Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal Hochzeit und zurück

Einmal Hochzeit und zurück

Titel: Einmal Hochzeit und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Colgan
Vom Netzwerk:
sah ich einfach aus wie ein Teeny. Warum, um alles in der Welt, habe ich damals nicht gemerkt, wie viel Glück ich hatte, ehe ich irgendwann anfangen musste, ständig lange Ärmel zu tragen, und mich nicht mehr in Miniröcken auf die Straße trauen konnte?) Wie deprimierend. Wenn ich heutzutage all die Teeny-Mädels sehe, die Britney-Spears-mäßig in superknappen Klamotten herumstolzieren, dann denke ich nicht, oh, sieh mal einer an, Pädophilenfutter. Na ja, manchmal vielleicht schon. Aber meistens denke ich: Weiter so, Mädels!, denn als ich aufs College ging, kam meine Latzhosen-und-unförmige-Strickjacken-Phase, und so einen Körper wie damals als Teenager habe ich nie wieder gehabt.
    Tashy hatte mich für die Party geschminkt, und zwar inspiriert von einem Artikel im Jackie- Magazin. In mühevoller Kleinarbeit hatten wir versucht, das Beschriebene genau zu kopieren, was leider etwas verunglückte, und so hatte ich auf jeder Wange zwei scharf abgegrenzte Streifen pinkfarbenen Rouges und um die Augen sehr, sehr dick aufgetragenen blauen Lidschatten. Heute würde das vermutlich sogar durchgehen: Wahrscheinlich sähe ich aus wie Sophie Ellis Bextor. Wäre sie 32 und sähe aus wie Lieschen Müller, und nicht 24 und eine Art außerirdischer Hohepriesterin. Ich zog meinen hübschesten BH an, putzte mir ungefähr tausendmal die Zähne und hoffte inständig, ein gewisser Junge möge den Gartenpfad zum Haus heraufkommen.
    Es kam kein einziger Gast.
    Wir saßen herum und tranken Punsch, aßen die Chips auf und brachten es nicht mal fertig, miteinander zu reden. Tashy und ich klammerten uns aneinander und versuchten so zu tun, als müssten wir nicht weinen. Dann sah ich meine beste Freundin an und spürte, wie mein Herz verschrumpelte und tot und vertrocknet in meiner Brust lag. Das Leben stellte uns auf die Probe, und wir versagten.
    »Nach heute Abend werden wir in der Schule viel mehr Spaß haben«, schwor Tashy wild entschlossen. Wir zogen kurz in Erwägung, ein paar Sachen zu demolieren, damit meine Eltern annehmen mussten, es seien doch ein paar Leute gekommen. Taten wir dann aber nicht. Am Ende hockten wir vor dem Fernseher und guckten Denver Clan . Das waren die längsten vier Stunden meines Lebens. Die Wimperntusche lief mir über die Wangen und tränkte mein Clockhouse-Kleid.
    Ein paar Wochen später verließ uns mein Dad. Muss ungefähr um diese Jahreszeit gewesen sein, wenn ich mich recht entsinne. Na ja, da würde meine Mutter ja morgen einen netten Jahrestag erleben.
    Tashy redete immer noch, doch ich hörte gar nicht zu. Ich dachte an den Abend meines sechzehnten Geburtstags.
    »Dein Problem ist, dass du glaubst, es gäbe nur eine wahre Liebe«, sagte Tashy und brachte mich damit wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Ja«, sagte ich.
    »Nein!«, sagte sie. »Das stimmt überhaupt nicht! Ich meine, bestimmt ist es anders als damals, aber das ist bloß, weil es nicht mehr neu ist. Es ist einfach nur anders.«
    »Weniger aufregend.«
    »Na ja, es kann schließlich nicht immer sein, als erlebe man alles zum ersten Mal.«
    »Darum ist Erwachsensein ja auch so ätzend«, erklärte ich. »Ich kann mich nicht mal mehr daran erinnern, wann ich Der König von Narnia zum ersten Mal gelesen habe. Aber es war das Aufregendste, was mir zu der Zeit passiert ist.«
    »Ach, du willst doch nicht noch mal sechzehn sein, oder? Das war die Hölle. O Gott, erinnerst du dich noch an diese Party ...«
    »Nein«, erwiderte ich. »Damals war es die Hölle«, stimmte ich ihr zu und musste daran denken, wie oft Tashy und ich zusammen Mittag gegessen und uns irre Sorgen gemacht haben, ob eine unserer Brüste schneller wuchs als die andere oder ob Loretta McGonagall über uns redete (tat sie) und ob Marcus uns zu seiner Party einladen würde (tat er nicht, obwohl wir ihn darum gebeten hatten, der Mistkerl. Bloß weil wir keine Stilettos trugen und nicht mit Jungs rummachten. Na ja, vermutlich war das der Grund dafür). »Wenn ich es noch mal tun könnte, mit allem, was ich heute weiß, dann würde ich es nicht so verbocken wie damals.«
    Tashy setzte sich auf. »Du hast doch nichts verbockt!«, sagte sie. »Sieh dich doch mal an. Guter Job. Schickes Auto. Netter Freund.«
    »Ja, ja, ja«, sagte ich und starrte an die Decke. »Weißt du noch, was wir beide nach der Schule machen wollten?«
    Tashy dachte einen Moment nach und lachte dann laut auf. »Oh, ja. Wir wollten uns ein Auto kaufen und durch ganz Europa fahren, und Cartoons

Weitere Kostenlose Bücher