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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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wollte, weil er dachte, wir wären vielleicht im selben Bett, und wir ihn erwischt haben, sind Sie auf allen vieren wieder zu Marvell gekrochen und haben ihm gezahlt, was er haben wollte. Dann haben Sie Palin bezahlt, damit sie ihn mitnimmt und ihm eine Tarngeschichte liefert. Das muss Sie ein Vermögen gekostet haben und bedeutet außerdem, dass Sie vor Violet und mir wussten, dass Palin der Schiedsrichter war, und uns nichts davon gesagt haben. Weil wir dann gewusst hätten, dass Sie darauf pfeifen, wer der Schiedsrichter ist. Und dass Sie darauf pfeifen, ob es im White Lake ein Ungeheuer gibt. Sie wollten Ihre zwei Millionen Dollar nicht an Reggie Trager verlieren, aber sonst war Ihnen der Schwindel schnurz. Sie wollten lediglich, dass jemand Violet Hurst nachspioniert. Die Sie mit jemandem in den Wald geschickt hatten, der so anders ist als Sie, dass Sie sich dachten, wenn sie mit dem schläft, hab ich den Beweis, dass sie unmöglich mich lieben kann.«
    Rec Bill hat kein schlechtes Pokerface. Aber auch kein richtig gutes.
    »Das ist doch verrückt«, sagt er.
    »Na, jedenfalls nicht besonders reif. Es erinnert eher an das Verhalten eines Zwölfjährigen.«
    »Machen Sie, dass Sie rauskommen. Und verschwinden Sie von meinem Campus.«
    »Hören Sie schon auf, das Campus zu nennen. Es ist ein läppischer Büropark. Unterrichten Sie hier irgendwo französische Literatur, oder was?«
    »Verschwinden Sie. Und noch etwas. Wenn Sie
ein
Wort von all dem zu Violet sagen, vernichte ich Sie.«
    »Violet ist meine Freundin. Ich werde ihr die Wahrheit sagen.«
    »Heißt das, Sie wollen mich
erpressen?
«
    »Nein. Ich werde ihr die Wahrheit sagen. Und wenn Sie sich auf den Kopf stellen.«
    Er sieht mich mit kalten Augen an, die nach und nach auftauen und sich mit Tränen füllen. Wenn das gespielt ist, ist es Wahnsinn.
    »Sie wissen ja nicht, wie das ist«, sagt er schließlich. »Wie schwer es für mich ist, Menschen zu vertrauen.«
    »Ich würde Ihnen einen Fluss weinen, aber es geht wahrscheinlich schneller, wenn Sie sich einen kaufen.«
    »Sie müssen mir bei ihr helfen.«
    »Nein, danke. Ich werde nicht versuchen, sie gegen Sie einzunehmen, aber auf keinen Fall helfe ich Ihnen, sie für sich zu gewinnen.«
    »Das … geht in Ordnung.« Er will noch etwas sagen, bremst sich aber.
    »Bitte?«
    »Haben Sie mit ihr …? Als Sie zum White Lake zurück sind?«
    »Ach du lieber Gott!«, sage ich. »Fragen Sie sie doch! Fragen Sie sie, was Sie wollen. Vielleicht antwortet sie Ihnen nicht, aber dann benehmen Sie sich wenigstens mal wie ein Erwachsener.«
    »Sie haben recht. Ich weiß. Entschuldigung.«
    Er sackt in sich zusammen und starrt auf seinen Schreibtisch. Oder auf seine Füße. Hier ist das schwer zu sagen.
    »Wollen Sie … mehr Geld?«, fragt er schließlich.
    »Nein. Was Sie mir schulden, dürfte genügen. Aber wenn Sie’s mir schon anbieten – ich könnte Hilfe beim Ausgeben gebrauchen.«

Epilog
Gellen, North Dakota
    Acht Monate später
    Ich mache in dem Sessel am Fenster gerade das Bilderrätsel im
New England Journal
, als die erste Kugel aufs Glas trifft. Das Bild zeigt zwei offene Hände, aus denen Hörner wachsen. Noch habe ich die Lösung nicht.
    Dank des Druckschalters unterm Polster geht das Licht aus, bevor ich am Boden lande.
    Der zweite Schuss versprüht ein wenig Glas im Raum, das heißt, der Heckenschütze hat eine schwerere Waffe als erwartet – eine Steyr . 50 vielleicht, wie sie Österreich an Iran verkauft hat. Denn mit Glas meine ich natürlich in Stoßdämpfer gefasstes, 66  Millimeter starkes Kevenex-Laminat.
    Das Fenster ist nicht mehr zu retten. Egal. Ich robbe schnell an dem leuchtenden Eisenoxidband zwischen mir und der Falltür entlang. Und die Kugeln können nur geradeaus kommen, da die Jalousie aus in Boden und Decke verankerten Stahlleisten besteht. Das soll Heckenschützen dazu verleiten, die Ansitze einzunehmen, die ich auf den Felsen gegenüber dem Haus für sie vorbereitet habe.
    Ich gleite die Luke hinunter. Schließe die Falltür hinter mir – sie gehört zu einem Safe von Nationwide und soll dem Aufschlag eines Leichtflugzeugs und zehn Stunden chemisch beschleunigtem Feuer standhalten. Ich steige auf den Schlitten. [72]
    Der Betontunnel, den Rec Bills angeblich nicht ausfindig zu machendes Bauunternehmen mir angelegt hat, ist etwa zweihundert Meter lang. Der Bunker am anderen Ende ist gerade so hoch, dass man drin sitzen kann: mein Geronimo-Poster reicht vom Boden bis zur

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