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Einige werden überleben

Einige werden überleben

Titel: Einige werden überleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Algis Budrys
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nickte nachdenklich. „Nein, viel ist es nicht.“ Er sah auf. „Ich glaube, theoretisch haben Sie recht, aber ich glaube nicht, daß Sie es auch in die Praxis umsetzen kön nen.“
    Garvin zuckte die Schultern. „Ehrlich gesagt, warum sollte es mir nicht gelingen? Sie haben doch praktisch das gleiche gemacht.“
    „Richtig. Aber Sie sind nicht ich.“ Cottrell verstummte kurz, um sich wieder die Lippen abzuwischen, und redete dann weiter. „Matt, ich gehöre zu einer toten Zivilisation. Ich glaube, in den letzten Voraussagen hieß es, daß ungefähr zehn Prozent der Bevölkerung überleben könnten. Ich schätze, daß hier in Manhattan, unter unseren Bedingungen, nur grob die Hälfte davon am Leben sind. Das sind unter gar keinen Umständen genug Leute, um die Abhängigkeitsverhältnisse aufrechtzuerhalten, auf denen das alte System basierte. Obwohl wir von Produkten umringt sind, die mehr oder weniger unbeschädigt sind und die die Ergebnisse der Technologie des zwanzigsten Jahrhunderts sind, haben wir weder Energie noch laufendes Wasser noch Wärme. Wir sind verkrüppelt.“
    Garvin nickte. Das war alles nichts Neues. Aber er ließ den alten Mann weiter reden. Er mußte zu seiner Zeit ein harter Brocken gewesen sein, und das mußte man respektieren.
    „Wir haben kein Verteilernetz und keine Kommunikation“, sprach Cottrell weiter. „Ich habe diesen Platz hier für mich und Margaret ausfindig gemacht, sobald ich konnte, habe ihn eingerichtet und mich bewaffnet. Ich wußte nämlich eines – wenn ich keine Ahnung hatte, wie ich für mich Nahrung und Kleidung herstellen sollte, dann wußten das die anderen Überlebenden auch nicht. Und die Leute, die damit vertraut waren, die Bauern auf dem Land nämlich, mußten lernen, nur für sich selbst zu sorgen, oder sie würden sterben.
    Da habe ich mich eben in meine Höhlenfestung zurückgezogen. Wenn man nicht weiß, wie man das Lebensnotwendigste herstellen soll, dann muß man es sich besorgen. Wenn es knapp wird, muß man es sich mit Gewalt holen. Wenn du keinen Laib Brot hast und dein Nachbar hat zwei, dann nimm sie dir beide. Morgen wirst du nämlich wieder Hunger haben.
    Richtig, ich bin ein Sammler“, sagte er. „Ich habe hier soviel Nahrung hereingeschleppt, wie ich konnte. Ich habe ständig neue Sachen herangeschafft, und den Platz hier hätte ich mit meinem Leben verteidigt. Ich habe die Benzinöfen hereingeschleppt und den alten Gasherd und den Kühlschrank in den Fahrstuhlschacht geworfen, damit niemand wußte, aus welchem Apartment sie stammten. Ich habe das alles getan, weil mir klargeworden war, daß ich und alle anderen plötzlich wieder zu Höhlenmenschen geworden sind. Wir waren dazu verurteilt, in unseren kleinen Höhlen zu hocken und Angst vor dem Säbelzahntiger zu haben, der draußen umherstreift. Wenn unser Essen knapp wurde, nahmen wir unsere Waffen und streiften selbst draußen herum. Wir wurden zeitweise selbst zu Säbelzahn tigern.“
    „Ganz richtig“, sagte Matt höflich. Er konnte nicht einsehen, was diese alten Geschichten mit ihm und seinen Plänen zu tun hatten.
    Cottrell lächelte und nickte. „Ich weiß, ich weiß, Matt … Worum es mir geht, wie ich schon sagte, ist, daß Sie nicht ich sind. Meine Zivilisation ist zu Ende. Ihre nicht.“
    „Wie meinen Sie das?“
    „Als die Seuche ausbrach, waren Sie noch jung genug, sich dieser Welt voll und ganz anzupassen. Sie sind nicht wie ich ein durchschnittlicher Amerikaner, der zum Höhlenmenschen geworden ist. Sie sind ein durchschnittlicher Höhlenmensch, aus dem bis jetzt noch nichts geworden ist. Aber aus Ihnen wird etwas werden. Sie können dem nicht ausweichen. Menschen bleiben nicht ihr ganzes Leben gleich, wenn auch manche sich fast umbringen, um es zu versuchen. Sie schaffen es nicht. Es gibt noch andere Menschen auf der Welt, und wenn auch jeder einzelne noch so sehr versucht, zu einer Insel zu werden, so funktioniert dies dennoch nicht. Er sieht, wie sein Nachbar etwas versucht, um sein Leben erträglicher zu machen, sagen wir mal, nagelt sich Fliegengitter an das Fenster. Dann muß er sich entweder ebenfalls Fliegengitter an das Fenster nageln, oder er läuft voller Mückenstiche herum, und sein Nachbar lacht ihn aus. Oder …“ Cottrell lächelte seltsam, „seine Frau nörgelt so lange herum, bis er es macht.“
    Cottrell hustete heftig, wischte sich ungeduldig den Mund ab und sprach weiter. „In ganz kurzer Zeit wird jeder Fliegengitter haben wollen. Irgendein

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