Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
dass das, was wir über die Beschaffenheit der Natur aussagen, nur Theorien sind. Und diese Theorien haben die bemerkenswerte Eigenschaft, dass sie falsifizierbar sind, andernfalls sind sie nach verbreiteter Auffassung nicht wissenschaftlich. Alleine die Tatsache, dass sich bisher keine Widersprüche zur Relativitätstheorie oder Quantenphysik erhärtet haben, bedeutet nicht, dass es keine Widersprüche gibt. Bei der Newton Mechanik vergingen 300 Jahre, bis man merkte, dass diese Theorie nur sehr beschränkt gültig ist. Es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, dass ein solcher Widerspruch plötzlich auftaucht und die moderne Physik auf den Kopf stellt. Es ist eher anzunehmen, dass die beiden Theorien als Grenzfall in einer übergeordneten Theorie aufgehen werden. Bereits heute wissen wir ja, dass die Relativitätstheorie und die Quantenphysik für Extremphänomene wie Schwarze Löcher keine ausreichende Erklärung liefern können. Es ist daher anzunehmen, dass diese Theorien auch nur in einem bestimmten Bereich gültig sind und daher eines Tages „falsifiziert“ werden.
Aber keine Angst: Falsifiziert bedeutet in diesem Kontext wohl eher, dass sich die Gültigkeit der beiden Theorien auf einen bestimmten Bereich beschränkt, und nicht, dass die Theorien komplett falsch sind. Falls sich dennoch herausstellen sollte, dass die Relativitäts- und Quantenphysik total falsch sind, müsste man erklären, weshalb die experimentellen Ergebnisse bisher so gut mit den theoretisch erwarteten Ergebnissen übereinstimmen. Falls Sie im Internet auf irgendwelche Wissenschaftler stossen, die behaupten, einen Widerspruch zu den beiden Theorien gefunden zu haben, brauchen Sie sich in aller Regel nicht weiter darüber zu wundern. Im letzten Jahrhundert sind immer wieder scheinbare Widersprüche zur Quantenphysik und der Relativitätstheorie aufgetaucht, die sich bei genauerem Hinsehen geklärt haben.
5.3 Was war vor dem Urknall?
Ich habe mich lange mit der Frage auseinandergesetzt, ob es angemessen ist, diese Frage in diesem Buch zu erörtern. Ich spreche in diesem Zusammenhang bewusst von erörtern, da es prinzipiell nicht möglich ist, darauf eine nachweisbare Antwort zu geben. Einerseits lässt sich diese Frage wissenschaftlich nicht seriös beantworten, da unsere Naturgesetze nur im Rahmen der PlanckKonstanten gelten. Eine dieser Konstanten ist die Planck-Zeit, wonach unsere Naturgesetze erst ungefähr 5 * 10 -44 Sekunden nach dem Urknall gültig werden. Bei kleineren Zeitintervallen verlieren unsere Naturgesetze vermutlich ihre Gültigkeit. Es ist daher prinzipiell unmöglich, den Geburtsmoment unseres Universums mit den uns bekannten Naturgesetzen zu beschreiben. Alle diesbezüglichen Versuche sind daher rein spekulativer Natur. Dadurch erhält eine Stammtisch-Weltanschauung über den Geburtsmoment des Universums prinzipiell denselben Wahrheitsgehalt wie eine so genannt wissenschaftliche Darstellung. Ebenso ist es entsprechend sinnlos, eine objektive Sicht über das Vorher zu postulieren.
Wir können aber einen „Bottom-Up“-Ansatz wählen und die Frage der Entstehung des Universums auf die Beantwortung der Grundfrage zurückführen, ob das Leben auf der Erde zufällig entstanden oder erschaffen worden ist. Damit wären wir bei den zwei meist verbreiteten Theorien über unsere Herkunft und die Herkunft des Lebens im Allgemeinen angelangt - und damit der Grundsatzfrage, ob unsere Welt durch natürliche Zufälle entstanden oder durch ein höheres Wesen geschaffen worden ist.
Die Verfechter der Zufallstheorie schreiben sich gerne eine wissenschaftliche Sichtweise der Dinge zu. Sie gehen davon aus, dass das Leben als Folge chemischer Abläufe zufällig und ohne „höhere Macht“ entstanden ist. Demgegenüber steht die Schöpfungstheorie, wonach Universum und Leben durch eine höhere Macht geschaffen wurden.
5.4 Alles nur Zufall?
Grundsätzlich müssen wir zuerst definieren, was „wissenschaftlich“ überhaupt heisst: Eine Annahme ist wissenschaftlich, wenn man sie beobachten und überprüfen kann. Insbesondere muss die Annahme unabhängig von der das Experiment durchführenden Person existieren. Sensationsberichte aus Russland, wonach mittels Supraleitern die Abschirmung der Gravitation gelungen ist, gelten beispielsweise nicht als wissenschaftlich, wenn sich das Experiment von anderen Wissenschaftlern nicht mit ähnlichem Erfolg wiederholen lässt. Gestützt auf diese Definition der Wissenschaftlichkeit lehnen einige
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