Einige sterben schneller! (German Edition)
Gespräch erfuhr auch ich einige interessante und mir bis dahin unbekannte Dinge über ihn.
Zuerst besorgten wir uns zwei Bustickets nach Aracaju und frühstückten in einem Café ausgiebig. Auf der Toilette im Café sahen wir uns noch die kleine Schnittwunde an, die an Jonnys Arm durch den Messerwurf entstanden war. Ein großes Pflaster – wir hatten auf dem Weg in einer Apotheke Verbandsmaterial und Schmerztabletten erworben – und die Wunde war verarztet.
Wir hatten noch eine gute Stunde bis zur Abfahrt Zeit und besuchten die erstbeste Bankfiliale der Banco do Brasil, um etwas Geld abzuheben. Die 7.000.-- Euro Bargeld wollte ich lieber in einer Filiale in einem anderen Ort einzahlen, wenn ich Arbeit hatte, um keinen Verdacht zu erregen. Schnell noch ein paar Kleidungsstücke in einem Kaufhaus erworben, liefen wir zurück zum Busbahnhof.
Über die im Vergleich zum Landesinneren gut ausgebauten und vom Zustand besseren Küstenstraßen erreichte unser Bus den Zielort Aracaju in einem knappen Tag. Wir suchten uns zu aller erst eine saubere und ordentliche Pension für eine Woche und verbrachten die ersten Tage mit gepflegtem Nichtstun. Schlafen, am Strand liegen und einfach mal Urlaub machen, tat uns beiden gut. Am Ende der Woche hatte sich unser körperlicher Zustand schon wieder deutlich verbessert und Jonny telefonierte mit der Bohrinselfirma United Petrol bezüglich eines Vorstellungsgespräches. Der Sachbearbeiter hatte seine Unterlagen noch vorliegen und Jonny vereinbarte einen Termin für kommenden Montag.
Wir nutzen das bevorstehende Wochenende und holten das nach, was wir uns schon bei unserer Ankunft in Brasilien vorgenommen hatten: Einen ausgiebigen Puffbesuch! Anschließend machten wir noch ein paar Bars unsicher, aber diesmal ohne Ärger zu bekommen.
Jonny hatte sich für sein Vorstellungsgespräch noch etwas konservativere Kleidung – eine schwarze Hose und ein weißes Hemd – besorgt. Frisch rasiert erschien er pünktlich am Montag und 9.00 Uhr bei United Petrol. Technische Kräfte wurden eigentlich immer benötigt und das Einstellungsgespräch war eher Formsache. Die Firma bot Jonny auch eine preiswerte Werkswohnung in einer firmeneigenen Anlage an. Dies erleichterte auch die Transfers für beide Seiten von und zu der Bohrinsel, die etwa 30 km vor der Küste lag.
Jonny sprach noch mit dem Sachbearbeiter über mich und ob es auf der Bohrinsel nicht eine Arbeit für mich gäbe. In der Küche würde niemand benötigt, aber Bohrhelfer waren immer gefragt. Die Bezahlung sein entsprechend geringer, als die der technischen Fachkräfte, aber mit 2.200 US-Dollar immer noch sehr gut.
Jonny verbürgte sich für mich, er habe ja schon eine ganze Zeit mit mir zusammengearbeitet und vereinbarte gleich ohne mein Wissen einen Vorstellungstermin für morgen früh. Zusammen mit Jonny besuchte ich am kommenden Tag die Bohrinselfirma und unterschrieb ebenfalls meinen Vertrag. Wir beide waren ab dem 1.Mai 2004 nun Angestellte von United Petrol, was wir in den kommenden noch arbeitsfreien Tagen entsprechend feierten.
Am ersten Arbeitstag brachte uns ein Schiff vom Festland zur Bohrinsel. Es gab auch Helikopter, die eingesetzt wurden, aber beim Wechsel der gesamten Mannschaft arbeitete man aus Kostengründen mit der Schiffsvariante, die zugleich auch Lebensmittel und Ausrüstung lieferte.
Wir arbeiteten auf der Bohrinsel 15 Tage am Stück und hatte den gleichen Zeitraum frei. Die Arbeit war hart und der Umgangston entsprechend rau, aber für uns ja nichts neues.
Die werkseigene Unterkunft war sauber und komfortabel und da die Anlage auch bewacht wurde, sicherer wie eine Wohnung auf dem freien Wohnungsmarkt oder eine Pension. Die Wohnanlage verfügte auch über einige Freizeiteinrichtungen, es gab Konzerte, Grillfeiern, Vorträge und sogar ein kleines Kino. Jonny und ich fühlten uns hier richtig wohl, auch wenn wir diesen Job nicht ewig machen wollten.
Jeder hatte für seine Zukunft entsprechende Pläne.
Erfreut stellte ich fest, dass mein neues Leben gerade begonnen hatte.
Epilog:
Jonny und ich arbeiteten knappe vier Jahre zusammen auf der Bohrinsel, bis Jonny das nötige Startkapital zusammenhatte und sich mit seiner Freundin Maria, die er im Puff kennengelernt hatte, auf die Suche nach einer Farm machte. Ob Sie fündig geworden sind, sich sein Traum erfüllte, oder ob Maria mit seinem Geld durchgebrannt ist, weiß ich nicht. Jonny hat sich bis heute nicht mehr gemeldet. Ich blieb noch etwa sechs
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