Einfach verrückt!: Roman (German Edition)
du die ganze Sache anders anpacken.«
»Und wie zum Beispiel?«
Ben zog ein Gesicht, als läge die Antwort auf der Hand. »Indem du sie mit deinem Charme verführst.«
Sterling war unbehaglich zumute unter dem belustigten Blick seines Bruders.
»Du verstehst doch, wovon ich spreche, oder?«, beharrte Ben.
Er verstand es nicht. »Mit meinem Charme?«
Ben verdrehte die Augen. »Verdammt, Sterling.«
Sterling war sich, offen gestanden, gar nicht sicher, was Charme bedeutete. Er hatte bisher nie bewusst um die Gunst einer Frau geworben. Es war ganz einfach passiert.
Eine der weiblichen Gäste im El Pescado kam auf Ben zu. Die Frau beugte sich zu ihm vor, drängte sich an ihn, brachte ihn zum Lachen. Offenbar kannte er sie, denn er versetzte ihr einen Klaps auf den Po und sagte, er werde sie später sehen.
»Das nennst du Charme?«, fragte Sterling und hob gewichtig die Brauen. »Ich glaube kaum, dass ich sehr weit käme, wenn ich deinen Charme-Ratschlägen folgte. Kommt mir ein wenig vor wie der Blinde, der den Blinden führt.«
»He«, sagte Ben lachend, »sie ist scharf auf mich, oder etwa nicht?«
»Ja, kann sein, aber ich bezweifle, dass ich mit einem Klaps auf den Po bei Chloe Sinclair landen würde.«
»Da hast du wahrscheinlich Recht.«
Darauf nahmen beide Männer einen großen Schluck und hingen ihren Gedanken nach.
»Okay«, erklärte Ben schließlich, »dann probier die gefühlvolle Masche aus.«
»Wie bitte?«
»Frauen sagen ständig, dass sie sich nach einem sensiblen Mann sehnen. Vielleicht solltest du weinen.«
Sterling hätte sich fast an seinem Bier verschluckt. »Ich weine nie.«
Ben gab sich geschlagen. Sein Gesichtsausdruck verriet allerdings deutlicher als alle Worte, dass Sterling sich nicht bei ihm ausweinen sollte, wenn er bei Chloe nicht ankäme. »Dann mach einfach ein trauriges Gesicht. Erzähl ihr eine trübsinnige Geschichte – wie du mit fünf Jahren deinen Teddybären verloren hast.«
»Ich hatte nie einen Teddybären.«
»Darum geht’s nicht.«
»Du rätst mir zu lügen.«
Ben sah ihn an. »Ich bin nicht sicher, ob du dich in Anbetracht deiner Situation über eine Lüge empören sollst. Aber das wollte ich auch gar nicht vorschlagen. Denk einfach an etwas Empfindsames, und dann erzähl ihr davon. Frauen mögen so was.«
»Den Trick hast du schon angewendet, nehme ich an?«
»Noch nie.« Ben lächelte verschmitzt. »Aber er wirkt Wunder.«
Sterling fluchte.
»Entschuldige, ich wollte nur helfen.« Ben verzog das Gesicht. »Hast du wirklich gesagt, dass Sex ein Spiel ist, bei dem das Ziel darin besteht, zu erobern?«
»Das habe ich nicht gesagt!«, fuhr Sterling ihn an, dann seufzte er. »Okay, vielleicht hab ich das gesagt, aber ich hab damit nur beschrieben, was ich Chloes Ansicht nach denke. Es ist nicht das, was ich wirklich glaube. Ich war …«
»Hör zu. Sei einfach nett zu ihr. Lächle, schau sie an, als würdest du sie , nicht ihren Körper sehen. Als würdest du sie erkennen, ihr Inneres wahrnehmen. Verhalte dich nicht so, als wolltest du mit ihr ins Bett. Sie scheint es mir nicht auf dein Geld abgesehen zu haben. Und ich könnte schwören, dass du ihr vertrauen kannst.«
Sterling schaute seinen nun gar nicht mehr so kleinen Bruder an. »Was soll das? Versuchst du mir dabei zu helfen, dass ich gewinne?«
Ben wandte sich wieder seinem Bier zu. »Sosehr mir der Gedanke zuwider ist, nach St. Louis zurückzugehen, tief im Inneren gefällt es mir anscheinend nicht, wie du dich blamierst.«
Schweigen.
»Danke«, sagte Sterling leise.
»Du musst dich nicht bei mir bedanken.«
Sie wurden durch ein Gespräch unterbrochen, das ihre Ohren beleidigte.
»Das weißt du doch, Mann. Diese Chloe wäre ‘ne klasse Nummer. Hast du gehört, was sie zu diesem warmen Blödmann von Trey gesagt hat?«
Sterling wusste nicht genau, was ihm mehr auf die Nerven ging. Die Bemerkung über Chloe oder der Kommentar über Trey. Jedenfalls stand er vom Barhocker auf.
»Sterling«, verlangte Ben. »Setz dich wieder hin, verdammt noch mal.«
Aber dafür war es zu spät. Sterling hatte sich nie in seinem Leben geprügelt, was aber nicht daran lag, dass er klein beigegeben hätte. Schon als Jugendlicher hatte seine Körpergröße jedem, der ihm dumm kam, Angst gemacht. Als Erwachsener war er nie mehr in eine entsprechende Situation geraten.
Die beiden anderen Männer erblickten ihn und unterbrachen ihre Unterhaltung. Sterling spürte, dass sie mit Sicherheit eingeschüchtert
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