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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Lever auf einen Plan, wie er den Schandfleck, da er ihn nicht auslöschen konnte, verdecken könne. Wenn Sie (was sicherlich nie geschehen wird) das Vernon-Hotel betreten, schreiten Sie durch einen kurzen Gang, den einige dunkle, aber wichtige Bilder schmücken, zur Haupthalle und Lounge, welche sich zu Ihrer Rechten in Gänge öffnet, die zu den Gasträumen führen, und zu Ihrer Linken in einen ähnlichen Gang, der zu den Küchen und Büros des Hotels weist. Unmittelbar zu Ihrer Linken befindet sich die Ecke eines gläsernen Büros, das in die Lounge hineinragt – ein Haus im Haus sozusagen, wie das alte Hotelbüffet, das vermutlich einst diesen Platz eingenommen hat.
    In diesem Büro saß der Vertreter des Besitzers (hier erschien niemand in Person, wenn er es irgendwie vermeiden konnte), und unmittelbar hinter dem Büro befand sich, auf dem Weg zu den Quartieren des Personals, die Herrengarderobe, die äußerste Grenze des Bereichs der Gentlemen. Zwischen Büro und Garderobe aber befand sich ein kleiner privater Raum ohne anderen Ausgang, den der Besitzer manchmal für delikate und wichtige Angelegenheiten verwendete, wie einem Herzog 1000 Pfund zu leihen oder ihm 1 Groschen abzuschlagen. Es ist ein Kennzeichen der überwältigenden Toleranz von Mr. Lever, zuzulassen, daß dieser heilige Ort für etwa eine halbe Stunde durch einen einfachen Priester profaniert wurde, der dort ein Stück Papier bekritzelte. Die Geschichte, die Father Brown niederschrieb, ist sicherlich eine sehr viel bessere Geschichte als diese, nur wird sie nie bekannt werden. Ich kann lediglich feststellen, daß sie ziemlich die gleiche Länge hatte, und daß die letzten zwei oder drei Paragraphen die am wenigsten aufregenden und fesselnden waren.
    Denn erst, als er bis zu diesen gediehen war, begann der Priester seinen Gedanken zu erlauben, daß sie ein wenig wanderten, und seinen Sinnen, die üblicherweise scharf waren, daß sie erwachten. Die Zeit der Dunkelheit und des Abendessens rückte heran; sein kleines vergessenes Zimmer war ohne Licht, und vielleicht schärfte das dunkelnde Dämmern, wie es ja zuzeiten vorkommt, seinen Sinn des Gehörs. Als Father Brown den letzten und unwesentlichsten Teil des Dokumentes niederschrieb, überraschte er sich dabei, wie er im Rhythmus eines wiederkehrenden Geräusches draußen schrieb, so wie man manchmal im Rhythmus des Ratterns eines Zuges denkt. Als er sich dessen bewußt wurde, erkannte er auch, was es war: nur das gewöhnliche Trappen von Füßen, die an der Tür vorüberkamen, in einem Hotel keine sehr ungewöhnliche Sache. Dennoch starrte er an die dunkelnde Decke und lauschte dem Geräusch. Nachdem er ein paar Sekunden lang verträumt gelauscht hatte, stand er auf und lauschte aufmerksam, den Kopf ein bißchen zur Seite geneigt. Dann setzte er sich wieder hin und vergrub die Stirn in den Händen, nun nicht mehr nur lauschend, sondern lauschend und zugleich nachdenkend.
    Die Schritte draußen waren in jedem einzelnen Augenblick solche, wie man sie in jedem Hotel hätte hören können; nahm man sie aber insgesamt, dann war da etwas sehr Sonderbares mit ihnen. Es gab keine anderen Schritte. Das Haus war immer sehr still, denn die wenigen Hausgäste gingen jeweils sofort in ihre Zimmer, und die wohlgeschulten Kellner waren angewiesen, sozusagen unsichtbar zu bleiben, bis sie erwünscht waren. Man könnte sich keinen Ort vorstellen, an dem es noch weniger Grund gab, irgend etwas Unregelmäßiges zu erwarten. Diese Schritte waren aber so eigentümlich, daß man sich nicht entscheiden konnte, sie regelmäßig oder unregelmäßig zu nennen. Father Brown verfolgte sie mit dem Finger auf dem Tischrand, wie jemand, der versucht, eine Melodie auf dem Klavier zu üben.
    Zuerst kam da eine lange Reihe rascher kurzer Schritte, wie sie ein leichter Mann machen mag, wenn er ein Geherrennen gewinnt. An einer bestimmten Stelle hielten sie inne und wechselten in eine Art langsam schlendernden Stapfens, das sich nicht auf ein Viertel der Schritte belief, aber nahezu die gleiche Zeit verbrauchte. Und im gleichen Augenblick, in dem das letzte hallende Stapfen erstorben war, folgte wieder das Rennen oder Rieseln leichter eilender Füße, und dann aufs neue das Dröhnen des schwereren Schrittes. Es handelte sich mit Sicherheit um das gleiche Paar Schuhe, teilweise, weil (wie schon gesagt wurde) keine anderen Schuhe unterwegs waren, und teilweise, weil sie ein leichtes, aber unüberhörbares Knarren in sich hatten.

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