Einstein, Quantenspuk und die Weltformel (German Edition)
sind. Die Vergangenheit liefert nur allzu viele Beispiele von Technologien und revolutionären Vorhaben, die auch nur mit heissem Wasser gekocht worden sind. So ist das zweite Jahrtausend verstrichen, ohne dass die NASA eine bemannte Marsmission unternommen hätte. Oder die Kernfusion, die alle Atomkraftwerke ersetzen sollte, und deren Marktreife seit fünfzig Jahren jeweils in fünfzig Jahren erwartet wird.
Möglicherweise weiss Edwards auch mehr, als er in seinem Dokument zu verstehen gibt. Darauf lässt ein zunächst unauffälliger Hinweis auf der zweitletzten Seite schliessen. Dort fasst er zusammen, dass die amerikanische Luftwaffe bereits an revolutionären Technologien zur Deckung des zukünftigen Energiebedarfs forscht. Dazu seien Experimente im Gange, die dazu dienten, die aufgestellten Theorien zu untermauern.
Was lässt sich daraus schliessen?
Ein harmloser Hinweis, dass das amerikanische Militär die Klimaprobleme nach dem Abschuss des Kjoto-Protokolls doch noch mit sauberen Energiequellen bekämpfen will? Sucht die US Air Force etwa nach einem umweltverträglichen Ersatz für zur Neige gehende Treibstoffe wie Benzin und Diesel?
Gewiss nicht. Oder höchstens zweckdienlich, um auch linksgrüne Politiker von der Notwendigkeit der Rüstungsausgaben überzeugen zu können. Dieser Hinweis lässt eher darauf schliessen, dass die US Air Force mit Antimaterie-Technologie wirklich ernst macht und ihre Bemühungen nicht nur auf Konzeptskizzen beschränkt. Ohne es verschreien zu wollen, könnte ein Verfahren zur Freisetzung von Antimaterie aus einem irdisch zugänglichen Stoff die Grundlage der Industrie und Technologie der nächsten Jahrzehnte und Jahrhunderte darstellen. Dazu müsste ein physikalisches Verfahren entdeckt werden, welches die Erzeugung von Antimaterie aus irdisch verfügbaren Elementen oder Prozessen ermöglicht. Das Periodensystem der Elemente besteht derzeit aus 118 Elementen, die zwar nicht unbedingt natürlich vorkommen, aber im Teilchenbeschleuniger nachgewiesen werden konnten. Alle bekannten Elemente mit einer Ordnungszahl 51 höher als 94 können nur im Teilchenbeschleuniger hergestellt werden. Ihr Nachweis war in der Natur aufgrund der sehr kurzen Zerfallszeit bisher nicht möglich. Über die Elemente jenseits des 118. Elements wissen wir bisher nicht viel. Theoretische Überlegungen zeigen, dass es zahlreiche weitere, extrem schwere Elemente geben müsste. Mit zunehmender Ordnungszahl wären die Elemente aber zunehmend instabiler und damit schwerer nachzuweisen und zu erzeugen. Es ist denkbar, dass Elemente mit einer Ordnungszahl grösser als 118 bei Kernfusionen entstehen, wo sehr hohe Energien und Temperaturen mit einigen Millionen Grad auftreten oder in Supernovas oder Neutronensternen existieren. Über diese Elemente lässt sich bisher aber nicht generalisierend sagen, ob sie radioaktiv und damit instabil sind oder ob es bestimmte Inseln der Stabilität gibt, also gewisse Ordnungszahlanomalien, bei denen sich auch sehr schwere Elemente als stabil herausstellen. Solche Elemente mit einer Zerfallszeit von mehr als einer Sekunde wären die Voraussetzung, um sie in praktischen Anwendungen nutzen zu können.
51 Die Ordnungszahl gibt an, wie viele Protonen sich im Atomkern des Elements befinden.
Über Anomalien bei sehr hohen Ordnungszahlen können wir bisher keine Aussage machen. Wir wissen nicht, ob bei Elementen mit Ordnungszahlen jenseits von 500 relativistische oder quantenmechanische Effekte allenfalls eine bisher nicht vermutete Stabilität oder andere Eigentümlichkeiten bewirken. In Elementen jenseits des gegenwärtig bekannten Periodensystems wäre es vielleicht möglich, Elemente zu finden, die verhältnismässig stabil sind und beim Zerfall oder in Kombination mit anderen Elementen Antimaterie freisetzen. Falls wir einen solchen Prozess nachweisen könnten, wäre es zumindest auf dem Papier möglich, Antimaterie energieeffizient herzustellen. Die Speicherung könnte dabei entfallen, wenn die Antimaterie direkt in einem Triebwerk oder Generator erzeugt und eingesetzt wird. Wenig Materie dieser superschweren Elemente könnte ausreichend Antimaterie erzeugen, um Raumschiffe mit vergleichsweise leichtem Tank zu fernen Planeten zu bewegen. Damit eröffneten sich der Weltraumforschung neue Möglichkeiten, die mit den etablierten Feststoffraketen undenkbar sind.
Bis heute wissen wir aber nicht, welche Eigenschaften Elemente mit sehr hohen Ordnungszahlen entwickeln und ob es
Weitere Kostenlose Bücher