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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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der im Schatten einer Wahnvorstellung oder einer Gefahr dahinvegetiert, ganz natürlich war. Von der Seite hatte er ein schönes Adlerprofil, aber von vorne gesehen herrschte als erster Eindruck der seines ungepflegten, ja wilden unordentlichen braunen Bartes vor.
    »Ich bin Mr. Aylmer«, sagte er, »aber ich habe mir abgewöhnt, Besucher zu erwarten.«
    Etwas in Mr. Aylmers unruhigem Blick brachte den Priester dazu, sofort zum Kern zu kommen. Wenn der Verfolgungswahn des Mannes bloß eine fixe Idee war, würde er das um so weniger übelnehmen.
    »Ich frage mich«, sagte Father Brown sanft, »ob Sie wirklich niemals Besucher erwarten.«
    »Sie haben recht«, erwiderte der Hausherr unverwandt. »Ich erwarte einen Besucher immer. Und vielleicht ist er der letzte.«
    »Ich hoffe nicht«, sagte Father Brown, »jedenfalls aber erleichtert es mich, zu schließen, daß ich ihm nicht sehr ähnlich sehe.«
    Mr. Aylmer schüttelte sich in einer Art grimmen Lachens. »Das tun Sie sicherlich nicht«, sagte er.
    »Mr. Aylmer«, sagte Father Brown offen, »ich bitte um Entschuldigung, daß ich mir die Freiheit herausnehme, aber Freunde von mir haben mir von Ihren Schwierigkeiten erzählt und mich gebeten, nachzusehen, ob ich nicht irgend etwas für Sie tun kann. Denn ich habe einige Erfahrung in Angelegenheiten wie dieser.«
    »Angelegenheiten wie diese gibt es nicht«, sagte Aylmer.
    »Wollen Sie sagen«, bemerkte Father Brown, »daß die Tragödien in Ihrer unglücklichen Familie keine normalen Todesfälle waren?«
    »Ich will sagen, daß sie nicht einmal normale Morde waren«, antwortete der andere. »Der Mann, der uns alle zu Tode hetzt, ist ein Hetzhund der Hölle, und seine Macht stammt aus der Hölle.«
    »Alles Böse hat eine einzige Wurzel«, sagte der Priester ernst. »Aber woher wissen Sie, daß es sich nicht um normale Morde handelte?«
    Aylmer antwortete mit einer Geste, die seinem Gast einen Stuhl anbot; dann setzte er sich selbst langsam in einen anderen und runzelte die Stirn, während seine Hände auf seinen Knien lagen; als er aber wieder aufblickte, war sein Ausdruck milder und nachdenklicher geworden, und seine Stimme war herzlich und gefaßt.
    »Sir«, sagte er, »ich möchte nicht, daß Sie sich einbilden, ich sei unvernünftig. Ich bin zu meinen Schlüssen durch die Vernunft gekommen, denn unglücklicherweise führt die Vernunft eben zu ihnen. Ich habe über solche Dinge viel gelesen; denn ich war der einzige, der meines Vaters Gelehrsamkeit in okkulten Angelegenheiten geerbt hat, und seither habe ich auch seine Bibliothek geerbt. Was ich Ihnen aber erzähle, beruht nicht auf dem, was ich gelesen habe, sondern auf dem, was ich gesehen habe.«
    Father Brown nickte, und der andere fuhr fort, als müsse er seine Worte einzeln aufpicken:
    »Im Fall meines älteren Bruders war ich zunächst nicht sicher. Es gab dort, wo er erschossen aufgefunden wurde, keinerlei Anzeichen oder Fußspuren, und die Pistole lag neben ihm. Doch hatte er gerade zuvor einen Drohbrief erhalten, sicherlich von unserem Feind, denn er war mit einem Zeichen wie ein geflügelter Dolch gekennzeichnet, einem seiner teuflischen kabalistischen Tricks. Und ein Dienstmädchen sagte aus, sie habe gesehen, wie sich im Zwielicht etwas entlang der Gartenmauer bewegte, das viel zu groß für eine Katze war. Ich will es dabei belassen; alles, was ich sagen kann, ist, daß der Mörder, wenn er denn gekommen ist, es fertig brachte, keinerlei Spuren seines Kommens zu hinterlassen. Als aber mein Bruder Stephen starb, war es anders; und seither weiß ich. Eine Maschine arbeitete auf einem offenen Gerüst unter dem Fabrikschlot; ich bestieg die Plattform unmittelbar nachdem er unter den Eisenhammer gestürzt war, der ihn erschlug; ich sah nichts anderes ihn erschlagen, aber ich sah, was ich sah.
    Eine große Wolke Fabrikrauch hing zwischen mir und dem Fabrikschlot; aber durch einen Riß in ihr sah ich oben auf dem Schlot eine dunkle menschliche Gestalt in etwas gehüllt, das wie ein schwarzer Umhang aussah. Dann trieb der schweflige Rauch wieder zwischen uns; und als er sich verzogen hatte und ich wieder zu dem fernen Schlot emporblickte – war da niemand. Ich bin ein vernünftiger Mensch, und ich möchte alle vernünftigen Menschen fragen, wie sie auf jenen schwindelerregenden, unzugänglichen Turm gekommen ist und wie sie ihn wieder verließ.«
    Er starrte den Priester herausfordernd wie eine Sphinx an; dann sagte er nach einem Schweigen

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