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Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
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Warnschuss gebrauchen können.«
    »Ich auch«, sagte Tashy. »Ich glaube, die werden nicht mal alle in das große Festzelt passen.«
    Obwohl sie es mit mir durchgestanden hatte, konnte ich von Tashy natürlich nicht erwarten, dass sie die Sache genauso ernst nahm wie ich. Und Clelland ist natürlich auch nicht sein richtiger Name. Niemand heißt so, außer vielleicht amerikanischen Soap-Stars. Unsere Eltern waren befreundet, und sein Vater hieß John Clelland, genau wie er. Die Erwachsenen nannten ihn Little John. Er hasste diesen Namen aus tiefstem Herzen, so dass er sich weigerte, auf irgendeinen anderen Namen zu hören als auf seinen Nachnamen, bis wir uns schließlich daran gewöhnt hatten. Dann entdeckten wir dieses Schmuddelbuch, Fanny Hill , dessen Autor ebenfalls John Clelland heißt, und es wurde noch schlimmer.
    Das war Clelland. Immer alles aus tiefstem Herzen. Er war meine erste große Liebe. Tashys erste große Liebe hatte ihre mühevoll selbst gebastelte Valentinstagskarte unter lautem Gelächter und obszönen Zwischenrufen ihrer Mitschüler in der ganzen zehnten Klasse herumgezeigt. Meine erste Liebe war sich monatelang nicht mal meiner Existenz bewusst gewesen. Ich hatte Tashy glühend beneidet.
    Er war groß für sein Alter, hatte dunkle Haare und ausdrucksvolle Augenbrauen: Er wirkte ernst und tiefgründig. Oft lief er allein herum, weshalb ich ihn damals für romantisch und unkonventionell hielt, und nicht, wozu ich heute eher tendieren würde, für schrecklich einsam und »mitten in einer schwierigen Phase«, wie meine Mutter sagen würde. Und montags und dienstags hatte er eine Doppelstunde Englisch, was mir sehr gelegen kam, denn wenn ich den Chemiesaal verließ, konnte ich zufällig dastehen und hallo sagen. Tashy stolperte dann immer neben mir her und kicherte wie eine Irre. Er konnte nicht anders, als ebenfalls hallo zu sagen, weil unsere Eltern sich schließlich kannten, auch wenn er zwei Jahre älter war und alles andere sich so von selbst verbot.
    Bei Familienfeiern saß er immer in der Ecke, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, und las schlecht gelaunt Jean-Paul Sartre oder Der Herr der Ringe , hörte Echo and the Bunnymen auf seinem Walkman und weigerte sich, das Fleisch vom Grill zu essen. Die Erwachsenen machten immer ein Riesentheater um ihn, schüttelten missbilligend den Kopf oder glucksten in sich hinein, und ich ärgerte mich maßlos über sie, traute mich aber nie, hinzugehen und mehr als hallo zu sagen, mit rotem Kopf und zentnerschwerem Herzen.
    Ziemlich lange gehörte ich für ihn also zu den nervigen Leuten, die ständig um ihn herumschwirrten und versuchten, ihn aus seinem Zimmer zu locken. Bis zu dem Jahr, als ich sechzehn wurde. Das war ein tolles Jahr.
    Und jetzt blieb mir noch ein Tag Schonfrist, bis ich ihn wiedersehen würde. Nach sechzehn Jahren.
    An meinem Geburtstag nur ein paar Wochen vorher, meinem zweiunddreißigsten, waren wir alle im Bluebird, haben uns ein opulentes Essen gegönnt und Veuve Clicquot getrunken, und alle haben über einen Bekannten geredet, der sich gerade scheiden lässt, wodurch wir, die wir größtenteils nicht mal verheiratet waren, uns irgendwie besser fühlten, mit Ausnahme von Tashy, deren Hochzeit kurz bevorstand und die den Rest des Abends etwas blass um die Nase wirkte. Dann fing jemand ein Gespräch über Immobilienpreise an, und keine der Frauen rührte das köstliche Brot an, und das schicke Sexspielzeug und die albernen Sachen, die ich geschenkt bekommen hatte, sahen irgendwie lächerlich aus, und langsam kam ich mir ziemlich unhöflich vor, weil ich darauf bestanden hatte, dass alle mit mir ausgehen und, wie sich herausstellen sollte, Unsummen ausgeben, um aus völlig unerfindlichen Gründen mit mir zu feiern. Dann gingen wir nach Hause, und ich war unzumutbar unfreundlich zu Olly und habe geschlagene anderthalb Stunden mit der Betrachtung meiner Falten vor einem Vergrößerungsspiegel zugebracht, und im Anschluss habe ich mich gefragt, ob ich wohl jemals Kinder bekommen würde, und dann bin ich eingeschlafen. Früher war das anders.
    Tashy und ich hatten die Party zu meinem sechzehnten Geburtstag beinahe ebenso penibel geplant wie diese Hochzeit, waren aber wesentlich aufgeregter. Es sollte etwas Sektähnliches geben, eine Art Punsch. »Den mache ich!«, hatte mein Vater entschlossen verkündet. »Schließlich wollen wir doch nicht, dass jemandem schlecht wird.«
    »Aber ihr bleibt nicht oben in meinem Zimmer!«, jaulte

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