Einladung zur Hochzeit
ihrem Anwalt.
„Aber Sie erwarten ein Kind von ihm”, erinnerte dieser sie sanft.
„Nein”, widersprach sie. „Es ist mein Kind.”
Nichts und niemand konnte sie dazu bewegen, ihre Meinung zu ändern. Ihre Eltern waren entsetzt darüber, daß ihre bisher so nachgiebige Tochter auf einmal derart stur und entschlossen war.
Sie konnte weder ihnen noch sonst jemandem erzählen, daß während der schrecklichen Auseinandersetzung mit Steve etwas in ihr zerbrochen war. Und das würde sich nie wieder kitten lassen.
Allerdings wollte sie es auch gar nicht, weil sie nie wieder den Schmerz erleben wollte, den Steve ihr zugefügt hatte.
Zuerst war es schwer. Sie suchte sich einen Job in einem Pub ihm Ort, wo sie zum Leidwesen ihrer Eltern bis zum achten Schwangerschaftsmonat arbeitete.
Da sie nicht wußte, wo sie hätte wohnen sollen, war sie wieder zu ihnen gezogen. Sie hatte Steve mit einer einstweiligen Verfügung gedroht, falls er versuchen sollte, wieder Kontakt mit ihr aufzunehmen, und um mehrere Ecken hatte sie gehört, daß er England verlassen wollte, weil er einen Job an einer Universität in Australien bekommen hatte. Daß es sie kaltgelassen hatte, hatte sie selbst überrascht.
Je näher ihr Geburtstermin rückte, desto ruhiger wurde sie, denn von nun an sollte ihr Leben sich ausschließlich um das Baby drehen.
Sie hatte es ihren Eltern noch nicht gesagt, aber nach der Geburt wollte sie sich so schnell wie möglich eine eigene kleine Wohnung suchen, denn sie mochte nicht ewig von ihnen abhängig sein. Mit der Wirtin des Pubs hatte sie bereits vereinbart, daß sie so bald wie möglich wieder arbeiten würde, und dann auch länger. Es würde nicht leicht sein, aber irgendwie würde sie schon zurechtkommen.
Dem Baby zuliebe mußte sie irgendwie zurechtkommen.
„Mum? Mum, wo bist du?”
Abbie zuckte zusammen, als ihr bewußt wurde, wie lange sie auf dem staubigen Boden im Speicher gesessen und ihren Erinnerungen nachgehangen hatte. Sie war verspannt und fröstelte. Schnell stopfte sie ihr Hochzeitskleid wieder weg, während sie Cathy zurief: „Ich komme sofort, Cathy. Setz bitte Wasser auf, ja, Schatz?”
4. KAPITEL
„Wo, in aller Welt, bist du gewesen? Ich habe zweimal angerufen, und du bist nicht rangegangen. Deswegen bin ich vorbeigekommen”, hörte Abbie ihre Tochter sagen, als sie in die Küche eilte.
„Ich war auf dem Dachboden”, erklärte sie. „Deswegen habe ich das Telefon nicht gehört.”
„Auf dem Dachboden? Was …? Ist alles in Ordnung, Mum?” Cathy drehte sich um und betrachtete sie besorgt.
„Natürlich ist alles in Ordnung”, versicherte Abbie. „Was sollte sein?”
„Ach, es ist nur … Du bist doch nicht böse wegen vorhin, oder? Ich wollte dich nicht verärgern. Ich … ich weiß, daß du nicht gern über Dad redest …”
„O Cathy, natürlich bin ich nicht böse.” Abbie ging zu ihr und nahm sie in den Arm. „Ich weiß, wie schwer es für dich sein muß, Schatz, besonders jetzt, da Stuart und du heiraten wollt. Es ist bestimmt nicht leicht für dich gewesen, ohne Vater aufzuwachsen … Falls ich giftig war, weil du über ihn gesprochen hast, dann tut es mir leid. Wahrscheinlich hast du ihn nur mit jemandem verwechselt. Steve kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Er würde niemals hierher zurückkommen. Er weiß, daß ich ihm niemals verzeihen würde, was er mir angetan hat, und daß in unserem Leben kein Platz für ihn ist. Als er die Vaterschaft geleugnet hat, hat er alle Rechte verwirkt.”
„Ich weiß, wie sehr er dich verletzt hat, Mum”, erwiderte Cathy. „Aber für ihn muß es auch ein Schock gewesen sein, zu erfahren, daß du schwanger bist. Schließlich war er davon überzeugt, daß es nicht sein konnte. Stuart sagt, jeder Mann wäre darüber schockiert und …”
„,Stuart sagt`?” Abbie ließ sie los und trat einen Schritt zurück, um Cathy anzusehen. Das Herz wurde ihr schwer, denn Cathy wirkte trotzig, was überhaupt nicht ihre Art war, und wandte den Blick ab.
„Mum, ich wollte dir nicht weh tun, aber …”
„Dann laß uns das Ganze einfach vergessen”, unterbrach Abbie sie sanft. „Vergiß nicht, daß dein Vater es so gewollt hat. Was machst du eigentlich hier?” fügte sie betont locker hinzu. „Ich dachte, Stuart und du wolltet heute abend Häuser besichtigen.”
Cathy war vor einigen Monaten zu Stuart gezogen, doch die beiden waren übereingekommen, sich noch vor der Heirat ein Haus zu suchen. Stuart hatte bereits einen Job
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