Einladung in den Palast des Prinzen
dir vorgenommen hast.“
„Ich glaube, ich höre nicht recht. Was geht hier vor?“, ertönte in dem Moment die zornige Stimme seines Vaters, der wie aus dem Nichts plötzlich vor ihnen auftauchte, ohne dass sie ihn bemerkt hatten. Offenbar machte er einen Spaziergang durch den Park und war gerade um die Ecke gebogen. „Was für einen Trick hast du dir da ausgedacht, Richard? Es war nicht vereinbart, dass du eine Ehe auf Zeit, sondern für das ganze Leben schließt.“ Er warf Melanie einen zornigen Blick zu.
„Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, Vater, Melanie hat damit nichts zu tun, ich habe es ganz allein geplant“, verteidigte Ric sie sogleich und stellte sich schützend vor sie.
„Dann erwarte ich von dir eine Erklärung“, verlangte der Fürst kühl. „Aber natürlich nicht hier im Freien.“ Seine zwei Leibwächter, die ihn immer begleiteten, waren in angemessener Entfernung hinter ihm stehen geblieben. „Du wirst mir im kleinen Salon Rede und Antwort stehen, und zwar jetzt sofort.“ Ohne Ric und Melanie noch eines Blickes zu würdigen, drehte der Fürst sich um und eilte davon.
„Er scheint sehr wütend zu sein, Ric“, sagte Melanie mit besorgter Miene. „Was wird nun aus deinen Plänen?“
„Wir werden sehen. Jedenfalls muss ich schnellstens mit ihm reden und um Verständnis bitten“, erwiderte Ric. „Du wartest auf mich, oder?“
„Klar, in unserer … ich meine, in der Suite“, korrigierte sie sich. „Ich bin gespannt auf deinen Bericht.“
Er sah sie nachdenklich an, dann folgte er seinem Vater.
12. KAPITEL
Tief in Gedanken versunken ging Ric auf die historische Kirche zu, in der in wenigen Minuten die Hochzeitsprobe stattfinden sollte. Er konnte immer noch nicht glauben, was sein Vater ihm soeben anvertraut hatte, und beschloss, als Erstes mit Melanie zu reden.
Als er durch die breite Tür trat, kam sie ihm entgegengeeilt. „Entschuldige, dass ich nicht auf dich gewartet habe“, flüsterte sie ihm zu. „Dominico wollte mich abholen, und ich hielt es für besser, ihm nicht zu erklären, dass es ein Problem gab. Deshalb bin ich mitgegangen. Was hat dein Vater gesagt?“
Er entdeckte Anrai und Marcelo, die sich im Mittelgang mit dem Pfarrer unterhielten, und noch einige andere Leute, die nächste Woche an der Hochzeit teilnehmen würden.
„Du wirst genauso schockiert sein wie ich, und ich möchte dich bitten, mit niemandem darüber zu reden, bis ich mit meinen Brüdern gesprochen habe.“ Ric atmete tief durch, ehe er leise fortfuhr: „Wir haben noch einen älteren Bruder, er stammt aus einer kurzen Beziehung meines Vaters mit einer Engländerin. Erst vor zwei Jahren hat dieser Mann zufällig herausgefunden, wer sein Vater ist, und seitdem versucht er, als Mitglied unserer Familie anerkannt zu werden. Das ist der Grund, warum mein Vater uns drängt zu heiraten.“
„Das sind wahrhaftig keine guten Neuigkeiten.“ Melanie musterte ihn besorgt.
„Nein. Als meine Mutter von der Sache erfuhr, hat sie meinen Vater verlassen. Der junge Mann ist irgendwie in den Besitz unseres Familienrechts gelangt und leitet nun daraus ab, dass er als Ältester eines Tages die Nachfolge meines Vaters antreten kann. Sobald Marcelo jedoch verheiratet ist, kann ihm niemand mehr seine Position streitig machen. Dasselbe gilt für Anrai und mich.“
„Mit anderen Worten, euer Halbbruder gehört nicht wirklich zur Familie und ist unerwünscht“, stellte sie ruhig fest.
„Na ja, er ist unehelich geboren“, erwiderte Ric. „Ob er jemals ein Mitglied unserer Familie wird, kann ich noch nicht beurteilen. Ich möchte ihn jedenfalls gern kennenlernen und mir selbst ein Bild von ihm machen. Erst dann kann ich etwas dazu sagen. Ich habe nicht vor, ihn zurückzuweisen, aber ich würde ihn auch nicht mit offenen Armen willkommen heißen, wenn er ein Sicherheitsrisiko für meine Familie und mein Land darstellt, um es einmal so allgemein auszudrücken.“
„Das kann ich verstehen.“
„Marcelo beabsichtigt schon länger, das Familienrecht zu ändern“, fügte Ric hinzu. „Und bestimmt nicht nur, damit an unseren Positionen nicht gerüttelt werden kann, sondern weil es veraltet und überholt ist. Es passt nicht mehr in unsere Zeit, wir brauchen ein moderneres, das auch das Sicherheitsbedürfnis der Menschen unseres Landes berücksichtigt.“
„Warum verlangt dein Halbbruder etwas, das ihm von Rechts wegen vielleicht gar nicht zusteht? Ist ihm denn nicht bewusst, dass er nicht
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