Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
nicht übersehen. Das blaue Gebäude mit dem Fisch an der Fassade. Dann sprechen wir über die Mails.
12
S terling fühlte sich an der empfindlichsten Stelle getroffen. Er sehnte sich nach Chloe mit fast schmerzlichem Verlangen. Doch sie entzog sich ihm, wo es nur ging.
Es war drei Tage her, dass die erste Staffel von Der Frauenschwarm aufgezeichnet und ausgestrahlt worden war, und er konnte es immer noch nicht glauben, dass er von einer Frau förmlich besessen war, die nichts mit ihm zu tun haben wollte, und dass er überhaupt in einer Reality-Show auftrat. Er war der angesehene Vorstandschef eines Medienkonzerns, nicht irgendein bedauernswerter Kerl, der sich verzweifelt nach einem Fernsehauftritt und einer Freundin sehnte.
Er konnte die Situation nicht ausstehen, hasste es, jemand anderes zu sein, hasste es jedes Mal aufs Neue, wenn Chloe ihn mit ihren unschuldigen blauen Augen ansah und ihn Trey nannte.
Als er an jenem Tag in der Kantine Kaffee gekocht hatte, hätte er Chloe beinahe alles erzählt. Unfassbar, auf welche Weise sie ihn dazu gebracht hatte, Dinge zu tun, die er besser unterlassen hätte. Zum Glück war das Debakel wegen des fehlenden Junggesellen und seiner Rose dazwischengekommen. Er war nicht besonders froh darüber, dass seine Rolle als Frauenschwarm ihn davor bewahrt hatte, die mit seinem Bruder getroffene Abmachung zu brechen. Aber er hatte seiner Familie versprochen, Ben nach Hause zu bringen – seinen Bruder, dessen dunkle Augen inzwischen von etwas ganz anderem verdüstert wurden. Ben Prescott quälte etwas, worüber er nicht sprechen wollte.
Sterling fluchte. Aber er würde alles tun, um seinem Bruder zu helfen – und wenn er in einer Reality-Show auftreten musste, um dieses Kunststück zu vollbringen, dann sollte es eben so sein.
Aber verdammt: Er musste seine Zeit mit anderen Frauen verschwenden, obwohl er doch nur eine haben wollte.
Inzwischen war ihm klar, dass Chloe trotz all der Leidenschaftlichkeit, die sie in der Damentoilette in dem Hotel an den Tag gelegt hatte, völlig unerfahren war. Sie hatte ihn begehrt, aber es war ein Begierde, die einem Dammbruch glich. Chloe hatte sich etwas gefügt, was ihrer vernunftgesteuerten Kontrolle entzogen war.
Sie war schwierig – in mehr als einer Hinsicht, wie er sich bitter lächelnd eingestand.
Aber nicht das verwunderte ihn. Ihn überraschte vielmehr, dass er, Sterling Prescott – die Lage stets im Griff, immer reserviert -, in ihrer Nähe immer das ihm selbst fremde Bedürfnis verspürte, zu flirten, zu spielen und Spaß zu haben.
Spaß, er!
Es hatte Tage gedauert, bis er begriffen hatte, was er wirklich empfand.
Begehren? Keine Frage.
Faszination? Ohne jeden Zweifel.
Aber da war mehr als Verlangen und Faszination gewesen, und zwar seit dem Tag, als sie so getan hatte, als würde sie ihn nicht kennen, als sie das Konferenzzimmer betreten und dabei ausgesehen hatte wie eine quietschsaubere Bibliothekarin. Er konnte sich nicht vorstellen, warum sie sich solch große Mühe gab, eine derart schwüle Erotik unter einer solch extremen Schlichtheit zu verbergen.
Er kannte keine Frau, die so viel Mühe darauf verschwendete, nicht sexy zu sein. Er wollte ihre Geheimnisse aufdecken … und er wollte auch lachen und spielen und Spaß haben.
Er wollte sie küssen, mit ihr schlafen … und, verdammt, sie im Zimmer umherjagen, sie an sich reißen und kitzeln, bis sie um Gnade flehte.
Was dachte er da eigentlich?
Er fuhr sich übers Gesicht und stöhnte frustriert auf. Er begriff das alles einfach nicht. Und offen gestanden – es gefiel ihm auch nicht. Sterling Prescott machte so etwas nicht. Er jagte Frauen nicht hinterher, in keiner Weise. Nicht, um sie zu erobern, und mit Sicherheit auch nicht aus schierem Vergnügen.
Es war nach Mitternacht, als Sterling vor der kleinen, schmalen Bar vorfuhr, die im Dunkeln von zahlreichen Lichtern erhellt war. Ein farbiger Fisch war auf die ostereierblaue Fassade gemalt, eine Holztür gerade so platziert, dass es den Anschein hatte, man betrete den Bauch des Fisches. Nicht die Art von Lokal, die Sterling für gewöhnlich frequentierte – was ihn an ein weiteres Gefühl gemahnte, das er normalerweise für keine Frau empfand, die nicht seiner Familie angehörte: den Wunsch, sie zu beschützen.
Wenn Chloe in Gefahr war, dann würde er nicht untätig zusehen und zulassen, dass ihr etwas zustieß. Plötzlich fand er es ganz angenehm, einen Polizisten in der Familie zu haben.
Sterling betrat die
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