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Einfach verliebt!: Roman (German Edition)

Einfach verliebt!: Roman (German Edition)

Titel: Einfach verliebt!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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daherplappern: Aber sicher, natürlich ist er ein Cop, dann wäre Ben einen Kopf kürzer. Oder er läge zwei Meter tiefer, unter einer mächtigen Messinggrabplatte.
    Für Außenstehende war er im Import-Export-Geschäft tätig. Seine nächsten Angehörigen standen zu dieser Version. Und die Straßendealer mutmaßten, dass es eine Umschreibung für den Drogen import/-export war. Die Nachbarn wiederum glaubten, dass Ben seine Souvenirs in Mexiko einkaufte und überteuert in den USA verhökerte. So hatte er eine Beschäftigung und ein Alibi für seine ungewöhnlichen Arbeitszeiten.
    Er nahm seine Dienstpistole, eine 9-mm-Glock, aus dem Waffenschrank in seinem schwach beleuchteten, voll gestapelten Flur. Wenn er seinem Job nachging, ließ er normalerweise sämtliche Polizei-Insignien zu Hause. Aber heute war keine normale Nacht.
    Er schob die Glock in das Halfter unter seiner sündhaft teuren Lederjacke. Ein weiteres Beweisstück für jeden misstrauischen Spitzel, dass er ein »erfolgreicher« Dealer war und mit Verlierern keine Geschäfte machte.
    Prescott trat in die Oktobernacht hinaus. Die Luft erfrischte seine erhitzte Haut. Für Augenblicke hatte er das Gefühl, wieder freier atmen zu können. Wenigstens ein bisschen. Er sprang in seinen schwarzen Range Rover – ein weiteres Statussymbol -, ließ per Knopfdruck die Scheibe herunter und startete den Motor.
    Er hatte sich nach Henrys Tod für einen knappen Monat freistellen lassen und war seit einer Woche wieder im Dienst. Ben hatte unermüdlich gearbeitet – manche meinten, wie ein Besessener -, um Hinweise auf den Mörder seines Partners zu bekommen. Er hatte nichts gefunden, bis er gestern auf den Namen eines großspurigen Dealers gestoßen war, der etwas gesehen haben könnte. Aber der redete natürlich nicht mit der Polizei.
    Ben hatte herausgefunden, wo sich der Typ vermutlich gegen ein Uhr morgens aufhielt. Und Benny the Slash beabsichtigte, ihm einen Überraschungsbesuch abzustatten. Das kleine Haus im Süden von El Paso wurde bereits polizeilich überwacht, Ben musste den Kerl also nur noch zum Reden bringen. Das mit der nötigen Vertrauensbasis würde er schon hinkriegen.
    Die Straßen von El Paso waren menschenleer, die Geschäfte dunkel, der Himmel samtschwarz. Auf dem Mittelstreifen reihten sich die Straßenlaternen aneinander, die Ampelanlagen blinkten rot und gelb wie eine weihnachtliche Lichterkette.
    Ben bog an der Kreuzung Mesa Street auf die Interstate 10 und fuhr in Richtung Stadtmitte. Er hatte vor gut einem Jahr mit dem Rauchen aufgehört, sonst hätte er sich jetzt bestimmt eine Zigarette zwischen die Lippen geschoben und heftig inhaliert. Stattdessen steckte er sich einen Kaugummi in den Mund und haderte insgeheim mit sich selbst, dass er solche Ersatzbefriedigungen brauchte.
    Ohne hindernden Verkehr und störende Ampelschaltungen konnte Ben Gas geben, und er fuhr fast zu schnell, eine Hand locker am Lenkrad, den Ellbogen auf die offene Fensteröffnung gestützt. Er brauste an der University of Texas vorbei, die sich linker Hand in die zerklüfteten Franklin Mountains schmiegte. Juárez lag zu seiner Rechten, so nah, dass er die dunkel gähnenden Fensteröffnungen der verschlafenen mexikanischen Häuser auf den ungeteerten, staubigen Straßen erkennen konnte. Dahinter sah er die geschlossene, klotzige mexikanische Version eines Wal-Mart mit riesigen bunten Neonbuchstaben. Tagsüber plärrte dort ohrenbetäubende Folkloremusik aus 60er-Jahre-Lautsprechern.
    Das Einzige, was Texas und Mexiko an dieser Stelle trennte, war ein schmaler Streifen Rio Grande, der häufig ausgetrocknet war, weil das Wasser stromaufwärts in New Mexico und Colorado gestaut wurde. Aber unbewachte Grenzen interessierten Ben nicht im Geringsten. Ihn interessierte Henrys Killer.
    Kurz darauf verließ Ben an der Ausfahrt Stadtmitte die Schnellstraße und bog nach rechts ab. Er verlangsamte das Tempo erst, als er die Stadthalle und das moderne Oval des Verwaltungsgebäudes passiert hatte. Sobald er auf der Santa Fe Street war, konkurrierte sein Herzrhythmus mit der Tachonadel. Er arbeitete mit allen Sinnen. War umsichtig. Wachsam. Bereit für den Überraschungscoup.
    So weit südlich gab es nur noch wenige Straßenlaternen, und er kurvte durch die dunklen, unheimlichen Straßen rings um die Grenzbrücke, wie ein Nachtschwärmer, der Action sucht.
    Er sollte sie bald finden.
    Ben entdeckte den gesuchten Typen in einer der Seitenstraßen. Er war allein, ohne irgendwelche

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