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Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Einfach verrückt!: Roman (German Edition)

Titel: Einfach verrückt!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Francis Lee
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Bar und trug dabei die einzige Kleidung, die er hierher in den Westen von Texas mitgenommen hatte. Sie war nicht angemessen für diese Kneipe, entschied er, als er sich umsah. Die Männer waren, trotz des kühlen Wetters, mit Jeans, Stiefeln und Hemd oder T-Shirt bekleidet. Niemand trug eine Krawatte.
    Die meisten Frauen trugen ebenfalls Jeans, einige auch kurze Röcke und reichlich Make-up. Was aber vermutlich nichts mit Texas zu tun hatte, sondern nur daran lag, dass sie sich in einer Bar aufhielten und auf Männerfang waren.
    Durch den trüben Dunst entdeckte er Ben, der in seinem üblichen Outfit – T-Sirt, Jeans und schwarze Stiefel – am Tresen saß, vor sich ein fast volles Glas Bier.
    »Netter Laden«, kommentierte Sterling, während er sich neben seinen Bruder setzte.
    Ben grinste. »Der El Paso Country-Club hatte bereits geschlossen. Außerdem bezweifle ich, dass ›Trey‹ dort hätte Mitglied werden können.«
    »Du lässt wohl nie locker, was?«
    Ben trank einen Schluck, lächelte und stellte das Glas wieder ab. »Nur wenn’s sein muss. Ich finde es großartig, wie du dich jedes Mal windest, wenn Chloe dich Trey nennt. Das ist unbezahlbar.«
    Immer wenn sie ihn Trey nannte, wand er sich tatsächlich. Er hasste es. Aber es ging dabei um etwas anderes als nur um seine Lüge – die schon schlimm genug war. Nämlich darum, dass er, nachdem er ein Leben lang sehr zurückgezogen gelebt hatte, Chloe sagen wollte, wer er wirklich war.
    Als sie gefragt hatte, ob er Freunde habe, hatte er ihr von seiner Kindheit und Jugend im Hause Prescott erzählen wollen, in dem die Kinder nie Dinge tun durften, die Kinder normalerweise tun – jeder ganz normale Spaß war verboten. Kein Buddeln im Sand, kein Schießen mit Spielzeugpistolen. Er hatte sich ins Lernen gestürzt. Diana war in der beschützten Welt der Rüschenkleider und Teestunden in der feinen Gesellschaft geradezu aufgeblüht. Ben war derjenige gewesen, der opponiert hatte.
    Aber Sterling konnte Chloe von alldem nichts erzählen, weil es nicht mit dem Mann zusammenpasste, der zu sein er vorgab.
    Die Ironie der Situation war ihm durchaus bewusst. Denn zum ersten Mal im Leben hatte er das Gefühl, sich einer Frau gegenüber öffnen zu wollen – nur ging das eben nicht, weil er eine Lüge lebte.
    Ein Barkeeper kam herbei. »Was möchten Sie trinken?«
    Sterling warf einen prüfenden Blick auf Bens Getränk. »Ein Bier.«
    »Welche Sorte?«
    »Die, die er trinkt.«
    »Also ein Coors vom Faß.«
    Die beiden Brüder sprachen erst wieder ein Wort, als Sterling sein Glas vor sich stehen hatte und sich der Barkeeper um einen anderen Gast kümmerte.
    »Also, was hältst du von den E-Mails?«, fragte Sterling ohne Umschweife.
    Ben dachte einen Augenblick nach, ehe er antwortete. »Schwer zu sagen. Aber sie scheinen mir ziemlich harmlos zu sein. Ein Gottesmann, eine Männerhasserin und ein paar Typen, die in Chloe verknallt sind.« Er schaute zu Sterling hinüber. »Bist du Albert Cummings?«
    »Sehr witzig.«
    »Ich frage ja nur.« Ben griff nach seinem Bierglas und lächelte trocken. »Mal sehen, ob ich etwas über die E-Mail-Adressen herausfinden kann. Wahrscheinlich nicht. Aber sicher ist sicher.«
    »Gut«, sagte Sterling in seinem typischen, bestimmenden Tonfall.
    Die Männer schauten eine Weile schweigend auf die Wand hinter der Bar.
    »Also, was gibt’s sonst noch – außer den E-Mails?«, begann Ben. »Stimmen die Zahlen, so dass der Sender überleben kann?« Er drehte den Kopf und grinste. »Oder droht mir das Schicksal, dass ich für Prescott Media arbeiten muss?«
    Sterling blickte zu ihm hinüber. »Wäre das wirklich so schlimm?«
    Bens Grinsen verschwand, und an dessen Stelle trat eine gewisse Düsternis, die stets unter der Oberfläche lauerte. »Manchmal glaube ich, es wäre sogar das Beste für mich. Aber dann wiederum kann ich mir nicht vorstellen, mit der Welt zu tun zu haben, in der du lebst.«
    »Was ist denn so verkehrt damit? Es ist auch deine Welt.«
    »Nein, keineswegs. Ist es nie gewesen. Das weißt du auch. Nicht jeder muss ein Teil der Welt sein, in die er hineingeboren wurde. Unter anderem deshalb bin ich Polizist geworden. Ich bin gut in meinem Job, und er gefällt mir.« Er trank einen langen Schluck. »Wenigstens bis vor kurzem.« Er hielt jäh inne.
    »Ben, sag mir …«
    Er schnitt Sterling das Wort ab. »Ich kann es nicht«, erklärte er mit Nachdruck.
    Sterling wusste nicht, was er sonst noch sagen sollte. Im Geschäftsleben, in

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