Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
immer noch durch die Wohnung meiner Nachbarin, während der Abspann von Solokitchen vor meinen Augen verschwimmt. Im meinem Rückenhöre ich endlich Schritte. Ich drehe mich um, wobei ich sicherheitshalber das Sofa noch ein bisschen festhalte. Oder besser gesagt, das Sofa von Frau Sondtheim hält mich noch ein bisschen. Die Gestalt, die von der Küche her auf mich zukommt, ist nicht meine Nachbarin.
»Moritz?«
»Hallo Anna.«
Was hat das zu bedeuten? Moritz sieht mich mit eindringlichem Blick an, die Lippen leicht geöffnet, als wollten sie etwas sagen, die Schultern etwas nach vorn gerollt.
»Wo ist Frau Sondtheim?«, frage ich.
Mein Gott, ja, wo war sie denn?
»Anna …« Moritz geht einen Schritt auf mich zu. Ihn scheint die Frage nach meiner Nachbarin weniger zu interessieren. »Ich kenne Susan Winter schon eine geraume Zeit. Ehrlich gesagt, schon lange bevor sie mit diesem Singles-sind-die-glücklicheren-Menschen-Ding berühmt geworden ist, aber dadurch wurde es natürlich vor allem in der Öffentlichkeit wichtig, dass Susan selbst nicht in einer Beziehung lebt. Und die Wahrheit ist, ich bin mit ihr verheiratet.«
»Toll!«
»Aber unsere Beziehung ist schon lange vorbei. Ich habe so viele Jahre daran gehangen, während Susan ihr Karriereding durchgezogen hat. Wir haben uns auseinandergelebt und uns mittlerweile nichts mehr zu sagen. Aber so klar war mir das die ganze letzte Zeit nicht wirklich.«
Moritz unterbricht sich. Er tritt zu mir heran und nimmt meine Hand.
»Es tut mir leid, dass du es so erfahren musstest. Und es tut mir leid, dass ich dir nicht direkt die Wahrheit gesagt habe, aber Susan und ich haben niemandem die Wahrheit gesagt.«
Meine Hand zittert in seiner. Nein, schlimmer. Mein ganzer Körper zittert vor sich hin. Moritz kommt mir immer näher. Er blickt mir so tief in die Augen, dass mir schwindelig wird. Sanft legt er seine Wange auf meine und flüstert mir ins Ohr: »Anna, ich werde dich lieben, ich werde dich verehren, ich werde für dich meine Freiheit aufgeben, aber ich kann dich unmöglich heiraten.« Und dann küsst er mich, dass ich fast nach hinten über Frau Sondtheims Sofa falle. Er zieht mich fest an sich heran und beendet seinen Satz: »Zumindest solange ich noch nicht geschieden bin.«
28.
Das Ende der Welt oder für wie viele Personen ist das Rezept?
D as Ei schlägt am Rand des Messbechers auf. Langsam laufen Eiweiß und -gelb an der zerbrochenen Stelle hinab in den Becher. Ich fülle das Ganze mit Milch auf, schlage es zu einer schaumigen Masse und verteile es mit Tomaten und Zucchinistücken auf dem Teig in der Tarteform. Etwas Käse drüber. Fertig! Schließlich verstaue ich die Quiche im Backofen und drehe mich in meiner Küche um.
»Ist in zwanzig Minuten fertig.«
»Fein. Ich habe einen Bärenhunger, seit ich schwanger bin«, meint Christina und streicht sich erschöpft das Haar aus der Stirn. Meine Freundin sieht mir lächelnd in die Augen, bevor sie weiterredet. »Danke für die Einladung. Danke, dass ich hier sein darf.«
Ich nehme neben Christina am Küchentisch Platz und schließe sie einfach so in die Arme. »Ich habe dich vermisst. Ich hätte dich so oft gebraucht. Und ich weiß, dass man manchmal, nein, oft aus Liebe bescheuerte Dinge macht.«
Wir schluchzen ein bisschen vor uns hin, bis wir beide über uns lachen müssen.
»Und wie läuft es so mit meinem Exfreund?«
»Ach, ganz gut. Aber weißt du, was wirklich schlimm ist? Seine Mutter wird bei uns einziehen. Ich habe getan, was in meiner Macht steht, aber ich werde es nicht verhindern können.«
»Margot!« Meine Güte. Jetzt war meine Freundin nun wirklichnicht mehr zu beneiden. Die Vorstellung, dass das mein Schicksal an Frederiks Seite gewesen wäre, amüsiert mich derart, dass ich laut losprusten muss.
»Ja, lach du nur.«
»Ach, das schaffst du schon, Christina. Komm, wir gehen rüber zu den anderen.«
Im Wohnzimmer warten bereits Lena und Thomas, die sich zwar ausgiebig damit beschäftigen, sich auf dem Sofa anzuschweigen, aber sie sind jetzt bei einem Beziehungsberater und haben erst mal Waffenstillstand ausgehandelt, und ich denke, das ist doch schon mal eine gute Sache. Vor dem offenen Fenster neben dem Bücherregal lehnt Tim, der mit der kleinen Zora Seifenblasen in den Himmel steigen lässt.
»Na, habt ihr Spaß?«, frage ich die beiden. Zora strahlt über beide Wangen, während sie Tim um die Beine fällt. »Das ist ein sehr netter Mann! Darf ich den mit nach Hause
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