht sagst du das ja auch nur, weil du noch nicht die Richtige gefunden hast.«
»Also gut, sag, dass du wirklich so darüber denkst, dass du wirklich an das glaubst, was du eben gesagt hast, und ich höre sofort auf, mit dir über diese Dinge zu reden, und wir reden über Frauen. Ich sage doch nur, dass da noch etwas Größeres sein muss, was man tun kann.«
»Hör zu, Fede, das Größte, was ich jetzt tun kann, ist nach Hause gehen.«
»Versuch doch zu verstehen, was ich dir sagen will. Wenn ich in die Zukunft schaue, ist fast schon alles vorgezeichnet.
Ich will die Fäden meines Lebens in die Hand nehmen. Ich will nicht länger ein Straßenbahnführer sein. Ich will aussteigen, herausfinden, was ich wirklich will, was mein Ding ist. Möglicherweise entdecke ich, dass es tatsächlich Wohnungen-Verkaufen ist. Das soll mein Gesellschaftsspiel sein. Nix Playstation. Ich will nicht einer von diesen Schwachköpfen werden, die auf einen Bildschirm ballern und sich wie Helden vorkommen, aber wenn dann ihre Freundin mal drei Tage mit der Regel über die Zeit ist, werden sie blass, brechen zusammen oder machen sich sogar aus dem Staub.«
»Ehrlich, Fede, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir wollten hier ein Bier trinken, und du hältst mir Vorträge über Sachen, die wir schon früher durchgekaut haben, aber in einer anderen Tonart. Was soll das heißen, ab jetzt soll es ein Spiel sein? Krieg dich wieder ein! Was soll ich deiner Meinung nach tun? Mich still in die Garage hocken und darauf warten, dass ein Stimmchen mir sagt, ich soll Astronaut werden oder Metzger oder Maler? Was mich betrifft, ich versuche einfach nur, es mir gutgehen zu lassen, was sollte man anderes tun?«
»Ich habe das alles nicht gesagt, damit du eine Entscheidung triffst. Ich sage nur, dass ich einfach nicht noch mehr Zeit damit verbringen will, auf die Piazza zu gehen und zu saufen, bevor ich nicht etwas getan habe, was für mich persönlich wichtig ist. Ab morgen beschäftige ich mich mit mir.
Ich wollte bloß wissen, ob du Lust hättest, bei diesem Abenteuer mitzumachen. Das ist alles. Das war es, was mir vorher im Kopf herumging.«
»Ha… Von wegen das ist alles! Kommt her und kotzt mir eine Busladung Gedanken vor die Füße. Mir platzt gleich der Schädel. Gehen wir raus?«
Wir gingen wieder nach draußen und betranken uns. Ich ein bisschen weniger.
Federico sagte, dieses eine Mal wolle er sich noch besaufen, denn am nächsten Tag werde aus diesem Besäufnis ein neues Leben entstehen.
Als ich nach Hause kam, war ich ganz durcheinander.
Die Tage darauf kamen wir nicht mehr auf das Thema zurück. Abgesehen von der Tatsache, dass Federico nicht mehr so oft ausging, schien alles wie früher. Wir verbrachten viele Abende zu Hause, meist bei ihm. Eines Abends hatten wir uns um neun bei mir verabredet, aber um zehn nach zehn war er immer noch nicht da. Ich rief bei ihm an, aber er nahm nicht ab. Komisch, dass er mir nicht Bescheid gesagt hatte. Wäre es irgendein Abend gewesen, hätte ich mir keine Sorgen gemacht, aber es war Mittwoch, und die Tippkickfiguren standen schon auf dem Feld. Wenn es mittwochs später wurde, sagte er mir normalerweise Bescheid.
Einen Augenblick sah ich mich wieder mit acht Jahren vor der Schule stehen und auf meine Mutter warten, die nicht kommt. Ich wurde nervös.
Vom Erdbeben abgesehen – welche der vier Möglichkeiten, nicht zu kommen, mochte ihm dazwischengekommen sein? Hatte er sich vielleicht betrunken? Hatte er einer Kundin eine Wohnung gezeigt und sie wälzten sich jetzt in heißer Umarmung auf dem Fußboden?
Das war tatsächlich schon mal vorgekommen.
Aber was, wenn er bei sich zu Hause auf dem Fußboden lag, ohnmächtig oder tot? Ich lief nach draußen, zu seiner Wohnung. Ich klingelte, aber niemand machte auf.
Seine und meine Wohnungstür schlossen sich automatisch, wenn man sie hinter sich zuzog. Man musste nicht extra abschließen. Und weil wir uns schon so oft ausgeschlossen hatten, besaß ich den Schlüssel zu seiner und er den zu meiner
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