Einige werden überleben
insgesamt wird die Gruppe zu uns gehören. Denkt darüber nach!“
Berendtsens Stimme und sein Gesichtsausdruck waren völlig unbeteiligt geblieben. Er sprach, als würde er eine Zahlenreihe vorlesen, und als er fertig war, lehnte er sich mit dem gleichen Verhalten in seinem Stuhl zurück.
Matt nickte langsam. „Ich denke, du hast recht. Im allgemeinen und auch, was Boston und Philadelphia betrifft. Aber die Leute sind in Bedrängnis. Sie werden schneller am Ball sein als wir.“
Jim sah sich wieder um. Holland nickte knapp, und auch er mußte zustimmen.
Er sah Berendtsen an und versuchte zum wiederholten Male, seinen Schwager und dessen Motive zu verstehen. Obwohl sie zusammen aufgewachsen waren, schien es keine leichte Antwort zu geben. Er konnte wohl vermuten, was Ted in einer bestimmten Situation tun würde, aber die tiefe, zugrundeliegende Motivation entzog sich seinem Zugriff. Er bezweifelte irgendwie, daß Mary dies besser gelingen würde. Sie konnten beide die Schale seiner ruhigen Zurückgezogenheit an manchen Stellen durchdringen, aber der ganze Theodor Berendtsen – der Mann mit dem Drahtseil-Körper und dem Rechenmaschinengehirn – entkam ihnen in unbewußter Ungreifbarkeit.
Was ist dafür verantwortlich, dachte er. Was war es, das sich hinter diesen grübelnden Augen verbarg, jedes Problem zerlegte und es ihm gestattete, so eiskalt zu sagen: „Hier zuschlagen, hier und dort. Nehmt das, dann wird dieser Teil zusammenbrechen, und ihr könnt euch den Rest holen“ – als sei das Ganze eine Maschine, die man auseinandernehmen und wieder zusammensetzen mußte, bis sie sauber und mühelos lief?
Und jetzt lag wieder etwas in der Luft. Jim sah noch einmal schnell zu seinem Vater hinüber. Gequält von Arthritis saß Matt halbverdreht in seinem Stuhl. Seine rechte Hand war fast vollständig nutzlos geworden. Aber selbst wenn sein Gehirn noch klar, seine Augen müde, aber noch wachsam waren, so dachte Ted doch ebenso gradlinig, und er war jeden Tag in der Stadt und gab Ryder Anleitungen für die Eingliederung der benachbarten Städte in New Jersey, während er selbst die Bronx und das untere Westchester säuberte.
Jim sah auf und bemerkte Jack Hollands Blick. Die beiden grinsten sich schief an und wandten ihre Aufmerksamkeit wieder Ted zu.
„Es gibt überhaupt keine Alternative“, sagte Berendtsen, immer noch, ohne seine Stimme zu erheben. „Ganz gleich, wie schnell sie sich da unten in Philadelphia vorbereiten – es dauert doch noch mindestens zwei Jahre, bis sie hierherkommen. Es gibt keinen Anhaltspunkt, daß Trenton bis jetzt etwas anderes ist als nur eine unabhängige Organisation.
Wir benötigen Nachschub. Wir brauchen schwerere Waffen, mehr Werkzeuge, mehr Maschinen. Wir brauchen Männer, die damit umgehen können. Und Boston müssen wir im Keim ersticken. Wir können es uns nicht leisten, an zwei Fronten zu kämpfen.“
Holland erstarrte in seinem Stuhl. „Du willst jetzt schon gegen Neu-England ziehen?“
Ted nickte. „Wir haben die Männer dazu. Sie sind daran gewöhnt, aggressiv zu kämpfen, statt nur ihr persönliches Eigentum zu verteidigen. Sie haben kapiert, daß die größte Sicherheit darin besteht, wenn zwischen der Grenze und ihren Familien die Entfernung so groß wie möglich ist. Sie haben es gelernt, daß eine gemeinsame Anstrengung ihnen mehr Essen und Nachschub einbringt als individuelle Plünderungsaktionen.
Unterwegs werden wir noch mehr Leute an uns binden. Wie der Verein heißt, dem sie vorher angehört haben, ist mir egal, unserer ist jedenfalls größer. Bei uns bekommen sie besser zu essen, und ihre Familien werden besser versorgt als bei irgend jemandem sonst.“
„Da müssen wir aber verdammt viel kämpfen“, sagte Matt.
„Nicht notwendigerweise“, gab Ted zur Antwort. „Wir machen den üblichen Versuch, sie dazu zu bringen, sich uns friedlich anzuschließen.“
Matt blickte Gus Berendtsens Sohn lange an und sagte nichts. Ted aber nickte mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen langsam zurück. „Versuchen werden wir es, Matt.“
Jim sah Holland an, und der schaute nachdenklich zurück. Mit den ersten lokalen Organisationen würden sie ein Exempel statuieren müssen, da hatte er wiederum recht, aber danach würden sie bis Boston zügig vorankommen. Bis dahin würden ihre Streitmächte groß genug sein, um den Plan durchzuführen. Wenn sie erst einmal Neu-England als Rückendeckung hätten, wäre Philadelphia keine Bedrohung mehr.
Sie sahen beide
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