Einladung in den Palast des Prinzen
hatte sie nicht getrogen, sie würde wirklich nie wieder dieselbe sein.
Aber statt dass es sie glücklich machte und sie sich freute, war sie zutiefst verzweifelt. Sie hatte Ric in der vergangenen Nacht ihre Liebe bewiesen, doch das war ein Fehler gewesen, der nie hätte passieren dürfen.
Natürlich durfte sie auf nichts hoffen, denn Ric liebte sie nicht. Im Gegensatz zu ihr hatte er nur seinem Verlangen nachgegeben.
Dummerweise habe ich mein Herz verloren und muss nun sehen, wie ich damit zurechtkomme, sagte sie sich. Dass sie sich an die Abmachung hielt, ihn heiratete und nach einigen Monaten nach Australien zurückkehrte, war für sie selbstverständlich. Ihre Selbstachtung verbot es ihr jedoch, mit ihm über ihre Gefühle zu reden und ihm ihre Liebe zu gestehen.
Allerdings fragte sie sich, wie sie die erste Hochzeitsprobe, die heute stattfand, überstehen sollte.
„Melanie, was machst du hier?“, riss Rics ungehaltene Stimme sie auf einmal aus ihren Gedanken. „Warum gibst du dich mit diesen jungen Männern ab?“
Die Unsicherheit, mit der sie sich herumgequält hatte, verwandelte sich in Panik. Sie blickte zu Ric hoch und hoffte, dass er ihr nicht anmerkte, was sie für ihn empfand.
Seine Miene wirkte ernst und sogar irgendwie streng, beinahe so, als trüge er eine Maske. In dem Moment hatte er viel Ähnlichkeit mit seinem Vater.
Ric hatte ihr erzählt, er könne den Gedanken nicht ertragen, eine so lieblose Ehe zu führen wie seine Eltern. Deshalb wollte er sich nicht lebenslang binden, und deshalb glaubte er nicht an Liebe.
Mel war der Meinung gewesen, er sei zutiefst verletzt und das schlechte Beispiel seiner Eltern schrecke ihn ab. Doch als sie ihn jetzt aufmerksam musterte, begriff sie, wie gut er es verstand, sich abzugrenzen und gegen alles zu verschließen, was seiner Überzeugung widersprach. Sie wünschte, er könnte sich öffnen und Gefühle zulassen, aber das würde er wahrscheinlich nie tun.
Ja, es war, wie sie vermutet hatte. Die gemeinsame Nacht bedeutete ihm nichts. Und ob er nun so war wie sein Vater oder nicht, sie hatte keine Wahl, sie musste das akzeptieren, was er ihr von Anfang an klargemacht hatte: Er würde sie nie lieben.
Mit dieser Einstellung fiel es ihm natürlich leicht, sie zum Schein zu heiraten, denn er wusste ja, dass er nach kurzer Zeit wieder frei sein würde. Letztlich konnte man ihm nicht zum Vorwurf machen, dass er sie gebeten hatte, ihm zu helfen, denn es war sein gutes Recht, seine eigenen Interessen zu schützen. Immerhin ging es ihm um die wirtschaftliche Erholung des Landes und um die Menschen. Dass sein Vater ihn in eine schwierige Situation gebracht hatte, war nicht seine Schuld.
Und nun befand auch Mel sich in einer schwierigen Situation: Sie hatte sich in ihn verliebt. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ebenso viel Stärke zu beweisen wie er, und sie hoffte, dass es ihr gelang.
„Ric, ich …“ Sie brach ratlos ab, weil ihr nichts einfiel, das sie hätte sagen können.
„Ich habe mir Sorgen um deine Sicherheit gemacht, Melanie.“ Er runzelte die Stirn. Seine Miene gab jedoch nichts preis, Mel konnte keine Gefühlsregung erkennen. „Du läufst hier ganz allein herum“, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
Ich fühle mich auch allein, dachte sie, obwohl er es anders meinte. Sie liebte ihn von ganzem Herzen und konnte sich nicht dagegen wehren.
Wie sollte sie das, was letzte Nacht geschehen war, für sich verarbeiten? Würde sie es schaffen, ihre Gefühle für ihn in ihrem Herzen zu verschließen und vielleicht eines Tages zu überwinden?
Nachdem sie sich an das Zusammenleben mit ihm gewöhnt hatte, würde es ihr sehr schwerfallen, ihn nach kurzer Zeit zu verlassen und ihr früheres Leben wieder aufzunehmen, so als wäre nichts geschehen.
Sie seufzte und wünschte, es gäbe eine Lösung für ihre Probleme.
„Ich wollte doch nur das Gebäck, das ich gestern Abend gebacken habe, ins Festzelt bringen.“ Sie ärgerte sich über das leichte Zittern in ihrer Stimme und räusperte sich. Ric durfte nicht merken, wie aufgewühlt sie war, sonst ahnte er vielleicht, was sie für ihn empfand.
Sie brauchte nicht zu hoffen, dass er seine Meinung änderte und sich für sie alles zum Guten wenden würde. Er wollte sich nicht binden und zog das Leben als Single vor. Etwas anderes kam für ihn nicht infrage.
„Außerdem wollte ich mich gern ein bisschen auf dem Festplatz umschauen“, fügte sie gespielt fröhlich hinzu, spürte jedoch, dass etwas
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