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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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nur dumm, mögliches Gewehrfeuer auf sich zu ziehen. Er war ein Raubtier, das jede Bewegung daraufhin überprüfte, ob sie ihn zur Beute machen konnte. Sie hingegen war ein Küken, das aus seinem Nest in eine hungrige Welt gefallen war.
    Er zwang sich, seine Überlegungen abzubrechen. Aber sentimental oder nicht – allein und ohne Schutz wollte er sie doch nicht verlassen.
    „Du kannst da nicht wieder hinausgehen“, sagte sie schließlich mit deutlichem Zögern.
    „Nein. Stimmt, das kann ich nicht.“ Er versuchte, seiner Stimme einen unbeteiligten Klang zu geben.
    „Also, ich … Du kannst einfach nicht rausgehen. Du mußt hierbleiben.“
    „Ja.“
    Das war es also. Seine Finger verkrampften sich in seine feuchte Handfläche zu einer nervösen Faust. „Na los. Gehen wir. Wir müssen uns um deinen Vater kümmern.“
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich, als sei eine geheime Furcht von ihr gewichen. Es war, als hätte sie ihrerseits befürchtet, er würde nicht tun, was sie von ihm erhoffte. Auch ihre Stimme war jetzt fester, und ein sanftes Lächeln spielte auf ihren Lippen.
    „Ich muß dich vorstellen. Wie heißt du?“
    Zu seiner eigenen Überraschung wurde er rot. Eine sanfte Stimme aus der Vergangenheit schalt ihn: „Matthew, du warst unhöflich.“
    „Matt … Matt Garvin“, stieß er hervor.
    Sie lächelte wieder. „Ich heiße Margaret Cottrell. Freut mich.“
    Er ergriff ihre ausgestreckte Hand linkisch und drückte sie mit abruptem Ungeschick.
    Er fragte sich, ob er recht gehabt hatte, daß sie sein Fortgehen nicht gewollt hatte und nicht gewußt hätte, was sie dann hätte tun sollen. Der Gedanke machte ihn unruhig, weil er sich hier keine Klarheit verschaffen oder eine Entscheidung treffen konnte. Als sie zu der Treppe hinter dem leblosen Fahrstuhl ging, folgte er ihr vorsichtig. Kurz bevor sie sich in einen dunklen Schatten in der Dämmerung des Treppenhauses verwandelte, konnte er noch einmal das Lächeln auf ihren Lippen erkennen.
    Das Apartment befand sich im dritten Stock. Sie ging zur nächsten Tür, als sie aus dem Treppenhaus kamen, klopfte und schloß sie auf.
    Garvin war einen Meter hinter ihr stehengeblieben. Sie drehte sich nach ihm um.
    „Komm doch bitte herein“, sagte sie.
    Er ging unruhig auf sie zu. Er vertraute dem Mädchen zwar weitgehend, sicherlich mehr, als er sonst irgend jemandem vertraute, aber er hatte seit zweieinhalb Jahren keine Tür mehr geöffnet, ohne daß er ganz sicher war, daß dahinter nichts Gefährliches wartete.
    Er konnte es sich auf der anderen Seite nicht leisten, daß das Mädchen sein Mißtrauen bemerkte. In ihren Augen würde das wahrscheinlich dumm aussehen, und er wollte in ihren Augen nicht wie ein Dummkopf dastehen.
    Er versuchte, sein Schrotgewehr unauffällig zu halten, als er durch die Tür trat.
    „Margaret?“ kam es mit dünner und angestrengter Stimme aus der Wohnung. Das Gesicht des Mädchens füllte sich mit Besorgnis.
    „Ich komme sofort, Vater. Ich habe noch jemanden mitgebracht.“ Sie berührte leicht Garvins Arm. „Bitte.“
    Die zweite Einladung entschied seine Unsicherheit, und er trat ein.
    „Er ist im hinteren Schlafzimmer“, flüsterte sie. Er nickte.
    Er bemerkte zu seiner Überraschung, daß die Wohnung geheizt war. Der Gasofen in der Küche war durch einen Benzinbrenner neben der Wohnungstür ersetzt worden, und im Wohnzimmer stand ein Heizkörper. Beide Ofenrohre waren sorgfältig in den Entlüftungsschacht des Apartments geführt worden. Das Heizungsgitter auf dem Flur hatten sie abgedichtet, um einen Zug zu vermeiden. Garvin spitzte seine Lippen. Die Wohnung war in besserem Zustand, als er angenommen hatte.
    Sie kamen zu der Schlafzimmertür. Matt sah einen dürren Mann, der halb aufgerichtet im Bett saß. Das gleiche Fieber, das seine Lippen erblassen ließ, hatte seinen Augen einen durchdringenden Blick verliehen. Seine Brust war bandagiert. Neben dem Bett stand ein Korb voll roter Papiertücher. Garvin merkte, wie sich sein Mund verzog. Der Mann hatte innere Blutungen.
    „Vater“, sagte Margaret, „das ist Matt Garvin. Matt – mein Vater, John Cottrell.“
    „Freut mich, Sie kennenzulernen“, sagte Garvin.
    „Ich habe den starken Verdacht, daß auch ich erfreut bin, Sie kennenzulernen“, sagte Cottrell und lächelte wehmütig. Er wandte seine wäßrigen Augen, die tief in die dunklen Augenhöhlen gesunken waren, Margaret zu. „Wart ihr der Anlaß für die Schießerei dort draußen?“
    „Auf einem

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