Einfach sexy
war.
Wieder dieses Zucken seiner Braue, die von einer feinen Narbe geteilt wurde. Vermutlich hatte er großes Glück gehabt, überlegte Julia, dass er nicht ein Auge verloren hatte.
Sie setzte ihr Schönheitsköniginnen-Lächeln auf, als er sich an ihr vorbeischob, sein Gang sichtlich steif, und sie fragte sich, in welcher Höhe er wohl am Oberschenkel getroffen worden war. Gedankenversunken blieb sie an der Tür stehen und blickte in den Vorgarten. Er brummte verdrießlich, als er das Haus betrat, und bewies ihr damit, dass er über die unzivilisierten Manieren eines Primaten verfügte. Aber vermutlich war er fantastisch im Bett.
Verdammt!
Julia verdrängte den Gedanken und wollte sich eben umdrehen, als ihr Blick auf einen Kleinlaster fiel, der auf der anderen Straßenseite parkte. Einen Moment lang glaubte sie, den Fahrer mit einer Kamera herumhantieren zu sehen.
»Kann ich mir lebhaft vorstellen, wie du dich freust«, knirschte Ben.
Seine Stimme war so nah, dass sie herumwirbelte. Er stand direkt hinter ihr.
»Oh«, quiekte sie.
Sie, Julia Boudreaux, die Peinigerin aller sündhaft erotischen Männer, quiekte! Unfassbar, dass sie sich bei Ben Prescott wie ein albernes Schulmädchen benahm, was sie weiß Gott nicht war! Typen wie ihn vernaschte sie normalerweise zum Frühstück.
Was sie am meisten störte, war jedoch die Art, wie er sie ansah. Hinter der eisigen Fassade steckte ein Mann, der bemüht war, sich seine Schmerzen nicht anmerken zu lassen. Plötzlich war sie beunruhigt. Wenn er wirklich noch nicht fit war, wäre das Angebot, ihn bei sich einzuquartieren, womöglich ein bisschen voreilig gewesen. Sie hatte keine Ahnung von erster Hilfe, schon gar nicht bei einer Schussverletzung.
Das Schlimmste jedoch war: Er verströmte Leidenschaft und Sexappeal. Julia war Expertin für leidenschaftliche, sexy Typen. Doch ihre inneren Antennen warnten sie vor diesem Exemplar. Eine Affäre mit diesem Mann verhieß nichts als Aufregung und Ärger. Und nach dem Tod ihres Vaters konnte sie das am allerwenigsten gebrauchen.
»Mach ich dich nervös, Schnecke?«, wollte er wissen.
Schnecke , murmelte sie lautlos und schüttelte ungläubig den Kopf.
Um seine Mundwinkel herum zuckte es amüsiert.
»Nervös? Ich?«, fragte sie bemerkenswert gleichgültig. Sie knabberte an ihrer Unterlippe und sah ihn unter gesenkten Lidern hinweg an. »Nicht die Spur. Aber vielleicht mache ich dich nervös … Gorilla.«
Das Grinsen auf seinem attraktiven Gesicht gefror.
Und Julia fühlte sich gleich sehr viel selbstbewusster.
»Sollen wir nicht reingehen?«, fragte sie.
Sie wartete seine Antwort nicht ab. Nach einem weiteren Blick auf die andere Straßenseite stellte sie fest, dass der Lkw-Fahrer ausgestiegen war und mit irgendwelchen Kabeln und Werkzeugen herumhantierte, und war erleichtert, dass alles
seine Ordnung hatte. Huldvoll lächelnd wie eine Königin schwebte sie an Ben vorbei. Sie versuchte es zumindest, denn er packte ihren Arm, verzog aber schmerzverzerrt sein Gesicht, als sie ihn zurückstieß. Innerhalb von Sekunden hatte er seine Züge allerdings wieder unter Kontrolle. Ein Neandertaler durfte eben keinen Schmerz zeigen.
»Dass wir uns richtig verstehen«, hob er an, »ich habe keine Lust, bei dir zu wohnen, ich mach das nur, damit Sterling und Chloe nicht auf ihre Flitterwochen verzichten müssen.«
»Ach du liebes bisschen.« Sie schmollte kokett. »Es bricht mir das Herz. Und ich dachte, du hättest unter dieser Lederjacke einen Smoking und einen Strauß rosa Wildrosen versteckt und wolltest mir einen Antrag machen.« Sie stampfte mit dem Fuß auf. »Mist, Mist, MIST.«
»Wie witzig.«
»Findest du?«
Unvermittelt blitzte der Schalk in seinen Augen. »Jedenfalls bist du die einzige mir bekannte Frau, die auf rosa Wildrosen steht und nicht auf die rote Standardvariante.«
»Ich bin ja auch kein Standard, Gorilla, wie du inzwischen wissen solltest.«
Julia warf ihr Haar zurück, brachte ihr Gesicht dicht an seins und flüsterte: »Vielleicht spielst du ja auch lieber Doktor als Bräutigam. Weißt du noch, unser Spielchen vor ein paar Wochen? Wenn du willst, nehme ich dir noch einmal das Examen ab.«
Sie hatte ihn verunsichern wollen, doch er warf den Kopf zurück und lachte. Sein Lachen klang voll und tief, und Julia hätte am liebsten mitgelacht, aber sie war verärgert, dass er nie so reagierte, wie sie es erwartete.
Zielstrebig ging sie in das repräsentative Wohnzimmer, wo Sterling und Chloe
Weitere Kostenlose Bücher