Einladung in den Palast des Scheichs
zuvor.“
„Das macht mir nichts aus.“ Seltsamerweise stimmte das, und Madani schien erleichtert.
Schweigend gingen sie zur Tür. Zwölf Schritte purer Qual. Fast hätte sie ihn angefleht, bei ihr zu bleiben.
Vergiss die Arbeit! Vergiss die Torte! Morgen früh könnte sie einfach eine fertige Geburtstagstorte kaufen. Aber damit würde sie nur das Unvermeidliche hinauszögern. Für Madani und sie gab es keine Zukunft. Das hatte sie von Anfang an gewusst.
„Es tut mir so leid“, wisperte sie beschämt. „Ich habe mich sehr unprofessionell verhalten.“
Sacht legte er ihr einen Finger auf den Mund. „Schsch. Ich bin der Einzige, der sich entschuldigen muss. Ich hatte kein Recht, das zu tun.“
Hastig verließ Madani Emilys Apartment. Nie würde er bekommen, wonach er sich sehnte, nie! Anstatt auf den Lift zu warten, raste er die Treppen hinunter. Als er in der Lobby ankam, war er fast erstaunt, sich nicht das Genick gebrochen zu haben. Doch er hatte keine Wahl gehabt. Er hatte so schnell wie möglich gehen müssen, ehe er seinen Instinkten nachgab und etwas Unverzeihliches beging.
Diesmal wartete Azeem nicht mit dem Wagen vor der Tür. Zu spät bemerkte Madani, dass er seinem Freund nicht Bescheid gegeben hatte, wann er abgeholt werden wollte. Früher oder später würde er ihn anrufen müssen. Aber noch nicht jetzt. Erst einmal musste er nachdenken. Also begann er durch die abendlichen Straßen zu wandern. Zunächst ziellos, dann sehr zielstrebig.
Eine Stunde und eine ganze Reihe von Telefonaten später stand er vor dem Gebäude, das Emily so in ihr Herz geschlossen hatte. Lautlos hielt der Mercedes am Straßenrand. Azeems Lächeln verschwand, als er die Miene seines Freundes erblickte.
„Was ist passiert?“, fragte er besorgt.
„Nichts.“
„Unsinn. Mir kannst du nichts vormachen, sadiqi . Sag schon, was ist passiert?“
„Nicht einmal annähernd genug“, erwiderte Madani mit einem bitteren Lachen. „Ich hätte sie nicht besuchen sollen. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht hatte!“
Nachdenklich starrte er aus dem Fenster. Noch immer hallten ihre Worte in ihm nach. Zu wissen, dass etwas existierte, wonach man sich sehnte, und dann erkennen zu müssen, dass man es nicht haben konnte, machte es einem nur noch schwerer, darauf zu verzichten. „Ich wünschte fast, ich hätte sie nie kennengelernt.“
Eigentlich erwartete er, dass Azeem ihm jetzt wieder einen Vortrag halten würde. Dass er ihm sagen würde, er solle endlich die Verlobung mit Nawar lösen, die seine Eltern vor so langer Zeit für ihn geschlossen hatten. Doch stattdessen murmelte er nur: „Ich weiß genau, was du meinst, sadiqi .“
10. KAPITEL
Zum ersten Mal in ihrem Leben dachte Emily ernsthaft darüber nach, einen Auftrag abzusagen.
Wie sollte sie Madani nur je wieder in die Augen sehen, nachdem sie ihn erst hemmungslos geküsst und halb ausgezogen und dann zugelassen hatte, dass er mit ihr dasselbe tat. Nichts hätte sie aufgehalten, mit ihm zu schlafen, wenn sie sich nicht zurückgelehnt und in ihre Torte gestützt hätte. Eigentlich sollte sie froh darüber sein, dass ihre Vernunft auf diese Weise zurückgekehrt war. Aber irgendwie schienen ihre aufgewirbelten Hormone alles andere als erfreut. Jetzt erst wurde ihr bewusst, wie sehr sie sich nach Nähe sehnte und schon lange gesehnt hatte.
Ironischerweise hatte ihre Arbeit ihr diesmal buchstäblich das Liebesleben durchkreuzt. Vielleicht ganz gut so. Auf ihre Karriere sollte sie sich konzentrieren, nicht auf einen Mann und eine Beziehung, die nie im Leben gut gehen konnte.
Nachdem er gegangen war, hatte sie begonnen, eine neue Torte zu backen und bis spät in die Nacht daran gearbeitet. Bevor am nächsten Morgen der Wecker klingelte, hatte sie kaum drei Stunden geschlafen. Kein Wunder also, dass sie schlechte Laune hatte und ihr die Arbeit nicht so recht von der Hand gehen wollte. Die neue Torte sah aus wie der schiefe Turm von Pisa.
Skeptisch betrachtete Arlene das neueste Meisterwerk ihrer Chefin. „Das ist …“ Ein warnender Blick von Emily hielt sie davon ab, die unbestreitbare Wahrheit auszusprechen. Darum beendete sie den Satz mit einem übertrieben fröhlichen: „… wirklich sehr schön.“
Ärgerlich schlug Emily mit der Faust auf den Tisch. „Los, sagen Sie es ruhig. Das Ding ist furchtbar! Ich bin furchtbar! Nichts gelingt mir.“ Und damit meinte sie nicht nur die missglückte Torte. Natürlich konnte sie so tun, als sei sie nur enttäuscht,
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