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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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O’Brien«, sagte Valentin mit ruhiger Herzlichkeit. »Ich nehme an, daß Sie schon von Braynes jüngstem Abschlacht-Experiment gehört haben?«
    Father Brown stand immer noch über den Kopf mit dem weißen Haar gebeugt und sagte, ohne aufzuschauen:
    »Ich nehme an, es ist völlig sicher, daß Brayne auch diesen Kopf abgeschnitten hat.«
    »Na ja, das scheint logisch genug«, sagte Valentin, die Hände in den Taschen. »Auf die gleiche Weise getötet wie der andere. Aufgefunden wenige Meter vom anderen entfernt. Und abgeschnitten mit derselben Waffe, die er, wie wir wissen, mitgenommen hatte.«
    »Ja, ja; ich weiß«, erwiderte Father Brown nachgiebig. »Dennoch bezweifle ich, wissen Sie, daß Brayne diesen Kopf hätte abschneiden können.«
    »Warum denn nicht?« fragte Dr. Simon mit forschendem Blick.
    »Nun, Doktor«, sagte der Priester und blickte blinzelnd auf, »kann ein Mann sich selbst den Kopf abschneiden? Ich weiß nicht.«
    O’Brien spürte ein irrsinniges Universum um seine Ohren zusammenbrechen; der Doktor aber sprang mit praktischem Ungestüm herbei und schob die nassen weißen Haare zurück.
    »Oh, da gibt es keinen Zweifel, das ist Brayne«, sagte der Priester ruhig. »Er hatte genau diese Einkerbung im linken Ohr.«
    Der Detektiv, der den Priester mit steten und glitzernden Augen angesehen hatte, öffnete seinen zusammengepreßten Mund und sagte scharf: »Sie scheinen viel von ihm zu wissen, Father Brown.«
    »So ist es«, sagte der kleine Mann einfach. »Ich kam seit einigen Wochen mit ihm zusammen. Er dachte daran, sich unserer Kirche anzuschließen.«
    Das Glühen des Fanatismus schoß Valentin in die Augen; er schritt mit geballten Händen auf den Priester zu. »Und vielleicht«, schrie er mit schneidendem Hohn, »vielleicht dachte er auch daran, Ihrer Kirche all sein Geld zu vermachen.«
    »Vielleicht«, sagte Brown gleichgültig; »möglich ist das.«
    »In diesem Fall«, rief Valentin mit furchtbarem Lächeln, »dürften Sie wirklich eine Menge über ihn wissen. Über sein Leben und über sein…«
    Major O’Brien legte eine Hand auf Valentins Arm. »Machen Sie Schluß mit diesem verleumderischen Quatsch, Valentin«, sagte er, »oder es könnte noch mehr Säbel geben.«
    Aber Valentin hatte sich (unter dem steten bescheidenen Blick des Priesters) bereits wieder gefaßt. »Gut«, sagte er knapp, »persönliche Meinungen können warten. Sie, meine Herren, sind immer noch durch Ihr Versprechen gebunden, zu bleiben; Sie müssen sich selbst – und jeder den anderen dazu zwingen. Iwan wird Ihnen alles Weitere sagen, was Sie wissen wollen; ich muß mich an die Arbeit machen und den Behörden schreiben. Wir können das nicht länger geheimhalten. Ich schreibe in meinem Arbeitszimmer, für den Fall, daß es weitere Neuigkeiten gibt.«
    »Gibt es weitere Neuigkeiten, Iwan?« fragte Dr. Simon, während der Chef der Polizei aus dem Raume schritt.
    »Nur noch eine Sache, glaube ich, Sir«, sagte Iwan und legte sein graues altes Gesicht in Falten; »aber sie ist auf ihre Weise auch wichtig. Es handelt sich um den alten Knaben, den Sie auf dem Rasen gefunden haben«, und er wies ohne jede vorgespielte Ehrerbietung auf den großen schwarzen Körper mit dem gelben Kopf. »Wir haben rausgefunden, wer das ist.«
    »Tatsächlich!« rief der verblüffte Doktor; »und wer ist es?«
    »Sein Name war Arnold Becker«, sagte der Unterdetektiv, »obwohl er viele andere Namen führte. Er war eine Art wandernder Gauner, und man weiß, daß er in Amerika war; da dürfte Brayne wohl seinen Pick auf ihn bekommen haben. Wir selbst hatten mit ihm nicht viel zu schaffen, denn er arbeitete vorwiegend in Deutschland. Wir haben uns natürlich mit der deutschen Polizei ins Benehmen gesetzt. Aber da gab es, sonderbar genug, auch noch seinen Zwillingsbruder mit Namen Louis Becker, mit dem wir sehr viel zu tun hatten. Kurzum, wir haben es für nötig gehalten, ihn gestern erst guillotinieren zu lassen. Komische Sache, meine Herren, aber als ich den Kerl da flach auf dem Rasen liegen sah, hatte ich den größten Schock meines Lebens. Wenn ich nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, wie Louis Becker guillotiniert worden ist, hätte ich geschworen, daß Louis Becker da auf dem Rasen lag. Dann hab ich mich natürlich an seinen Zwillingsbruder in Deutschland erinnert, und als ich dem Faden nachging…«
    Der erklärungsreiche Iwan hielt inne, und zwar aus dem ausgezeichneten Grund, weil ihm niemand mehr zuhörte. Der Major und

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