Einmal durch die Hölle und zurück
Decke. Ich schließe die zweite Luke und ziehe an der Schnur für die Monitoren.
Beide Heckenschützen sind, wo sie sein sollen. Sechs andere paramilitärische Freaks rücken von den »Flanken« her aufs Haus vor, um möglichst lange aus dem Schussfeld ihrer eigenen Scharfschützen zu bleiben. Vielleicht sind noch mehr da, aber die Firmen, die solche Loser ausbilden, stehen auf Achtergruppen, weil auch ein Navy- SEAL -»Bootsteam« normalerweise acht Mann hat und weil mehr sich eher gegenseitig behindern. Und in die Haare geraten. Killer wird man aus verschiedenen Gründen – psychische Abnormität, militärisches Training gepaart mit der Bereitschaft, für Geld alles zu machen, das Bedürfnis, sich wie James Bond zu fühlen –, aber soziale Kompetenz ist weniger gefragt.
Auf dem Breitbandmonitor sehe ich, dass sie Infrarot-Knicklichterketten umhaben, um sich von ihrem Ziel, sprich mir, zu unterscheiden. Das ist gut. Ich habe auch ein paar, direkt neben der Dose UV -reflektierender Sprühfarbe, die sie ebenfalls hätten benutzen können. So aber kann ich schon mal meine Kampfweste anziehen.
Die bei weitem beste Neuigkeit ist der Hubschrauber. Er geht direkt über dem Haus in Stellung, schön auf dem Monitor, so postiert, dass er mich beschießen kann, wenn ich aus irgendeiner Tür rauskomme. Hubschrauber und die Leute, die sie fliegen, sind teuer. Und es ist mehr als genug Semtex im Haus, um ihn runterzuholen.
Aber dafür ist es noch zu früh. Auch noch, um die Heckenschützenstellungen hochzujagen. Die Freaks haben noch keine der Antipersonenminen ausgelöst. Erst wenn sie das tun, lege ich die restlichen Schalter um, dann gehe ich raus und jage die Nachzügler. Natürlich erst, wenn ich mit den diversen Spektrallampen, die in den Bäumen hängen, ihre Nachtsichtbrillen ausgeglüht habe.
Es dürfte also ein Massaker geben, und das ist bedauerlich. Andererseits habe ich niemanden hergebeten. Ich habe lediglich unter einem falschen Namen, aber mit meinem echten Daumenabdruck und dieser Adresse eine Zulassung als Notar beantragt, so wie es Kriminelle manchmal machen, um an einen Waffenschein zu kommen. Dabei dachte ich schon, das wäre vielleicht zu subtil.
Lässt sich das, was ich vorhabe, rechtfertigen? Schwer zu sagen. Zählt man Teng mit, hat McQuillens Treiben fünf Menschen das Leben gekostet. Mein Ausflug nach Minnesota war das Ende für Dylan Arntz, Debbie Schneke, vier von ihren Jungs und acht Typen von Locano und hätte beinah auch noch Violet Hurst, Sheriff Albin und Albins Hilfssheriff umgebracht. Meine Schuld, dass ich da reingeraten bin, klar, aber damit so etwas nicht noch mal passiert, kann ich nur entweder weiter weglaufen – das heißt, nie mehr unter egal welchem Namen als Arzt arbeiten, die Öffentlichkeit meiden, mich mit niemandem zusammentun und dabei auf entschieden mehr Glück hoffen als letztes Mal – oder mich wehren. Soll ich warten, bis ich mit dem Rücken zur Wand stehe? Vielleicht tu ich das schon. Die Wand ist meistens, wo man sie sich denkt.
Ein Grund, das hier
nicht
durchzuziehen, wäre – abgesehen davon, dass ich gerade elf Jahre lang mit großem Erfolg versucht habe, niemanden umzubringen und die alten Untaten wiedergutzumachen –, dass es mir wahrscheinlich gefallen wird. Weil es mir jetzt schon gefällt.
Für die Tricks, die ich gleich vom Stapel lasse, müsste ich mich schämen, und ich schäme mich wirklich dafür. Es macht aber auch einen Heidenspaß, sie anzuwenden, und so zu tun, als wäre es anders, ändert nichts an dem, was passieren wird.
Ich lege meine Hand auf die Schalter.
Was soll ich lügen?
Anhang
Kandidaten für den Punkt ohne Wiederkehr im Klimawandel und was jetzt dagegen zu tun ist
von Violet Hurst
Teil I: Kandidaten für den Punkt ohne Wiederkehr
November 2010 . Amerikaner, die glauben, ihr dringlichstes Problem sei, dass Reiche und Unternehmen nicht genügend Freiheiten haben, um sie zu verarschen, wählen eine republikanische Mehrheit ins Repräsentantenhaus. [73]
Im Dezember, einen Monat bevor John Boehner Sprecher des Hauses wird, sagt ein Sprecher von ihm: »Der Sonderausschuss für globale Erwärmung ist von den Demokraten nur als politisches Deckmäntelchen für ihre arbeitsplatzvernichtende Energiesteuer geschaffen worden. Er ist überflüssig, und im 112 . Kongress brauchen die Steuerzahler ihn nicht mehr zu finanzieren.« Im Februar führen die Republikaner Gesetze ein, die der Umweltschutzbehörde verbieten, den Ausstoß
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