Einmal Himmel und zurück: Der wahre Bericht einer Ärztin über ihren Tod, den Himmel, die Engel und das Leben, das folgte (German Edition)
fast 2600 Meter hohen Teton Pass fuhren, atmete ich derart flach und nahm so wenig Sauerstoff auf, dass ich nicht mehr sprechen konnte. Obwohl ich mich insgesamt nicht unwohl fühlte, wurde ich immer wieder ohnmächtig, während mein normalerweise gesetzestreuer Mann fester auf das Gaspedal trat und den Tachometer weiter in die Höhe trieb. Bei unserer Ankunft auf dem Parkplatz des Krankenhauses wurde das Tor für Ambulanzen aufgerissen, und rasch hob mich das Personal der Notaufnahme aus dem Pick-up auf eine Fahrtrage.
Als ich aufsah und das Gesicht meines Hausarztes erkannte, der meinen Blick erwiderte, wusste ich, dass ich endlich daheim war, verlor aber sofort das Bewusstsein. Ich wurde in die Notaufnahme gefahren und dort in einer der kleinen Untersuchungskabinen abgestellt. Mein Sauerstoffniveau war gefährlich niedrig und veränderte sich selbst dann nicht, als Sauerstoff zugeführt wurde.
Erste Diagnosen ergaben, dass ich an fortgeschrittener Lungenentzündung und akutem progressivem Lungenversagen (Acute Respiratory Distress Syndrome, kurz ARDS ) litt. Dabei handelt es sich um eine schwerwiegende Entzündung infolge eines Schocks, verursacht durch Beinaheertrinken, Fettembolie, Lungenentzündung, Rauchvergiftung oder dergleichen. Diese reaktive Schwellung des Lungengewebes entwickelt sich meistens im Zeitraum von vierundzwanzig bis achtundvierzig Stunden, beeinträchtigt die Sauerstoffaufnahme und führt oft zum Tod. Mein Hausarzt teilte meinem Mann in ernstem Ton mit, dass ich die Nacht wahrscheinlich nicht überleben würde.
Natalie, die medizinische Assistentin meines Hausarztes, saß in der Untersuchungskabine daneben, nur durch einen dünnen Vorhang von mir getrennt. Sie hatte ein anderes Mitglied unserer Kirchengemeinde namens Sherry wegen einer tiefen Schnittwunde zur Notaufnahme gefahren. Als beide die Mienen der Menschen rings um mich sahen und die Worte meines Hausarztes hörten, begannen sie sofort zu beten. Sie beteten für die Rettung meines Lebens, für die Heilung meines Körpers, für die seelische Kraft meiner Familie und dafür, dass Gottes Gnade uns umhülle. Sie beteten inbrünstig, leidenschaftlich und zielstrebig.
Bald verließen sie die Notaufnahme und besuchten ein Basketballspiel an der Highschool, wo viele aus der Gemeinde unsere Kinder anfeuerten. Sie gaben die Nachricht über meine Verletzung an andere weiter und ermunterten diese, ebenfalls zu beten. Bereits eine Stunde nach meiner Einlieferung ins Krankenhaus betete eine große Menge für mich. Anschließend kehrte Natalie nach Hause zurück, um pausenlos weiterzubeten. Sie tat es bis vier Uhr morgens, als ihr plötzlich eine innere Stimme sagte, sie könne nun ausruhen.
Während andere Menschen mich mit ihren Gebeten zum Herrn emporhoben, lag ich auf der Intensivstation. Fast die ganze Nacht kämpfte mein Körper ums Überleben. Dem Krankenblatt zufolge stabilisierte sich mein Zustand gegen vier Uhr morgens – genau zu jenem Zeitpunkt also, da Natalie sich vom Gebet befreit fühlte –, und die Krankenschwestern konnten erstmals einen Seufzer der Erleichterung ausstoßen. Es schien, als würde ich es schließlich doch schaffen.
Eine meiner Freundinnen erzählte mir später Folgendes: Sie dachte, ich würde die Nacht deshalb überstehen, weil Gott in Anbetracht all der Menschen, die um meinetwillen beteten, mich gar nicht hätte sterben lassen können. Davon weiß ich nichts, aber gewiss verstärkte Gottes Mitgefühl die Macht des Gebets bei denen, die sich daran beteiligten.
16
Sehschwäche und Sehkraft
Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset
eure Bitten im Gebet und Flehen mit
Danksagung vor Gott kund werden!
Und der Friede Gottes,
welcher höher ist als alle Vernunft,
bewahre eure Herzen und Sinne …
Philipper 4,6-7
Am nächsten Morgen wurde ich aufgeweckt durch die Ankunft zweier Diakone aus unserer Kirchengemeinde. Sie besitzen im Ort ein Geschäft für Freizeitsportartikel und brachten mir einen Stapel großartiger Magazine zum Lesen. Wie entzückend die beiden auch waren, muss ich doch zugeben, dass ich ihren baldigen Aufbruch herbeisehnte, um mit der Lektüre zu beginnen. Seltsamerweise ging es mir ausgezeichnet. Ich hatte keine Schmerzen und war geistig ziemlich klar.
Als sie fort waren, nahm ich sogleich eine Ausgabe des Cross Country Skier zur Hand, stellte aber überrascht fest, dass die Schrift trotz meines seit jeher perfekten Sehvermögens zu verschwommen für mich war. Ich legte das Heft
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