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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Bazell
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beängstigend lange an. »Das hier ist ein Restaurant, Schätzchen. Sie können sich hinsetzen, wo Sie wollen. Ich bin gleich wieder da. Die Speisekarten sind auf dem Tisch.«
    Wir entscheiden uns für eine Nische vorn an der Tür. Wir haben so lange nebeneinander gesessen, dass es faszinierend ist, ihr in die Augen zu schauen.
    »Was ist?«, fragt sie. »Hab ich irgendwas im Gesicht?«
    »Nein.«
    Trotzdem mustert sie sich im Spiegel. Um sie nicht länger anzusehen, nehme ich mir eine der Speisekarten. Sie ist klebrig, als wäre sie mit zerstäubtem Sirup besprüht worden.
    Aus der Küche hören wir, wie etwas Metallenes gegen etwas anderes scheppert. Dann hören wir eine Frau, vermutlich dieselbe wie eben, brüllen: » IHR MÜSST LERNEN , DAS VERDAMMTE SCHILD UMZUDREHEN .«
    »Huh«, sagt Violet. »Meinen Sie, wir sollten lieber gehen?«
    »Wahrscheinlich schon. Aber ich hätte nichts dagegen, noch kurz zu bleiben.«
    Ganz ausgelassen und aufgeregt reißt sie die Augen auf. »Sie meinen, im Zuge unserer
Nachforschungen

    Die Tür zur Küche schwingt so heftig auf, dass man befürchtet, die Scheibe des Bullauges würde es nicht überstehen – vielleicht ist mit der Eingangstür dasselbe passiert –, und die Frau kommt zu unserem Tisch marschiert, als hätte sie vor, uns zu ohrfeigen.
    »Haben Sie sich entschieden?«, fragt sie.
    »Sind Sie sicher, dass Sie geöffnet haben?«, erkundigt sich Violet.
    »Steht doch auf dem Schild.«
    »Stimmt, aber wir können …«
    Die Frau lächelt grimmig. »Was wollen Sie haben, Schätzchen?«
    »French Toast, bitte«, sagt Violet.
    »Einen Hamburger und einen Schokoladen-Milchshake«, füge ich hinzu.
    »Bei uns gibt’s keine Milchshakes«, erwidert die Frau.
    »Sie sind doch kein Fünfjähriger«, hält Violet mir vor und fragt dann die Kellnerin: »Haben Sie Bier?«
    »Pabst und Michelob Light. Das Pabst könnte aus sein.«
    »Dann zwei Michelob Light.«
    »Wollen Sie den Hamburger noch haben?«
    »Klar, danke.«
    »Hey, sind Sie Debbie?«, erkundigt sich Violet.
    »Niemand kann was dafür, wer er ist.«
    Auf dem Weg zurück in die Küche bleibt sie vor einer Kühltruhe an der Wand stehen. Holt einen in Zellophan verpackten Fertigtoast raus. Violet sieht nichts davon.
    Es ist interessant. Ich war schon öfter in solch unfreundlichen Restaurants, aber die meisten davon waren in Brooklyn südlich der Fünfundsechzigsten Straße oder in Queens östlich vom Cross Bay Boulevard und dienten anderen Zwecken, als Speisen anzubieten. [21] Für dieses Lokal hier gilt das nicht unbedingt – die Welt ist mit Sicherheit voller Restaurants, die sich ihren beschissenen Zustand auf ehrliche Weise verdienen – trotzdem ist das Ganze ziemlich seltsam.
    »Sehen Sie nur«, sagt Violet.
    Ich folge ihrem Blick zu einem Schild an der Wand: » BESCHWEREN SIE SICH RUHIG WEITER . WENN DAS LICHT AUSGEHT , WEISS ICH , WO ICH HINZIELEN MUSS .«
    »Was zum Teufel ist bloß mit diesem Laden los?«, fragt Violet.

Anlage C: Debbie’s Diner Ford, Minnesota
    Immer noch Donnerstag, 13 . September [22]
    Als Debbie Schneke wieder in die Küche stapft, denkt sie, das kann doch alles nicht wahr sein.
    Erst vermasseln Dylan und Matt die Fahrt nach Winnipeg – kommen total
benebelt
zurück, so viel Meth haben sie sich reingezogen –, und dann vergisst Davey, das Schild im Fenster umzudrehen, und zwei verdammte Cops kommen ins Restaurant.
    Gerade, als sie dreitausend Pseudoephedrin-Tabletten zermahlen, gewaschen und in einem Erlenmeyerkolben auf dem Arbeitstisch mit Bremsenreiniger vermischt hat.
    Die ganze verdammte Küche ist eine Katastrophe. Was ist heute das Tagesgericht – Frankenstein? Und sie soll einem
Cop
einen verdammten
Hamburger
zubereiten?
    Debbie geht zu der Fliegengittertür, die nach draußen führt. Durch das Drahtgeflecht sieht sie einige von den Jungs auf Kisten, Mülltonnen und so was sitzen, doch sie weiß, dass die sie nicht sehen können. Wenn sie’s könnten, würden sie sich nicht wie Affen herumfläzen.
    » VERDAMMTE SCHEISSE !«, brüllt sie, und ein paar von ihnen rappeln sich auf.
    Debbie weiß nicht mal, ob es ungefährlich ist, das Gas für den Grill aufzudrehen. Sie glaubt nicht, dass der Brei schon den Punkt erreicht hat, wo er sich zusammen mit Propangas in das Zeug verwandelt, mit dem sie im Ersten Weltkrieg die Menschen vergast haben [23] , aber woher soll sie das genau wissen?
    Das Gas bleibt aus. So lautet ihre Entscheidung. Scheiß auf den Cop. Sie wird seinen

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