Einfach sexy
nicht angezogen? Wir fangen in einer Dreiviertelstunde an.«
Golf. Oh Gott. Das war das Letzte, wozu Kate jetzt Lust verspürte. Sie hatte seit Jahren nicht mehr gespielt.
»Tut mir echt Leid, aber ich habe keine eigenen Schläger,
und da der Country-Club keine verleiht, kann ich nicht spielen. Wie wär’s, wenn ich in der Zwischenzeit in den Supermarkt fahre und uns für nachher ein Wahnsinnsmenü zaubere?«
Jesse schmunzelte. »Keinerlei Ausflüchte.« Er lief aus dem Haus und kam ein paar Minuten später mit einem fast neuen Schlägersatz zurück.
»Die sind von deiner Schwester«, erklärte er.
»Ach wie nett«, meinte sie wenig überzeugend. »Wirklich lieb von dir. Und es ist heute auch bestimmt wunderbares Wetter, aber ich muss noch eine Menge für den Sender erledigen.«
Jesse ignorierte ihre Äußerung und schob ihr einen Stapel Kleidungsstücke hin. »Die sind auch von Suzanne, für den Fall, dass du es mit dem Ich-hab-nichts-anzuziehen-Trick probierst.«
Insgeheim gestand sie sich ein, dass das ihre nächste Ausrede gewesen wäre.
Eine halbe Stunde später standen sie vor dem El Paso Country-Club. Jesse wirkte belustigt, Travis so begeistert wie Kate über die angekündigte Golfrunde.
»Ganz passable Klamotten«, meinte der Junge.
Passabel war gar kein Ausdruck für den Horror, den Kate da am Leib trug. Einen kurzen roten Rock, der mit winzigen Golfbällen und Schlägern bedruckt war. Dazu ein ärmelloses Kragenshirt mit einer überdimensionierten Golfballapplikation auf ihrer rechten Brust. Sie hätte lieber ein anderes Sporthemd mit Kragen angezogen, das sie aber leider nicht besaß. So kam sie sich vor wie eine Kreuzung aus Cheerleader und Vogelscheuche.
»Danke, Travis.«
Jesse jedenfalls – und ihrer Meinung nach unfairerweise – trug nicht einen so schrill bedruckten Mist, sondern ein dezentes graublaues Golfhemd zur formvollendeten dunkelblauen Hose. Er wäre glatt als Covermodel durchgegangen.
Sie bemerkte, wie er sie forschend musterte.
»Was ist?«, wollte sie wissen.
Statt einer Antwort sah er auf seine Armbanduhr. »Kommt, es wird Zeit.«
Bevor sie in ihren Golfwagen steigen konnten, lief Lena Lehman mit Golfröckchen und wippenden Affenschaukeln auf sie zu. »He, Travis!«
Travis war sichtlich verblüfft und erfreut, obwohl er nervös um sich blickte.
»Willst du mit uns spielen?«, fragte das Mädchen. »Ned Greenley ist immer noch nicht aufgekreuzt, und wir wollten ein kleines Lochwettspiel machen. Und du bist doch ein echt guter Putter.«
»Ähm«, stammelte er. »Ich … ich spiele mit meinem Dad.«
»Aber es würde mir sooo viel Spaß machen. Bitte!«
Travis schaute unschlüssig von Jesse zu Lena.
»Möchtest du lieber mit den anderen Kindern spielen?«, erkundigte sich Jesse freundlich.
»Nur wenn es dir recht ist«, antwortete sein Sohn.
Jesse beugte sich zu ihm hinunter. »Das musst du selbst entscheiden, Travis«, sagte er leise. »Ich möchte, dass du deinen Spaß hast.«
»Das wird bestimmt echt lustig!«, giggelte Lena. »Außerdem brauche ich dich in meinem Team.«
Jesse richtete sich auf und wandte sich an das Mädchen. »Wie kommst du denn nach Hause?«
»Ich gehe zu Fuß. Travis kann mit mir mitkommen.«
Jesse klopfte seinem Sohn auf die Schulter. »Klingt ganz passabel«, sagte er. »Los, geh mit den anderen.«
Travis, weiterhin skeptisch, folgte Lena, die ihn beharrlich am Arm zog.
»Bist du sicher, dass das richtig war?«, fragte Kate.
»Mit Gleichaltrigen herumzuhängen scheint mir das Beste für ihn.«
»Vermutlich hast du Recht.«
Somit war sie an einem sonnigen Sonntagmorgen allein mit Jesse Chapman. Nur schade, dass sie mit ihm Golf spielen sollte.
Sobald sie in dem Caddy saßen, erzählte er Kate, was er am Tag zuvor im Golfcamp erlebt hatte. Er war stocksauer, weil die anderen Jungen auf Travis herumhackten. Am Schluss berichtete er ihr, dass das Programm nicht die entsprechenden finanziellen Mittel für so viele Kinder habe.
»Ich wünschte mir, Travis hätte mehr Selbstvertrauen«, seufzte Jesse.
»Er ist doch erst zwölf.«
»Na und?«
Schulterzuckend überlegte Kate, dass sie mit siebenundzwanzig das gleiche Problem hatte. Mit ihrem Selbstvertrauen war es auch nicht weit her.
Er steuerte den Wagen an dem Abschlag der Herren vorbei und hielt an der roten Damenmarkierung.
»Und was ist mit dir?«, wollte Kate wissen. Sie setzte sich mit einem Ruck auf, da ihr schlagartig dämmerte, dass er seine Schläger gar nicht
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