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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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unterbrochen, der über seinen Tisch fiel, und durch den Besitzer dieses Schattens, der seine Anwesenheit mit einem diskreten Räuspern kundtat.
    »Sieh mal einer an. Kierkegaard. Nicht schlecht.«
    Rickard Berglund blickte auf. Ein langer junger Mann in Jeans, T-Shirt und aufgeknöpftem Flanellhemd stand vor ihm und betrachtete ihn. Schräger dunkler Pony, der übers halbe Gesicht hing, und ein breites Lächeln. Er deutete auf den leeren Stuhl an der Wand.
    »Entschuldigung. Aber gewisse Dinge muss ich einfach kommentieren. Darf ich mich setzen?«
    Rickard nickte und steckte den Einberufungsbescheid ein.
    »Den habe ich auch gesehen.«
    »Was, die Einberufung …«
    »Genau. Und ich nehme an, dass du nicht zur Kompanie S1 sollst?«
    Er zog den Stuhl heran und setzte sich. Schlug ein Bein über das andere und holte ein Päckchen Zigaretten aus der Brust-tasche.
    »Möchtest du?«
    »Nein, danke. Ich rauche nicht.«
    »Vernünftig.«
    Rickard versuchte es mit einem Lächeln. »Und warum vermutest du, dass ich nicht zu S1 komme?«
    Sein frischgebackener Tischnachbar zündete sich eine Zigarette mit einem Sturmfeuerzeug an und stieß eine Rauchwolke aus. »Weil du nicht aussiehst wie ein Strippenzieher.«
    »Ein Strippenzieher?«
    »So werden die genannt. Die von der siebten Kompanie bei S1. Da findest du nicht viele Nobelpreisträger. Nein, ich nehme an, dass du zur AUS kommst. Als Sprachmittler oder Stabs-
uoff?«
    »Stabsuoff«, antwortete Rickard und schluckte.
    »Genau wie ich. Entschuldige, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Tomas Winckler.«
    Er streckte die Hand über den Tisch, und Rickard ergriff sie.
    »Rickard Berglund.«
    »Freut mich. Ich hoffe, wir bleiben zusammen. Ich fühle mich am wohlsten unter gebildeten Menschen.«
    Er zeigte auf das Buch, und Rickard spürte, wie er errötete.
    »Du … ich meine, du sollst dich also auch heute melden?«
    Tomas Winckler nickte. »Ja, natürlich. Wir können zusammen hinlatschen, wenn du willst. Oder hast du andere
Pläne?«
    Rickard nickte und schüttelte gleichzeitig den Kopf, in einer einzigen verwirrten Bewegung. Eine Kellnerin kam und stellte eine Tasse Kaffee und eine Zimtschnecke vor Tomas Winckler. Der drückte lachend seine Zigarette aus.
    »Ich habe dich durchs Fenster gesehen, als ich bestellt habe«, erklärte er. »Und das Buch und den Einberufungsbescheid. Und da sie in der Siebten nicht gerade dänische Philosophen lesen, habe ich angenommen, dass wir Kumpel werden. Woher kommst du? Jedenfalls nicht aus Uppsala?«
    »Nein.«
    Wie üblich fiel es ihm schwer zuzugeben, dass er fast sein gesamtes Leben in Hova verbracht hatte, sah jedoch ein, dass es nicht schlau wäre, leicht durchschaubare Lügen aufzutischen. »Aus Hova. Wenn du weißt, wo das liegt? Und Mariestad. Ich bin in Mariestad aufs Gymnasium gegangen.«
    Tomas Winckler nickte. »Hab mir so was in der Richtung gedacht bei dem Akzent. Und wo würdest du mich in unserem langgestreckten Land platzieren?«
    Rickard dachte nach. »Im Norden?«
    »Stimmt.«
    »Aber nicht so schrecklich hoch im Norden?«
    »Kommt drauf an, wie man es sieht.«
    »Sundsvall.«
    Tomas Winckler stellte seine Kaffeetasse mit einem Klirren ab. »Verdammt. Jetzt bin ich aber beeindruckt. Hier versucht man zu klingen wie ein echter Großstadtschwede, und dann nagelst du mich mit dem ersten Schlag genau an der richtigen Stelle fest. Verdammt gut, wirklich.«
    Rickard lachte und zuckte entschuldigend mit den Schultern.
    »Reine Glückssache«, versicherte er. »Bist du schon mal in Uppsala gewesen?«
    »Ein paar Mal. Meine Familie hat hier in der Stadt eine Wohnung. Und du?«
    »Nein«, musste Rickard zugeben. »Ich habe heute tatsächlich zum ersten Mal meinen Fuß in die Stadt gesetzt. Aber ich werde wohl hier bleiben und studieren … hinterher. Es ist eine schöne Stadt, oder?«
    »Sie ist wunderbar«, versicherte Tomas Winckler und strich sich den Pony aus dem Gesicht. »Zumindest, solange man unter dreißig ist. Und das ist man ja. Und was willst du studieren?«
    »Das weiß ich noch nicht.«
    »Ach? Nein, ich eigentlich auch nicht. Aber bestimmt werde ich ein paar Jahre hier hängen bleiben.«
    Mein Gott, dachte Rickard mit plötzlicher Einsicht. Hier sitze ich und rede mit jemandem, den ich für den Rest meines Lebens kennen werde. Ich, der ich ein Jahr nach dem Abitur mit meinen Klassenkameraden kaum noch etwas zu tun habe.
    Tomas Winckler nahm das Buch in die Hand und studierte den Rückentext. »Ich habe nur

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