Einfach sexy
hin. Als sie auf ein Foto deutete, das ihn mit neun als Superman zeigte, klappte er es kurzerhand zu. »Du musst gehen.«
»Gehen? Aber ich dachte, wir könnten uns unterhalten und Fotos anschauen … vielleicht ein bisschen tanzen.«
»Wir beide?«
»Warum nicht?« Unvermittelt beschlich Kate Unbehagen. »Ich dachte … wie im Bobby’s Place …«
»Verflucht.«
Irgendetwas klapperte hinter der verschlossenen Badezimmertür. Kate lauschte auf das Geräusch, gleichzeitig versuchte sie, Jesses Miene zu deuten. »Was war das?«
»Also wirklich, Katie«, sagte er entschieden, »du musst jetzt gehen.«
Sie merkte kaum, wie Jesse sie am Arm fasste. Bevor er sie jedoch zur Tür geleiten konnte, tauchte eine Frau auf.
»Tadaaaa! Na, wie gefalle ich dir?«
Kates Verstand setzte vorübergehend aus. Sie taumelte ein paar Schritte zurück und wäre fast gestolpert, doch Jesse hielt sie fest. In der Tür stand eine fremde Frau, und der Lichtschein hinter ihr zeigte deutlich, dass sie unter einem Hauch von Negligé nichts trug.
Die Frau war so gut wie nackt!
Kate japste nach Luft.
»Wer sind Sie?«, fragten beide Frauen einander gleichzeitig. Dann schauten sie zu dem einzigen Mann im Raum.
Er ließ Kates Arm los und gab einen tiefen Weltschmerz-Seufzer von sich. »Katie, das ist Gwen, meine Presseagentin. Gwen, das ist Katie, meine … äh … Gastgeberin?«
»Jesse, wie konntest du nur?«, erregten sich beide Frauen.
»Ich?«, sagte er stockend. »Ich hatte keine von euch beiden eingeladen. Ich wollte meine Ruhe haben, und dann« – er deutete auf Kate – »kommst du und willst mir Tee servieren.«
Kate öffnete entgeistert den Mund. Gwen lächelte süffisant.
Jesse funkelte seine Pressefrau an. »Und du fliegst einfach her, ohne mich vorher zu informieren, und willst mir … dich selbst servieren.«
Diesmal fiel Gwen die Kinnpartie herunter.
Kate war wütend auf sich selbst. Wie hatte sie nur die Vorstellung hegen können, dass er sich mit einer heißen Tasse Tee und einem Flirt mit ihren gemeinsamen Erinnerungen hätte abspeisen lassen? Er hielt augenscheinlich mehr von den körperlichen Reizen einer nackten Frau wie … wie dieser da.
Und sie hatte ihm Tee angeboten!
Kate fragte sich allmählich, ob sie nicht eine Beleidigung für alle Evastöchter sei.
Sie drehte sich auf ihren geblümten Keds um und rannte zur Tür.
»Ach, zum Teufel.« Jesse fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar. »Es tut mir Leid, was ich da eben zu euch beiden gesagt habe.«
Kate lief weiter.
»Katie, warte. Ich hab es nicht so gemeint. Das mit dem Tee war … sehr nett. Ich wollte nicht …«
Zum Glück redete er nicht weiter. Die Situation war ohnehin peinlich genug. Sie war nett, nicht sexy. Süß, aber nicht verführerisch.
Wortlos trat sie zur Tür. Sie hätte ihn vielleicht noch fragen sollen, wann er El Paso wieder verlassen wollte. Besser früher als später, und wenn er Hilfe beim Packen bräuchte, wäre sie mit dem größten Vergnügen dazu bereit.
Das Fotoalbum wie einen Schutzschild vor die Brust gepresst, verließ sie mit gerecktem Kopf das Gästehaus. Dann lief sie durch die Dunkelheit über den Hof und hätte sich am liebsten in ihrem Swimmingpool ertränkt.
An: Katherine Bloom
Chloe Sinclair
Von: Julia Boudreaux
Thema: Stunde der Wahrheit
Guten Morgen, Schwestern. He, Kate, stimmt es, dass Jesse gestern noch im Bobby’s Place war? Hast du wirklich mit ihm getanzt?
Küsschen, j
An: Julia Boudreaux
Katherine Bloom
Von: Chloe Sinclair
Thema: Großstadt-Cowgirl
Sie hat mit ihm getanzt. Zweimal. Mehr hat sie zum Glück nicht gemacht.
PS – Da ich im Büro bin und ihr beide euch nicht blicken lasst, ist es immerhin schön zu wissen, dass der Privatzugang zum dienstlichen E-Mail-System kein rausgeworfenes Geld ist.
An: Chloe Sinclair
Julia Boudreaux
Von: Katherine Bloom
Thema: Formsache
Fällt ein Verführungsversuch unter mehr machen ?
Eure am Boden zerstörte
Kate
Katherine C. Bloom
Nachrichtenmoderatorin, KTEX TV West-Texas
An: Katherine Bloom
Chloe Sinclair
Von: Julia Boudreaux
Thema: Gute Güte!
Was hast du jetzt wieder angestellt? Ihn verführt? Wie? Hast du ihm nackt in seinem Bett aufgelauert? Ihn etwa unter der Dusche
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