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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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Physik an der Universität, wo er bald eine dankbare Zuhörerschaft um sich versammelte. Nichtsdestoweniger konnte er sich im Anfang der Professur einer gewissen Sehnsucht nicht entwinden nach der Stille und Aufregungslosigkeit seiner vormaligen Beamtentätigkeit, in der er sich um einige Grade menschlich unabhängiger gefühlt hatte. 1911 folgte er einem neuen Ruf, der ihn mit dem Anreiz besserer materieller Bedingungen als Ordinarius nach Prag führte. Im Herbst 1912 kehrte er nach Zürich zurück zu einer Professur am Polytechnikum, und im Frühjahr von 1914 geriet er in das Kraftfeld des starken nordischen Magneten: er landete an der Spree und weilt seitdem unter uns; Schweizer von Nationalität, Weltbürger von Gesinnung, dem Amte nach Mitglied der Berliner Akademie mit Lehrfakultas an der Universität. Hier vollendete er seine Relativitätsarbeiten mit dem großartigen Ausbau der Gravitationslehre, deren Anfänge bis 1907 zurückreichen. Acht Jahre schwierigster Denkoperationen hatte er darangesetzt, um sie zu vollenden; und Jahrhunderte werden vielleicht erforderlich sein, um die Welt alle Konsequenzen dieser Theorie in vollem Ausmaß überschauen zu lassen.
    Denn sie hat Denkgewohnheiten zu überwinden, die auch in bevorzugten Köpfen ihre ererbten Rechte geltend machen. Einer der ersten des Faches, Henri Poincaré, hatte noch im Jahre 1910 bekannt, daß es ihm die größte Anstrengung verursache, sich in Einsteins neuer Mechanik zurechtzufinden. Und ein weiteres Jahr sollte verstreichen, ehe er seine letzten Bedenken fallen ließ. Dann freilich ging er mit fliegender Fahne in Einsteins Lager über und er befürwortete Einsteins Berufung zum Züricher Professorat, zugleich mit der Entdeckerin des Radium, der Frau Curie, in einer Fanfare, deren Klang hier eine Resonanz finden möge:
    »Herr Einstein,« so schrieb damals der große Poincaré, »ist einer der originalsten Geister, die ich jemals gekannt habe; trotz seiner Jugend nimmt er bereits einen höchst ehrenvollen Rang ein unter den ersten Gelehrten seiner Zeit. Was wir vornehmlich an ihm zu bewundern haben, ist die Leichtigkeit, mit der er sich auf neue Konzeptionen einstellt, um alle Folgerungen aus ihnen zu gewinnen. Er heftet sich nicht an die klassischen Prinzipien, erblickt vielmehr in Gegenwart eines physikalischen Problems alle denkbaren Möglichkeiten. In seinem Geist übersetzt sich das unmittelbar zur Voraussicht neuer Phänomene, die eines Tagesdurch die experimentelle Erfahrung bewahrheitet werden können... Die Zukunft wird mehr und mehr erweisen, welchen Wert Herr Einstein darstellt, und die Hochschule, die es verstehen wird, ihn an sich zu fesseln, kann sicher sein, daß sie aus der Verbindung mit dem jungen Meister Ehre gewinnen wird.«
    Man könnte rückblickend die Frage aufwerfen, ob die Normen, die seinerzeit Wilhelm Ostwald zur Beurteilung großer Männer aufgestellt hat, in Einsteins Werdegang Bestätigung finden. Der ersten und allgemeinsten Regel, die das Prinzip der »Frühreife« ausspricht, hat er sich jedenfalls nicht entzogen. Sie trat deutlich genug hervor, als der Trieb nach mathematischem Wissen und Finden in ihm aufbrach und als er mit seinen optischen Problemen weit in die Zukunft griff. Die Geschichte der Wissenschaften und Künste mag in dieser Hinsicht noch verblüffendere Proben aufzeigen, jedenfalls reichen sie bei Einstein aus, um die Gültigkeit des Prinzipes zu stützen. Dagegen will die weitere Ansage Ostwalds, auf Einstein bezogen, nur in sofern standhalten, als sie die Möglichkeit einer Ausnahme zuläßt. Ostwald wendet sich nämlich gegen die Vorstellung der »allmählichen Steigerung« und verkündet als fast durchgängige Regel, daß die außerordentliche Leistung von einem ganz jungen Menschen vollbracht wird; »was er später leistet, ist nur selten so eindrucksvoll, wie jene frühe Glanzleistung«. Hier also, bei Einstein, ist die Ausnahme evident; denn fassen wir auch – mit Übergehung vieler anderer Entdeckungswerte – nur die zwei Hauptleistungen ins Auge, so kann es nicht zweifelhaft sein, daß die zweite (Gravitation) die erste (die Spezielle Relativität) in Eindruck und Tragweite übertrifft; ja man wird sich sogar der Vorstellung der »allmählichen Steigerung« nicht verschließen dürfen, denn die zweite konnte nur auf Grund der ersten erwachsen. Zudem ist noch nicht aller Tage Abend, und nichts widerstreitet der Annahme einer möglichen weiteren Progression.
    Wenn ferner Ostwald das Tempo

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