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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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entsetzt. »Wie wollen Sie denn eine Spesenrechnung von fünfundachtzigtausend Dollar schaffen?«
    »Das hab ich noch nicht ausgerechnet.«
    »Hier geht’s bloß um eine Woche
zelten

    »Na und«, erwidere ich, »in dieser Woche würde ich immerhin zu verhindern versuchen, dass Sie eine Million Dollar aufs Spiel setzen müssen. Und ich bräuchte eine Vertretung auf meinem Schiff, damit ich den Job danach wiederkriege. [17] Wenn Sie sich das nicht leisten können, kann ja jemand vom Singularity Movement was beisteuern. Falls das nicht schon so ist.«
    Rec Bill murmelt irgendwas, das ich nicht richtig verstehe. Ich bitte ihn, es noch mal zu wiederholen.
    »Ich hab
in Ordnung
gesagt«, erwidert er mit blassem Gesicht. »Fünfundachtzigtausend. Und noch mal fünfundachtzigtausend für sauber abgerechnete Spesen.«
    »Was?«, sage ich.
    »Soll ich’s Ihnen vorbuchstabieren?«
    »Das ist nicht Ihr Ernst.«
    »Doch.«
    »Scheiße.«
    Er sieht immer noch aus, als wäre ihm übel. »Ganz meine Meinung.«
    Ich fühle mich selbst nicht besonders gut und setze mich wieder.
    »Tja, wenigstens schicken Sie nicht Violet Hurst hin«, sage ich.
    Rec Bill wirkt überrascht. »Doch, sie fährt. Und weil ich Angst um sie habe, sind
Sie
dabei.«

Zweite Theorie:
    Mord
    5 U.S. Route  53 , Minnesota
    Donnerstag, 13 . September
    »Glauben Sie, wir werden miteinander vögeln? Das soll kein Angebot sein. Ich will bloß Ihre Meinung hören.«
    Ich fahre.
    »Sind Sie betrunken?«
    Über ihre Sonnenbrille hinweg: »Nein, bin ich nicht, vielen Dank, Herr Doktor.«
    Vielleicht ist sie wirklich nicht betrunken. Als Duluth hinter uns lag, das sich als ein Gewirr von Autobahnkreuzen zwischen neuen Papierfabriken entpuppte, deren Schornsteine große, dunkle Rauchwolken ausstießen, haben wir an einem Dairy Queen gehalten, um etwas zu essen. Violet hat an der Tankstelle nebenan zwei Bier besorgt, und da ich keins haben wollte, hat sie beide getrunken. Aber das ist schon eine Stunde her.
    »Dann wahrscheinlich schon«, sage ich.
    »Was fällt Ihnen ein! Und warum?«
    »Wir kennen uns nicht, wir verbringen ein paar Tage an einem fremden Ort. Nichts klingt so erotisch wie ›Nach nächster Woche wirst du mich nie wiedersehen‹.«
    »Haben Sie das auf Kreuzfahrtschiffen gelernt?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das schon vorher wusste.«
    »Aus Ihrer Zeit als männliche Schlampe?«
    »Wir bevorzugen das Wort ›Herzensbrecher‹.« [18]
    »Scharf. Nicht so scharf wie ›Nach nächster Woche wirst du mich nie wiedersehen‹, aber immerhin.«
    »Sie meinen, das stimmt nicht?«
    »Ich denke, das Ganze ist eine U-förmige Kurve. Mit manchen Leuten will man vögeln, wenn man ihnen begegnet, weil sie versponnen und geheimnisvoll sind, dann hat man keine Lust mehr drauf, weil man von ihnen genug hat, und irgendwann will man’s wieder. Weil man sie richtig kennt.«
    »Muss schön sein.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass das auf meiner Erfahrung beruht. Aber was soll’s? Die Stringtheorie beruht auch nicht auf meiner Erfahrung.«
    »Ich glaube nicht an die Stringtheorie.«
    »Ich auch nicht. Obwohl ich glaube, die Stringtheorie ist wahrscheinlicher, als dass ich mit jemandem zusammen bin, der sich nicht als Trottel erweist.«
    »Irgendwas am Laufen in letzter Zeit?«
    Das sind genau die Themen, die ich besser meiden sollte. Ich habe nicht vor, Violet Hurst irgendwas Richtiges über mich zu erzählen, warum sollte ich ihr dann Fragen stellen? Aber ich habe nicht besonders viel Zeit mit Frauen verbracht, die wie Wonder Woman aussehen und im Auto betrunken auf mich einreden.
    Vielleicht sollte ich öfter fahren.
    »Sogar in allerletzter Zeit«, sagt sie.
    »Und läuft es noch?«
    Oder an einer Talkshow teilnehmen.
    »Ich weiß es nicht mal. Es ist bloß wieder das übliche männliche Fluchtverhalten, das auf heftiges Interesse folgt. Das nach einer Weile schal wird. Okay, jetzt halten Sie mich für eine Schlampe, weil ich gern flirte, obwohl ich so was wie einen Freund habe.«
    »Jetzt halten Sie mich aber für voreingenommen.«
    Sie mustert mich. »Sie sind ein bisschen intelligenter, als Sie aussehen.«
    »Es ist eine U-förmige Kurve. Fünf Minuten später wirke ich wieder strohdumm.«
    »Ha. Also, ich bin keine Schlampe. Jedenfalls nicht in üblem Sinn. Ich tue bloß gern so, als hätte ich einen Freund, und muss wirklich lernen, dass das nicht stimmt. Soll ich noch mehr beschissene Seiten meines Lebens vor Ihnen ausbreiten?«
    Ja, aber ich bin so

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