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Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt

Titel: Einstein - Einblicke in Seine Gedankenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Moszkowski
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Sympathie einflößte. Die Tour führte ihn noch über eine kurze Strecke der italienischen Riviera, deren Böcklinische Farbenreize ihm indes nicht aufgegangen zu sein scheinen. Er muß sich damals in einer Zarathustrastimmung befunden haben, gipfelwärts gerichtet.
    Mit allen Freuden und Aufschwüngen blieben die italienischen Erlebnisse eine kurze Episode. Einstein entschloß sich zu einer neuen Wanderung, bei der ihm berufliche Ziele vorschwebten. Er pilgerte nach der Schweiz in der Absicht, am Züricher Polytechnikum Mathematik und Physik zu studieren. Allein im ersten Anlauf wollte der Eintritt in diese Anstalt nicht gelingen. Die Aufnahmebedingungen stellten in den Fächern der beschreibenden Naturwissenschaften und der modernen Sprachen Anforderungen, denen er noch nicht gewachsen war; so wandte er sich nach Aarau, wo er als Zögling der Kantonschule seine Kenntnisse nach vorzüglicher Methodik bereichern durfte. Noch heute spricht Einstein mit Wonne von der Organisation dieser Musterschule, die dem Range nach etwa unsern Realgymnasien entspricht. Nichts erinnerte ihn an das Sausen der Autoritätsfuchtelauf der Luitpoldinischen Pennälerkaserne, er erreichte glatt die Maturität, und nun öffneten sich ihm die Pforten des Züricher Polytechnikums.
    Daß er den Marschallstab im Tornister trug, war ihm selbst wohl nicht recht zu Bewußtsein gekommen. Wir aber geraten im Rückblick an staunenswerte Dinge. Es ist nämlich Tatsache, daß schon in dem Schüler von Aarau Probleme Wurzel geschlagen hatten, die bereits an der Peripherie der damals möglichen Forschung lagen. Noch war er kein Finder, allein was er als Sechzehnjähriger suchte, ragte schon in die Gebiete seiner späteren Entdeckungen hinein. Hier heißt es: einfach registrieren, mit Verzicht auf die Analyse seines Werdegangs, denn wie sollen wir die Zwischenglieder aufspüren, die Denksprünge, die einen blutjungen Kantonsschüler dahin führen in eine noch gänzlich verschlossene Physik hineinzutasten? Das Problem, das ihn beschäftigte, betraf die Optik bewegter Körper, genauer: die Lichtaussendung von Körpern, die sich relativ zum Äther bewegen. Darin liegt die Witterung des großen Ideenkomplexes, der weiterhin zur Umgestaltung des Weltbildes führen sollte. Und wenn ein Biograph hinschriebe, daß die Uranfänge der Relativitätslehre bis in jene Zeiten zurückfallen, so würde er nichts objektiv Falsches behaupten.
    Zur Höhe dieser Denkflüge hoben sich des Jünglings persönliche Ambitionen keineswegs, denn während in jenen schon kraftvolle Fittiche schlugen, krochen diese noch am Boden. Er wollte Schullehrer werden und glaubte mit diesem Berufsziel seine Hoffnungen schon sehr hoch zu spannen. Dies entsprach der Achtung, die er dem Schulmannsstande an sich entgegenbrachte. In der Züricher technischen Hochschule ist eine Abteilung als Lehramtsschule eingerichtet, und hier studierte Einstein vom 17. bis zum 21. Lebensjahre, durchaus befriedigt in dem Gedanken, dereinst einmal anstatt auf der Bank, die Hosen auf dem Katheder durchsitzen zu dürfen und als Präzeptor juventutis im kleinen Betätigungskreise segensreich zu wirken.
    Noch immer unterlag er dem Gefühl, nicht lebenstüchtig genug zu sein, und den Kampf ums Dasein im großen Strom der Welt nicht wagen zu können. In diesem Kampf mit seinem Verhalten von Mensch zu Mensch, mit seinen wilden Äußerungen der Gewalt und des auf falschen Glanz gerichteten Ehrgeizes erblickte er nur das widrig Schreckhafte, und die Möglichkeit eines persönlichen Erfolges verlockte ihn nicht, Kraft gegen Kraft zu setzen. So blieb es vorerst sein Ideal, ein ganz bescheidenes Dasein zu gewinnen. Von verschiedenen Seiten hatteman ihm Aussicht auf eine Assistentenstelle gemacht, bei irgend einem Professor der Physik oder Mathematik. Er wurde indes aus unerkennbaren Gründen überall abgewiesen. (Unerkennbares, schalte ich ein, wird bisweilen erforschbar, sobald man es vom konfessionellen Standpunkt aus betrachtet). Auch die Gymnasialhoffnungen wollten sich nicht erfüllen, da auf dieser Laufbahn Schwierigkeiten des Indigenates lagen. Erstlich war er Nichtschweizer, seit dem Mailänder Aufenthalt sogar »vaterlandslos« im bürokratischen Sinne, dann aber fehlten ihm die »persönlichen Verbindungen«, ohne die es, damals wenigstens, in der Schweiz auch für den Tüchtigen keine freie Bahn gab. Aber irgendwo mußte der gänzlich Protektionslose mit seinen Sorgen um des Tages Notdurft doch unterkriechen. Von

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