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Eis

Eis

Titel: Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Kosch
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und daß schon für bald, vielleicht bereits für morgen, eine Besserung zu erwarten sei. Es wurde auch ein ausführlicher Artikel eines Meteorologen veröffentlicht: „Woher Schnee im März?“, worin den unbewanderten Lesern erklärt wurde, daß Schneegestöber infolge des Zusammenpralls von kalter und warmer Luft entstehen, und dann auch hier der Schluß gezogen wurde, daß es sich um eine lokale, kurzlebige Erscheinung handle, die mit Rücksicht auf die fortgeschrittene Jahreszeit höchstens bis Ende der Woche anhalten könne. Unterschrieben hatte irgendein Mate Liebling.
    Das war alles. Außer daß auf der ersten Seite unten ein größeres Foto gebracht wurde, auf dem man vor weißen Flächen und Flecken von Druckerschwärze kaum etwas erkennen konnte. Über dem Bild stand in großen Lettern: „Bei der Arbeit“, und darunter: „Die Angestellten der Direktion für allgemeinen Verkehr, ihre Solidarität mit den Eisenbahnern manifestierend, sind heute freiwillig zum Bahnhof hinuntergegangen, um mit vereinten Kräften zur möglichst schnellen und erfolgreichen Räumung der Schienenstränge beizutragen. Auf der Aufnahme unseres Fotoreporters, der zufällig am Bahnhof war, sieht man, wie Genosse Stojan Plećasch, der Generaldirektor der Direktion, die erste Schaufel in den Schnee sticht und damit die Aktion symbolisch eröffnet.“
    Der Rundfunk wiederholte, wie üblich, die Zeitungsmeldungen und fügte die neuesten Nachrichten ausländischer Stationen hinzu. Es stellte sich heraus, daß auch in Skandinavien ausnehmend niedrige Temperaturen verzeichnet wurden. Schneeverwehungen hatten die Britischen Inseln ergriffen, Polen, Deutschland und ganz Mitteleuropa. Schienen und Straßen waren verschneit, Flugzeuge, außer Militärmaschinen, stiegen nicht auf. Aber auch weiter nach Süden war der Schnee vorgedrungen: In ganz Frankreich hatte es geschneit, und der Schnee war liegengeblieben, sogar an der Cote d’Azur, wo die Gäste, von der Umwelt abgeschnitten, die ganze Nacht in Bars und Spielkasinos verbringen mußten, und anscheinend hatte, den ersten Nachrichten zufolge, der Schnee auch Spanien und Italien bestäubt und sogar auf Sizilien die Palmen und Orangenhaine versengt.
    Alles das regte die Leute nicht sehr auf, die in ihren warmen Stuben beim Ofen saßen und freigebig, wo doch der Winter zu Ende ging, ihre letzten Kohlenvorräte verheizten. Und auch die anderen nicht, die in ungeheizten Räumen bibberten; sie waren das schon gewöhnt, und nun kam es ihnen vor, als wären sie in ihrem Unglück nicht allein und als würde ihnen davon leichter und wärmer. Die einen wie die anderen erwarteten mit Zuversicht die bevorstehenden wärmeren Tage und wandten sich in ihren Gesprächen anderen, dringlicheren Fragen und ihren alltäglichen Sorgen zu.
    In einem der niedrigen Hinterhäuschen in der Skopska-Gasse saß der Heizer Risto Mazura in seiner Wohnküche, die gefrorenen Füße in einem Bottich mit warmem Wasser, und erzählte seiner Frau: „Nicht ein Zug ist den ganzen Tag angekommen. Wir versuchten, wie im Krieg, aus der Umklammerung auszubrechen. (Aber was weißt du, was Krieg und Durchbruch ist!) Wir zogen die Schneepflüge aus der Remise, gossen warmes Wasser und glühende Asche auf den Schnee. Fünf Lokomotiven schoben die Pflüge, die mit Blei beladen waren, damit sie schwerer wurden und nicht aus den Schienen sprangen. Sämtliche Heizer, sämtliche Hilfskräfte und Schaffner und Reiniger kamen zu Hilfe. Aber was hilft das, wenn der Schnee die ganze Strecke entlang liegt und an den Schienen klebt. Gegen Mittag kam die ganze Direktion zu Hilfe. Alles lauter Beamte, und nun werden auch sie mit Besen und Schaufeln Schnee fortschaffen. Der die ganze Sache kommandierte, holte einmal aus, zweimal, dann begann er zu schwitzen, wurde müde, ließ alles stehn, ging ins Bahnhofsbüffet, angeblich, um mit dem Stationsvorsteher zu sprechen, dann setzte er sich ins Auto und fuhr davon. Die anderen schafften wacker, und am Ende wurden auch sie müde und ließen die Schaufeln und Besen liegen, und wir konnten sie auflesen.“
    Er ist im Hemd, die Hosenbeine bis über die Knie hochgewickelt, darunter sieht man seine behaarten Beine mit den dicken, geschwollenen Adern. Die Kinder am Tisch spielen und hänseln sich mehr, als daß sie Schularbeiten machen, und über allem liegt der Dunst, der sich vom Ofen ausbreitet, von feuchten, an der Leine trocknenden Kleidern und aus dem Bottich, in dem der Vater ein Fußbad nimmt.
    Die

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