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Einmal ist keinmal

Einmal ist keinmal

Titel: Einmal ist keinmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Sackgasse.
    Ich setzte mich wieder in den Wagen und überlegte, was ich als nächstes tun sollte. Auf dem ganzen Grundstück regte und rührte sich nichts. Kein Fernsehlärm, der aus offenen Fenstern dröhnte, keine Kinder, die auf Fahrrädern herumsausten, keine Hunde, die auf den Rasen machten. Nicht gerade familienfreundlich, fand ich. Bestimmt keine Anlage, wo der eine Nachbar den anderen kannte.
    Ein Sportwagen fuhr auf den Parkplatz, beschrieb einen weiten Halbkreis um mich herum und hielt an. Der Fahrer blieb so lange hinter dem Lenkrad sitzen, daß ich mich fragte, ob er vielleicht ein Rendezvous hatte. Da ich nichts Besseres zu tun hatte, wartete ich ab, was passieren würde. Fünf Minuten später ging die Fahrertür auf, der Mann stieg aus und steuerte Morellis Haus an.
    Ich traute meinen Augen kaum. Der Mann war Joes Vetter, Mooch Morelli. Mooch hatte bestimmt auch einen richtigen Namen, aber den wußte ich nicht. Ich hatte ihn immer nur unter seinem Spitznamen gekannt. Als Junge hatte er in der Straße hinter dem St.-Francis-Krankenhaus gewohnt und war ständig mit Joe herumgezogen. Ich drückte die Daumen. Vielleicht sollte der gute alte Mooch für seinen Vetter etwas abholen, was der bei einem Nachbarn untergestellt hatte. Vielleicht stemmte er auch gerade Joes Fenster auf. Ich hatte mich eben mit der Idee angefreundet, daß Mooch ein Einbrecher war, als er mit einem Schlüsselbund in der Hand um das Haus kam, Joes Tür aufschloß und in die Wohnung ging.
    Zehn Minuten später kam Mooch mit einem schwarzen Matchbeutel über der Schulter wieder heraus. Er stieg in seinen Wagen und fuhr los. Als er auf der Straße war, klemmte ich mich hinter ihn. Ich achtete darauf, daß immer ein paar Wagen zwischen uns waren. Vor Aufregung hielt ich das Lenkrad so fest umklammert, daß meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Das Herz wummerte mir in der Brust, und bei dem Gedanken an die zehntausend Dollar wurde mir schwindelig.
    Ich verfolgte Mooch bis in die State Street, wo er in eine private Auffahrt einbog. Ich fuhr einmal um den Block und parkte in sicherer Entfernung. An den solide gebauten, großen Häusern und den ausgedehnten Gärten konnte man noch erkennen, daß es früher ein vornehme Wohngegend gewesen war. In den sechziger Jahren, als es die Rassentrennung noch gab, hatte ein liberal gesonnener Mensch sein Haus in der State Street an eine schwarze Familie verkauft, woraufhin binnen fünf Jahren die gesamte weiße Bevölkerung panisch geflüchtet war. Ärmere Familien waren nachgezogen, die Häuser verfielen und wurden in kleine Wohnungen unterteilt, die Gärten verkamen, Fenster wurden mit Brettern zugenagelt. Aber wie es bei günstig gelegenen Grundstücken oft der Fall ist, hatte sich das Blatt inzwischen gewendet, und die Gegend wurde allmählich wieder etwas feiner.
    Mooch verließ das Haus schon nach wenigen Minuten wieder. Er war allein, und den Matchbeutel hatte er auch nicht mehr bei sich. O Mann. Eine Spur. Wie standen die Chancen, daß Joe Morelli mit dem Matchbeutel auf dem Schoß in dem Haus hockte? Gut bis mittelprächtig. Wahrscheinlich lohnte es sich, der Sache nachzugehen. Ich hatte zwei Alternativen. Ich konnte die Polizei sofort verständigen oder erst auf eigene Faust Erkundigungen einziehen. Wenn ich umsonst Verstärkung holte und Morelli gar’ nicht da war, stand ich wie der letzte Depp da, und die Polizei wäre vielleicht nicht besonders versessen darauf, mir beim nächsten Mal beizuspringen. Andererseits hatte ich keine große Lust, allein etwas zu unternehmen. Das war zwar nicht die beste Einstellung für jemanden, der gerade einen Job als Kopfgeldjäger an Land gezogen hatte, aber was will man machen?
    Eine ganze Weile starrte ich das Haus nur unentschlossen an und hoffte, Morelli käme herausspaziert, damit ich nicht hineinspazieren mußte. Ich sah auf die Uhr und dachte ans Essen. Bis jetzt hatte ich bloß eine Flasche Bier zum Frühstück gehabt. Ich sah wieder zum Haus. Wenn ich diese Sache durchzog, würde ich im Geld schwimmen. Ich könnte mein letztes Kleingeld verprassen und mir einen Hamburger gönnen. Ein Motivationsschub.
    Ich atmete tief durch, stieß die Wagentür auf und stieg aus. Stell dich nicht so an, sagte ich mir. Mach aus einer Mücke keinen Elefanten. Wahrscheinlich ist er gar nicht da.
    Ich marschierte zielstrebig den Gehsteig entlang und redete mir unentwegt gut zu. Die Zahl der Briefkästen im Eingang ließ auf acht Mietparteien schließen. Sämtliche

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