Einladung in den Palast des Prinzen
bog in die Auffahrt eines eindrucksvollen Gebäudes ein. Er brachte den Wagen zum Stehen, stieg aus und hielt ihnen die Tür auf.
Natürlich steigt Ric als Erster aus, das steht ihm als Prinz wohl zu. Alles war so ungewohnt, dass Mel Angst hatte, jeden Moment hysterisch zu werden.
„Danke, Artor, und auch dafür, dass Sie unserem Gast zuliebe Englisch gesprochen haben“, bedankte Ric sich beim Aussteigen. Dann half er Mel aus dem Wagen und musterte sie aufmerksam. „Dass du nervös bist, ist verständlich. Ich bringe dich sogleich in unsere Suite, dann kannst du dich entspannen und beruhigen.“
„In die Suite?“, wiederholte sie irritiert. „Sehen wir denn sonst niemanden?“ Was für eine dumme Frage! Und was meinte er mit ‚unsere‘ Suite? „Können wir uns dann endlich unterhalten?“
„Ja, das machen wir. Obwohl es eigentlich keine Unklarheiten gibt, werden wir über alles reden, was dich bedrückt“, erwiderte er und wirkte dabei sehr hoheitsvoll und ziemlich einschüchternd.
Mel sank der Mut. Sie war in etwas hineingeraten, das sich wie ein Albtraum anfühlte. Jetzt konnte sie nur noch hoffen, dass sich alles aufklären ließ und sie rasch aus der Sache herauskam.
Ric führte sie die Stufen einer breiten Treppe hinauf zu dem beeindruckenden Eingang des riesigen Fürstenpalastes. Sie sah an dem ehrwürdig wirkenden Gebäude hoch, das teilweise erleuchtet und dessen Größe nicht abzuschätzen war, und merkte plötzlich, wie sehr sie fror. Kein Wunder bei der Kälte, die hier herrscht, dachte sie und versuchte den Schauder zu unterdrücken, der sie überlief. Ric, dem es natürlich nicht entgangen war, legte ihr den Arm um die Taille und dirigierte sie zu der breiten Doppeltür, die sich vor ihnen wie von Geisterhand öffnete.
Sie betraten die riesige Eingangshalle, und ein Heer von Angestellten schwirrte um Ric und sie herum, begrüßte sie freundlich und nahm ihm den Mantel und ihr den Umhang ab.
Immer noch glaubte Mel, seine Berührung zu spüren. Wenn er sie nicht gehalten hätte, wäre sie vermutlich vor lauter Nervosität und Ehrfurcht ohnmächtig geworden.
Zahlreiche Porträts der Fürstenfamilie schmückten die stuckverzierten Wände der über drei Ebenen reichenden Eingangshalle. Auf einem Podest neben der breiten Palasttreppe stand eine Bronzestatue, und die in Gold und Rot gehaltene Wandbespannung verlieh dem Raum eine warme Atmosphäre.
Ric beugte sich zu ihr und flüsterte ihr zu: „Willkommen im Palast.“
„Vielen Dank. Das ist …“ Seine Nähe raubte ihr fast den Atem, und sie verstummte.
Auf einmal erinnerte sie sich daran, dass ihr schon während des Fluges der dezente Duft seines Aftershaves in die Nase gestiegen war. Und auch daran, wie es sich angefühlt hatte, als er sich im Schlaf mit seinem Kopf an ihren gelehnt hatte. Irgendwann hatte er den Arm um sie gelegt, und sie hatte die Wärme seines Körpers durch das feine Material seines eleganten Jacketts hindurch gespürt.
Sekundenlang vermischten sich die Erinnerungen mit der Wirklichkeit, und für einen Augenblick vergaß sie, dass sie das Missverständnis aufklären musste. Sie vergaß alles um sich her, so erfüllt war sie von seiner Nähe.
Doch Ric brachte sie in die Wirklichkeit zurück, als er leise sagte: „Danke, dass du bereit bist, mir zu helfen, die Forderungen meines Vaters zu erfüllen und trotzdem meine Freiheit zu behalten, indem du für kurze Zeit meine Frau wirst.“
2. KAPITEL
„Es handelt sich um ein schreckliches Missverständnis.“ Mels Stimme klang angespannt, und sie gestikulierte nervös, als sie im Wohnzimmer seiner Suite rastlos auf und ab lief. „Ich bin die falsche Frau und sollte gar nicht hier sein.“
„Du wirst ja nicht für immer mit mir verheiratet sein, sondern nur für kurze Zeit“, wandte Ric ein und versuchte ihr Unbehagen zu verstehen. Warum hatte sie plötzlich solche Bedenken, nachdem sie zunächst mit allem einverstanden gewesen war? „Betrachte es als ein Intermezzo, mehr ist es ja auch nicht“, fügte er hinzu. So hatten sie es vereinbart, allerdings war der Vertrag, den er hatte aufsetzen lassen, von ihr noch nicht unterschrieben. Nicolette hatte ihm jedoch versichert, dass sie das nach ihrer Ankunft nachholen würde. Weshalb hatte sie nun ihre Meinung geändert?
Sie atmete tief durch. „Sieh dir doch die prachtvolle Einrichtung, die schweren Samtvorhänge und den ganzen Luxus an, der hier herrscht und der mich fast sprachlos macht.“ Sie blickte ihm in
Weitere Kostenlose Bücher