Einladung in den Palast des Prinzen
Sie es mir, mit meinem Vater, dem regierenden Fürsten, zu reden.“
„Oh“, war alles, was sie hervorbrachte. Dann war dieser Mann also ein Prinz und der Sohn eines Fürsten.
„Sie sind anders, als ich Sie in Erinnerung habe“, meinte er nachdenklich.
„Das verstehe ich nicht ganz.“ Mel runzelte die Stirn. „Anders als auf der Fahrt zum Flughafen?“ Sie ärgerte sich, dass ihre Stimme ängstlich und unsicher klang statt energisch und fest, wie sie es sich gewünscht hätte.
„Ich kann Ihre Nervosität gut verstehen und versichere Ihnen, dass ich Ihnen die Sache so leicht wie möglich machen werde. Verlassen Sie sich voll und ganz auf mich, dann ist das alles kein Problem. Es wird genau so klappen, wie wir es abgemacht haben.“
Mel nahm ihren ganzen Mut zusammen und begann: „Also, was diese Abmachung betrifft, die Sie erwähnten. Da muss es sich um …“
„Wenn Sie und Ihre Begleiterin mir bitte folgen möchten, Durchlaucht?“, wurde sie von einem der Flugbegleiter unterbrochen.
Ric erhob sich, half ihr beim Aufstehen und legte ihr einen wunderbar warmen Umhang um die Schultern. Dann führte er sie die Stufen hinunter auf das Rollfeld, wo ihnen ein eisiger Wind entgegenwehte. Mel war heilfroh über das Cape und zog es fest um sich zusammen.
Im Flutlicht, das den Flughafen erhellte, erblickte sie auf einmal eine Ansammlung von Menschen am Rand der Landebahn, die sie zu erwarten schienen.
Plötzlich verspürte sie den heftigen Wunsch, die Flucht zu ergreifen und wieder in den Flieger zu steigen. Das alles war nur passiert, weil das Medikament sie so außer Gefecht gesetzt hatte, dass sie in den falschen Wagen gestiegen war. Nie wieder würde sie etwas einnehmen, das der Arzt ihr nicht verschrieben hatte.
„Bitte, Durchlaucht“, brachte sie hervor, während er sie rasch weiterführte. „Es muss sich wirklich um ein Missverständnis handeln.“
So langsam begriff sie den Zusammenhang. Er hatte nicht sie, sondern Nicolette abholen wollen. Ihre Cousine war schon den ganzen Tag in einer seltsam euphorischen Stimmung gewesen und hatte geheimnisvoll getan. Nachdem sich die letzten Gäste verabschiedet hatten, war Nicolette in ihre Suite geeilt, und es hatte sich angehört, als packte sie die Koffer.
Der vermeintliche Taxifahrer war früher eingetroffen als geplant – was erklärte, warum Nicolette noch nicht fertig gewesen war. Zwar meinte Mel sich zu erinnern, dass er sie mit Nicole angeredet hatte, aber genauso gut konnte es Nicolette gewesen sein. Sie und ihre Cousine sahen einander ähnlich. Ja, so muss es sich abgespielt haben, dachte sie mit wachsendem Entsetzen.
„Sie wollten wahrscheinlich Nicolette …“, versuchte sie es noch einmal.
„Erlauben Sie mir, Sie in Braston willkommen zu heißen, Nicolette“, begann er im selben Moment und stutzte dann. „Wie bitte?“
Jetzt war klar, dass er sie mit Nicolette verwechselt hatte. Offenbar gab es wirklich irgendeine Vereinbarung zwischen ihm und ihrer Cousine. Doch an ihrer Stelle war sie, Mel, jetzt hier in dem fremden Land und musste sehen, wie sie zurechtkam. Hatte er wirklich nicht gemerkt, dass sie nicht Nicolette war? Das konnte nur bedeuten, dass die beiden sich nicht besonders gut kannten.
Andererseits passierte es oft, dass sie und ihre Cousine verwechselt wurden. Nicolette reagierte darauf stets ärgerlich und oft sogar wütend.
„Wir können uns ruhig wieder duzen wie seinerzeit, und wenn wir unter uns sind, nenn mich einfach Ric oder Richard.“ Mel nickte wie betäubt, und er half ihr auf den Rücksitz der bereitstehenden Limousine, ehe er auf der anderen Seite einstieg. Dann setzte sich ein Mann in dunklem Anzug ans Steuer, und Ric unterhielt sich kurz auf Französisch mit ihm.
„Du hast sicher eine endlose Reihe Vornamen und bist vermutlich der Erbe mehrerer Fürstentümer oder dergleichen.“ Sie atmete tief durch. „Im Fernsehen wird ja immer wieder über die europäischen Adelshäuser berichtet, zumindest über die wichtigsten. Ich bin zwar keine Expertin auf diesem Gebiet, aber etwas Ahnung habe ich doch.“
Das klingt, als wäre ich zutiefst beeindruckt und völlig unsicher, wie man sich solchen Leuten gegenüber verhält, überlegte sie und gestand sich ein, dass es stimmte. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, ehe sie sich traute, ihr Anliegen noch einmal mit allem Nachdruck vorzubringen. „Bitte, Ric, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig.“
„Wir sind da, Durchlaucht“, verkündete der Chauffeur und
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