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Einmal Paradies und zurück

Einmal Paradies und zurück

Titel: Einmal Paradies und zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Carroll
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bist, dann … dann … dann bin ich …«
    »Darüber müssen wir jetzt nicht reden, später haben wir noch genug Zeit, Mäuschen. Jetzt musst du nur eines wissen, nämlich, dass du in Sicherheit bist.«
    Ich kann das alles nicht so schnell verdauen, und auf einmal mache ich schlapp. Es ist einfach zu viel für mich: James und der Unfall, die letzten Tage, die Situation im Krankenhaus … Ich schluchze wie ein hilfloses Kind, und Dad nimmt mich fest in den Arm, genau wie früher, als ich noch klein war.
    »Alles okay, Charlotte, ich bin ja bei dir. Ich war die ganze Zeit bei dir. Und dir wird nichts Schlimmes mehr passieren, das verspreche ich dir, mein Mäuschen.«
    Mein Mäuschen. Ich hatte schon fast vergessen, dass er mich immer Mäuschen genannt hat. Überhaupt habe ich viel vergessen – seinen Geruch, seine sanfte, angenehme Stimme. Dass er immer ein bisschen wie ein golfspielender Priester außer Dienst ausgesehen hat. (Dad hat seinen Stil im Jahr 1982 gefunden und seither nie eine Notwendigkeit gesehen, ihn zu verändern.) Er kommt mir auch viel größer und breiter vor, genau wie auf dem alten Foto von damals, als er noch Rugby gespielt hat. Viele Jahre, bevor er wegen seiner Krankheit immer dünner geworden ist.
    »Dad … Dad …«, schluchze ich, halb hysterisch, halb überglücklich, ihn wiederzusehen. »Aber … aber … wenn ich hier bei dir bin, dann bedeutet das doch, dass ich … dass ich einfach …«
    Ich bringe es nicht über mich, den Satz zu vollenden.
    Aber wie es aussieht, bin ich tot, es kann nicht anders sein.
    Herr des Himmels. Als wäre meine Lage nicht schon schlimm genug.
    Ich denke an Mum und Kate und Fiona, was sie in diesem Moment durchmachen, und es bricht mir das Herz, dass ich so von ihnen weggerissen worden bin. Wenn ich nicht schon tot wäre, würde mich der Kummer wahrscheinlich umbringen.
    Ein neuerlicher Weinkrampf, so heftig, dass ich das Gefühl habe, ich ersticke an meinen Tränen.
    »Schschsch, Mäuschen, du hast einen Schock, das wird schon wieder.«
    »Ach Dad …«
    »Ich bin da, Charlotte. Denk dran, alles wird gut.«
    »Aber … ich versteh das alles nicht. Wo bin ich denn?«
    Ich sehe nicht mal richtig, alles um uns herum ist irgendwie unscharf. Und blendend weiß.
    Er nimmt meine Hand und hält sie ganz fest.
    »Am einfachsten kann ich es dir so beschreiben, dass du in einer Art, na ja … in einer Art Bewertungsbereich bist. Ja, das ist wahrscheinlich die beste Beschreibung, Mäuschen. Hier wird entschieden, wo der beste Platz für dich ist. Du brauchst überhaupt keine Angst zu haben.«
    Meine Gedanken beginnen zu rasen. Vor allem deshalb, weil ich immer Panik kriege, wenn jemand mir sagt, ich soll keine Angst haben. Ein Bewertungsbereich? So eine Art Fegefeuer, oder was? Und wenn man jetzt mein jämmerliches kleines Leben bewertet und zu dem Schluss kommt, dass ich ein ganz miserables menschliches Wesen war? Was dann? Wenn man mir einen dicken Stempel mit einer Sechs für »ungenügend« aufdrückt und mich geradewegs in die Hölle verfrachtet?
    »Komm schon, Mäuschen, jetzt mach dir mal keine Sorgen.« Dad lächelt mich an und hält weiter meine Hand. »Ich verspreche dir, dass es überhaupt keinen Grund gibt, Angst zu haben.« Wieder legt er den Arm um mich, und ich beruhige mich tatsächlich ein wenig. »Schau dich doch nur mal um.«
    Endlich wird das weiße Licht, das uns hier umgibt – wo und was dieses Hier auch immer sein mag –, ein wenig sanfter. Langsam, kaum merklich kann ich Dinge erkennen, und mein armes verwirrtes Hirn beginnt die Umgebung wahrzunehmen. Nicht dass ich jetzt weiß, wo ich bin, weit gefehlt. Bin ich womöglich direkt vor dem Himmelstor gelandet? Hält Petrus hier Wache, wie ein Rausschmeißer vor einem Nachtclub, und muss erst mal seine VIP -Liste kontrollieren, ob ich draufstehe? Vielleicht erwartet mich aber auch eine riesige Halle mit Rolltreppen zu den anderen Stockwerken, wie in einem Einkaufszentrum. Nur dass vermutlich manche Treppen rauf in den Himmel führen und andere runter in die Hölle, wo bestimmt alles voller Qualm ist, wo Flammen züngeln und kleine rotgehörnte Teufel bösartig kichernd durch die Gegend laufen und die armen Verdammten mit Speeren pieken.
    Und davor hängt eine Plakette mit dem Dante-Zitat: »Lasst, die ihr eintretet, alle Hoffnung fahren.«
    Das hätte ich mir alles vorstellen können. Aber nicht, dass ich mich in einer Art … na ja … in einer Art Altersheim zu befinden

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