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Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit

Titel: Einfalt, Weisheit, Unglaeubigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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schneller. Er sprang vorwärts, hielt die Tür für einen Augenblick auf und schrie: »Hör mal, Quinton, ich brauche – «
    Vom anderen Ende des Arbeitszimmers kam die klare Stimme Quintons, in einer Mischung aus Gähnen und müde gellendem Lachen.
    »Ich weiß, was du willst. Nimm’s dir und laß mich in Frieden. Ich schreibe gerade ein Gedicht über Pfauen.«
    Bevor die Tür sich schloß, flog ein halber Sovereign durch die Öffnung; und Atkinson, der vorwärts stolperte, schnappte ihn mit einzigartiger Geschicklichkeit.
    »Das ist also erledigt«, sagte der Doktor, schloß grimmig die Tür ab und führte die anderen hinaus in den Garten.
    »Der arme Leonard kann jetzt ein bißchen Ruhe finden«, sagte er zu Father Brown; »jetzt ist er mit sich allein für eine oder zwei Stunden eingeschlossen.«
    »Ja«, sagte der Priester; »und seine Stimme klang heiter genug, als wir ihn verließen.« Dann sah er sich nachdenklich im Garten um, sah die liederliche Gestalt von Atkinson dastehen und mit dem halben Sovereign in seiner Tasche klimpern, und dahinter im purpurnen Zwielicht die Gestalt des Inders, der auf einer Grasbank steil aufgerichtet saß, sein Gesicht der sinkenden Sonne zugewandt. Da sagte er abrupt: »Wo ist Frau Quinton?«
    »Sie ist hinauf in ihr Zimmer gegangen«, sagte der Doktor. »Das ist ihr Schatten auf der Jalousie.«
    Father Brown blickte auf und betrachtete stirnrunzelnd einen dunklen Umriß an dem von Gaslicht erleuchteten Fenster.
    »Ja«, sagte er, »das ist ihr Schatten«, und er ging ein oder zwei Schritte weiter und warf sich in einen Gartenstuhl.
    Flambeau setzte sich neben ihn; aber der Doktor war eine jener energischen Personen, die ganz natürlich auf ihren Beinen leben. Er wanderte rauchend in die Dämmerung hinein, und die beiden Freunde blieben zusammen zurück.
    »Mon Père«, fragte Flambeau, »was ist los mit Ihnen?«
    Father Brown schwieg bewegungslos eine halbe Minute, dann sagte er: »Aberglaube ist unreligiös, aber hier liegt irgend etwas in der Luft. Ich glaube, das hat mit dem Inder zu tun – wenigstens teilweise.«
    Er versank in Schweigen und beobachtete den fernen Umriß des Inders, der immer noch starr dasaß, wie im Gebet. Zuerst erschien er bewegungslos, aber als Father Brown ihn beobachtete, sah er, daß der Mann sich in einer rhythmischen Bewegung ganz leise hin und her wiegte, ebenso wie die dunklen Baumkronen sich ganz leise hin und her wiegten in dem leichten Wind, der die dämmrigen Gartenpfade entlangkroch und die gefallenen Blätter ein bißchen verschob.
    Die Landschaft wurde schnell dunkel, wie vor einem Sturm, aber sie konnten immer noch alle Gestalten an ihren unterschiedlichen Plätzen sehen. Atkinson lehnte gegen einen Baum, mit teilnahmslosem Gesicht; Quintons Frau war immer noch an ihrem Fenster; der Doktor schlenderte um das Ende des Gewächshauses herum, sie konnten seine Zigarre wie ein Irrlicht sehen; und der Fakir saß immer noch starr und doch sich wiegend da, während die Bäume über ihm zu schwanken und fast zu brausen begannen. Mit Sicherheit kam ein Sturm auf.
    »Als der Inder mit uns sprach«, fuhr Brown in leichtem Plauderton fort, »hatte ich eine Art Vision, eine Vision von ihm und seinem ganzen Universum. Und doch sagte er nur dreimal das gleiche. Als er zum erstenmal sagte ›Ich wünsche nichts‹, bedeutete das lediglich, daß er undurchdringlich sei, daß Asien sich nicht selbst aufgebe. Dann sagte er wiederum ›Ich wünsche nichts‹, und ich wußte, er meinte, daß er sich selbst genüge wie der Kosmos und daß er weder einen Gott brauche noch irgendwelche Sünden anerkenne. Und als er zum drittenmal sagte ›Ich wünsche nichts‹, da sagte er das mit flammenden Augen. Und ich wußte, daß er buchstäblich meinte, was er sagte; daß nichts sein Begehren und seine Heimat sei; daß er sich nach nichts sehnte wie nach Wein; daß Vernichtung, die reine Zerstörung von allem und jedem – «
    Zwei Tropfen Regen fielen; und aus irgendeinem Grunde fuhr Flambeau zusammen und blickte hoch, als hätten sie ihn gestochen. Und im gleichen Augenblick begann der Doktor unten am Ende des Gewächshauses auf sie zuzulaufen und ihnen im Rennen etwas zuzurufen.
    Als er wie eine Kanonenkugel zwischen sie schoß, näherte sich der ruhelose Atkinson zufällig der Hausfront; und der Doktor ergriff ihn beim Kragen mit einem krampfigen Griff. »Teufelswerk!« schrie er. »Was hast du ihm angetan, du Hund?«
    Der Priester war aufgesprungen und hatte

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